Tagebuch




Twilight


Gabi vor "Bella's House", Twilight-Movie-Location, St. Helens, OR

Gut ausgeschlafen sind wir jetzt mit Sicherheit. Erst 2 Stunden Spätmittagsschlaf gestern Abend und dann nochmal 8 Stunden obendrauf. Naja, Erholung beinhaltet für uns auch viel Schlaf. Guter Dinge starten wir in den Tag - der blaue Himmel hat uns vorhersagegemäß verlassen, aber es ist noch trocken und völlig ok.

Wir haben entschieden, am Vormittag noch einmal in die Columbia River Gorge zu fahren. Mindestens ein Wasserfall will besucht sein - es gibt hier mehrere zur Auswahl. Diese sind derzeit aber nicht gut zu erreichen, da der Hwy.#30 wegen der vergangenen Waldbrände noch teilweise gesperrt ist.

Und auf der Interstate ereilt uns dann über Leuchttafeln auch die Nachricht, dass der Parkplatz zu den sehr bekannten Multnomah-Falls (der befindet sich übrigens mitten zwischen den Fahrbahnen der Interstate) wegen Überfüllung geschlossen wurde.

Also biegen wir rechtzeitig ab - Ausweichprogramm: über den „Old US-Hwy#30“ steuern wir den „Portland Women's Forum State Scenic Viewpoint“ (was für ein Name!) an. Von hier hat man trotz des Zwielichtes einen ganz schönen Blick auf das „Vista House“, unser nächstes Ziel. Der Name ist Programm. Tolle Aussicht. Ein sehr süßer Hund macht mir schöne Augen und will portraitiert werden. Die drei Gestalten in historischen Kostümen (hier ist alles historisch, was vor 1980 entstanden ist) kümmern sich um die Insassen von Reisebussen. Entertainment.

Der Trail zu den Bridal-Veil-Falls (mal wieder der Brautschleier - so heißt in den USA jeder 3. Wasserfall) ist Gott sei Dank nicht so überlaufen und der Wasserfall selbst zeigt sich von seiner besten Seite. Auch das Gestrüpp am Wegesrand verdient fotografische Beachtung.

Nun zurück nach Portland, unterwegs tanken und sorgfältig auf den Weg achten. Das ist trotz Navi (das auch manchmal Signal und Orientierung verliert) anspruchsvoll. Wir wollen ja nich irgendwie nach Long Beach fahren, sondern über die alte US-#30. Und da muss das Navi auch mal ausgetrickst werden. Die Brücken in Portland haben es in sich und die Interstates sind allesamt auf Pfeilern in mehreren Etagen übereinander durch die Stadt gebaut. So was haben wir noch nicht gesehen. Mit List und Tücke fahren wir gegen 13:15 Uhr genau an unserem Hotel vorbei, das wir heute morgen verlassen haben - die erste Runde ist gedreht, nun heißt das Ziel: Pazifik.

Als wir an dem Ort St. Helens (sagte uns bislang nix) vorbei fahren, brauchen wir mal einen Restroom. Da - ein Visitor Center. Wir halten an, gehen rein - und scheinen vom Blitz getroffen. Da sitzen 2 alte Herren inmitten eines muffigen Gruselkabinettes und begrüßen uns freundlich. Einer hat ein orangenes Party-Halloweenhütchen auf dem Kopf - da bleibt dir die Spucke weg.

Die beiden erzählen uns allen Ernstes, dass wir in „Halloweentown“ angekommen seien, hier sei jetzt für fünf Wochen überall der Grusel los. Das Gruselkabinett ist eine „Ausstellung“, die dem geneigten Gast das Thema wohl näher bringen soll. Wir kriegen uns nicht mehr ein, lachen gemeinsam und machen Fotos. Vom Hütchenträger hätte ich gerne eins gemacht, aber da siegt die gute Erziehung. Schaut die Bilder - zum piepen. Wer sich die Mühe macht, die Zeitungsausschnitte zu betrachten, wird wie wir Tränen lachen.

