Tagebuch




Darfs ein wenig Meer sein?


Gabi auf der Fähre Kingston-Edmonds, WA

Da muss ich am Airport SEATAC nachsitzen. Das kommt davon, wenn man am Abend vorher im Pub versackt ist und die Hausaufgaben nicht gemacht hat. Also, so war das gestern:

Bei bestem Wetter brechen wir unsere Zelte in Port Angeles ab. Ich verzichte heute aufs Frühstück, typisch „Super 8 Motel“, zu süß und ein wenig lieblos. Ein letztes Mal tanken wir für den heutigen Tag und rollen dann zu einem weiteren Tip des netten Rangers Matt von gestern: Bei Sequim gibt es das „Dungeness Wildlife Refugee“ mit einer „Spit“, einer natürlichen Sandbank, die weit ins Meer hinaus ragt.

Wir stellen den Wagen ab, unser neuer Annual-Pass gilt auch hier. Prima. Durch dichten Wald geht es eine gute halbe Meile hinaus bis zum ersten Aussichtspunkt. Da liegt sie vor uns, die Spit, die jedes Jahr von ganz alleine etwas (aber auch nur etwas) größer wird. Holz wird angeschwemmt und liegt überall rum - genau so wie die übliche Meeresflora. Aufällig sind vor allem wieder mal die langen Kelp-Stämme mitsamt Blattresten. Die sehen irgendwie alienmäßig aus mit ihrem dicken Bubble-Kopf und den festen, glitschigen Tentakeln.

Matt hat gesagt, dass man hier außerhalb eines Schiffes die beste Möglichkeit hat, Seehunde, Orcas, Wale oder anderes Meeresgetier zu sehen. Natürlich ist das hier auch Vogelschutzgebiet und manche Bereiche bleiben dem Gefieder vorbehalten. Wir lassen uns Zeit, stromern herum und machen Bilder.

Zurück im Wald fallen uns wieder einige fotogene Pilze auf. Nun aber weiter - in Sequim huschen wir kurz ins Safeway und lassen uns frische Sandwiches machen, die wir auf der Weiterfahrt gemeinsam mit einem sehr leckeren, überteuerten Kaffee von Starbucks verputzen.

So errreichen wir gegen 13:00 Uhr Port Townsend, die Hafenstadt mit ihren viktorianischen Häusern in der Oberstadt (kurzer Sprint die steilen Treppen hoch) und ihrem netten Flair an der Waterfront. Schön hier!

Es ist Nachmittag geworden und nach unserer Berechnung könnten wir die Fähre in Kingston um 15:10 Uhr erreichen. Also geht es 45 Minuten Richtung Süden und schon rollen wir auf das Kassenhäuschen zu. Wieder ist alles perfekt organisiert. Die halbstündige Überfahrt über den Pudged Sound kostet für unseren CX-5 und uns beide insgesamt 15 Dollar. Alle Fahrzeuge werden wieder auf einem größeren Parkplatz in Reihen aufgestellt. 15:00 Uhr Boarding - wir waren um 14:55 Uhr dort. Perfekt. Innerhalb von 10 Minuten sind hunderte Autos auf die große Fähre gerollt, wir legen ab.

Wir steigen aus und gehen an Deck. Sehr schöne Aussicht, recht kalter Wind. In Edmonds haben wir nur wenige hundert Meter bis zu unserem „Best Western“. Klasse Zimmer, die Kette hab ich am liebsten. Da sind wir noch nie reingefallen.

Das Wetter ist aber viel zu gut, um jetzt Koffer zu packen. Also raus! Ein Bummel zurück in den Fährenbereich und durch die Downtown steht an. In der Salish Sea Brewery trinken wir gemütlich ein Bier & Cider, als kleine Mahlzeit dazu: nochmal leckere Nachos, die wir uns teilen.

Sonnenuntergang am Meer, da kommt wieder eine Fähre. Direkt um die Ecke ist ein gut gefüllter Pub. Wir haben keine Lust auf Motelzimmer und setzen uns an die Theke. Zu weiterem Bier und Cider gesellen sich Chicken Wings, die wir wieder teilen. Neben uns an der Theke: Darryn, der einsam in seinen Tulamore Dew schaut. Wir beginnen ein Gespräch und ab da ergibt ein Wort das andere. Wir quatschen uns so richtig fest, auch ein Bier ergibt das andere, Darryn lacht schallend über unsere witzigen Episoden von der Reise u.ä. und es ist einfach toll. Am Ende durfte es auch hier etwas mehr sein.

Später auf dem Zimmer geht nix mehr - Augen zu.

Der nächste Tag, die Rückreise:

Die nächtliche Geräuschkulisse war imposant, hier führt eine Bahnlinie vorbei und die sehr gut getakteten Züge kündigen ihre Ankunft und Weiterfahrt stets mit einem Horn an, das jedem Schiffsnebelhorn Konkurrenz macht. Gut, die Fähren tuten auch und das ganze vermischt sich. Wenn dann auch noch morgens um 06:00 Uhr die Müllabfuhr kommt und richtig Radau macht, ergibt das eine ganz besondere Synfonie. Dennoch haben wir recht gut geschlafen und starten entspannt in den letzten Urlaubstag.

Das Frühstück hier ist einfach klasse - typisch Best Western. Gabi packt die Koffer zusammen und sorgt dafür, dass im Handgepäck nur das ist, was mit in die Kabine darf. Ich versorge inzwischen die Fotos von gestern, treffe eine Auswahl, bearbeite diese und baue sie in die Website ein. Hochgeladen wird auch noch, eine letzte Datensicherung und ab dafür.

Die 50 Minuten Fahrt zum Flughafen verlaufen gut. Es regnet und das macht den Abschied etwas einfacher. Noch eine gute Amerika-Erfahrung ist die Erfindung der Car-Pool-Lanes auf den Interstates. Seattle ist bekannt für das morgendliche Verkehrschaos und auch unsere Interstate ist sehr gut gefüllt, zum Teil gilt „stop and go“. Die Bahn ist vier- manchmal auch fünfspurig und wird in der Stadt noch breiter. Wie gut, dass der ganz linke Fahrsteifen nur Autos mit 2 und mehr Personen darin vorbehalten ist. Das scheinen nicht so viele zu sein und wir düsen mit 60 mph am stockenden Verkehr vorbei.

Die Mietwagenrückgabe ist gewohnt kurz und schmerzlos. Das eigentliche Prozedere dauert keine Minute. Auf die obligatorische Frage nach meiner Zufriedenheit lobe ich das tolle Auto und den Service, mache aber meinem Unmut über die Roadside-Assistence-Story mit der Motorwarnleuchte Luft. Wofür eine Versicherung, wenn im Notfall nicht die erwartete Hilfe kommt?

Mit viel Verständnis werde ich an den Schalter verwiesen, wo ich mein Anliegen noch mal erläutern soll. Die 10 Minuten haben wir und ich muss nur erklären, was mir nicht passte - schon wird der gesamte Versicherungsbetrag rückerstattet. Keine Diskussion, die wollen einfach zufriedene Kunden - so mein Eindruck. Mein Vortrag war ja auch schlüssig. Die 163 Dollar können wir gut für anderes einsetzen.

Am Airport Seattle gibt es Live-Musik, hier geben sie lokalen Musikern die Chance, selbst im Sicherheitsbereich zu musizieren - das finde ich nachahmenswert! Für den Rückflug hatten wir mehr Beinfreiheit gebucht und das ist richtig gut. Die 1. Reihe der Economy, direkt hinter der Premium-Economy verschafft uns so viel Platz, dass Gabi Ihre Beine gerade ausstrecken kann, ohne den Vordersitz zu erreichen. Das ist insbesondere dann praktisch, wenn die Vorderleute ihren Sitz nach hinten klappen, was den Sitzkomfort normalerweise ziemlich einschränkt. Wir schauen Filme, lassen es uns schmecken und schlafen.

Der Lufthansa-Transfer von Frankfurt nach Düsseldorf ist diesmal per Zug, unser Gepäck holen wir kurz vor dem Bahnsteig am Lufthansa-Servicepunkt ab - auch sehr entspannt. Lediglich die letzen Kilometer mit dem RE 10 von Düsseldorf nach Nieukerk sind wie immer eine Qual. Wenn ich bedenke, dass ich vor 3 Tagen für die gleichlange Fährenüberfahrt für uns beide inklusive Auto die Hälfte bezahlt habe wie für die Bummel-Kurzstrecke hier, dann stimmt irgendwas nicht mit dem Preisgefüge.

Am Samstagabend folgt dann noch das 50. Clubtreffen der „Fine Spirits“ in der heimischen Whiskybotschaft - ein toller Ausklang.