Zum Abschied erzählen uns die beiden, dass unten an der Waterfront, ca. 1,5 Meilen weiter (Downtown quasi) ein Fest für die ganze Familie stattfindet. Wir sollen ruhig hinfahren. Machen wir. Da ist jeder Laden gruselig verziert, beim Frisör sitzen die Skelette auf den Stühlen und auf den Straßen jede Menge Gestalten (tot und lebendig).

Der „Marktplatz“ wird geziert von großen Kürbisskulpturen und auch ein altes Taxi steht dort, darin zwei Untote (also jetzt wirklich nur Figuren). Ich mache Bilder, da ruft es aus dem durchsichtigen Plastikzelt im Hintergrund, das wir gar nicht wahrgenommen hatten: „Das ist das echte aus dem Film!“ Wir zwängen uns beide in den „Information-Igloo“ und fragen die Stimme, die zu einer Dame gehört, welchen Film sie denn meint? „Na, Halloweentown - ein Gruselfilm aus den frühen achtzigern“. Nächstes Wochenende kommend die ganzen Schauspieler wieder her - wie jedes Jahr zur großen Halloween-Parade!“ Ja sind die denn völlig irre?

Es wird noch besser: sie reicht uns einen Flyer mit einem Ortsplan - da seien die Drehorte markiert, „und die von Twilight auch“! Gabi flippt förmlich aus. Das darf doch nicht wahr sein!!? DAS „Twilight“??? Ja klar - vieles wurde hier gedreht, wir sind schließlich bekannt als Halloweentown. Wir studieren den Flyer und nun müssen noch einige Fotos her.

Man muss wissen, dass „Twilight“, die vierteilige Serie rund um Bella und ihren geliebten Vampier Edward sowie den Werwolf Jacob, bei ihr sofort hinter „Sissi“ (oder inzwischen vielleicht schon davor?) kommt. Real spielen die Filme im Olympic NP unserem nächsten Ziel. Nicht umsonst übernachten wir auch in Forks, dem Hauptort im Film.

Und nun erfahren wir zufällig (mal ehrlich - kann das Zufall sein??), dass einiges hier gedreht wurde. Um es kurz zu machen: Höhepunkt ist das Foto von Gabi vor „Bella’s House“, das wir schließlich auch noch finden. Kein Wunder, wir haben ja den Flyer aus dem Info-Igloo. Völlig crazy.

Aufgekratzt kratzen wir die Kurve. Wir müssen auch mal weiter, aber das hier hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wir fahren weiter, immer am Columbia-River entlang, es fängt an zu tröpfeln. Der alte Highway 30 kann sich sehen lassen, auch bei dem Wetter.

In Astoria stoppen wir kurz am Columbia River Maritim Museum - das wäre was für morgen, wenn es dann arg regnen sollte. Über eine riesige Brücke wechseln wir von Oregon auf die Washington-Seite. Unser Zimmer hier in Long Beach hat ein riesiges Fenster mit Blick auf den Pazifik Super!! Wir bleiben zwei Tage.

Und das Dinner im „Castaway’s Seafood and Grille“ war auch erste Sahne. Gabis Seafood-Lasagne schwamm drin (in der Sahne) und war zum Niederknien, so ein toller Geschmach nach Meeresfrüchten. Und meine Jumbo-Prawns konnten sich auch sehen und schmecken lassen, butterzart. Nur dass das Bier hier (in diesem Urlaub erstmals, aber nicht neu für mich) mal wieder aus so was wie Gurkengläsern mit Schraubverschluss serviert wird, passt zum etwas „schrägen“ Tag.

Fazit: wenn wir in Forks erfahren hätten, dass z.B. Bella’s House in St. Helens steht und wir durchgefahren sind, ohne das zu wissen - was dann? Und: es gibt keine Zufälle, alles ist irgendwie miteinander verknüpft und ergibt einen tieferen Sinn. Den ich nicht kenne. Punkt.

Liebe Grüße, gute Nacht. Dafür, dass ich heute wirklich nicht viel schreiben wollte, habe ich wieder ganz schön auf der Tastatur geklappert - aber das gehört ja zum Handwerk.

Tagesetappe: 299 Kilometer gefahren, 7,0 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Cedars Ocean View Inn, Long Beach, WA
© 2018 Gabi & Jürgen