„The End is near“ hatte Ingrid in ihrer letzten lieben Mail geschrieben und jetzt kann ich sagen: „It’s done!“ Es war ein wunderschöner Urlaub im für uns noch unbekannten Nordwesten. Wir haben unsagbares Glück mit dem Wetter gehabt, was sicherlich ein gutes Teil zu unserer Begeisterung und Erhoung beigetragen hat. Wir hätten durchaus auch mit drei Wochen regnerisch-durchwachsen rechnen müssen. Aber schaut euch nochmal die Fotos an - was hatten wir für ein Glück!

Die Landschaft dort ist atemberaubend schön und die Gegend manchmal noch einsamer als im Südwesten. Deutlich weniger Touristen gibt es hier ohnehin. Uns gefällt es ganz besonders, wenn wir einfach so im amerikanischen Alltag mitschwimmen und das Gefühl haben, dazuzugehören. Das war diesmal definitiv wieder so. Und auch die Breweries mit ihrem vielfältigen Angebot haben Spaß gemacht. Jahrelang habe ich nicht mehr so regelmäßig und „viel“ Bier getrunken. In jeder Hinsicht war das ein klasse Urlaub.

Nun wird in den kommenden Wochen aber der Gürtel wieder enger geschnallt und auch das in jeder Hinsicht. Gute Vorsätze für das winterliche Fitnessprogramm haben wir in den Staaten gefasst und die gilt es nun umzusetzen.

Danke sagen wir allen, die uns „begleitet“ haben. Danke sage ich aber ganz persönlich auch nochmal meiner lieben Gabi. Es ist so unglaublich schön, mit ihr zu verreisen. Unkompliziert ist es, super organisiert bis ins Kleinste und immer lustig. Tiny little Bear hatte auch wieder seinen Spaß.

In diesem Sinne: bis bald - denn den Jahrespass für unsere USA-Reise 2019 haben wir ja schon in der Tasche. Hoffen wir einfach, dass wir alle gesund und munter bleiben …

Tagesetappe: 150 Kilometer gefahren (+ 47 km am 05.10.), 13,4 Kilometer zu Fuß
Übernachtung: Best Western Plus Edmonds Harbor Inn, Edmonds, WA

Days like these ...


Gabi auf der Hurrican Ridge, 5.242 feet (1.598 m) high, Olympic NP, WA

Heute kann alles - muss nix. Daher lassen wir es extrem ruhig angehen, drehen uns nochmal um, wollen gar nicht aus dem Bett. Kein Wunder, es scheint irgendwie saukalt zu sein. Klar, Fenster ist auf, aber soo kalt. Jap. Mehr als 9 Grad werden es heute nicht. Da ziehe sogar ich die lange Hose an und das will was heißen. Wir trödeln so rum, dass wir fast das Frühstück verpasst hätten. Naja - da hätten wir auch wirklich nichts verpasst.

Erster Weg: Visitor Center des Olympic NP. Ranger Matt ist nett, sehr sogar. Er gibt sich wirklich Mühe und hat zwei Top-Empfehlungen, die völlig kostenlos ihr Geld wirklich Wert gewesen wären.
Unsere Überlegung, auf die Hurricane Ridge hinaus zu fahren, unterstützt er voll. Wenn nicht heute - wann dann? Zuletzt war es oben meist diesig - so wie derzeit hier unten. Aber heute: er zeigt uns ein Live-Kamera-Bild. „Fahrt am besten sofort rauf - wer weiß, wie lange sich das so hält!?“ Das machen wir sofort. 17 Meilen lang ist die Fahrt immer bergauf, Geschwindigkeitsbegrenzungen - zu Recht! Nach knapp 40 Minuten sind wir oben und die Wolken liegen unter uns.

Tolle Aussicht, wie gut, dass wir das gemacht haben. Gerade mal noch 1 Grad Celsius hat es hier, dazu einen leichten, doch „fiesen Wind“, wie Mutter sagen würde. Ach ja, den Beiden geht es gottlob gut, wir haben heute Morgen noch geskypt, wie schon so häufig. Sie nehmen regen Anteil an unseren Erlebnissen und haben manch nette Mail geschickt. Danke dafür!

Den „Cirque Rim Trail“ laufen wir ab, tolle Aus- und Tiefsichten tun sich auf. Klasse! Gabi macht immer mehr Fotos und hängt sich dabei auch richtig rein. Das gefällt mir sehr gut.

Auf der Fahrt hinunter muss ich mal scharf bremsen. Da ist mir doch so ein Rehtier über die Straße gelaufen. Mit etwas Sicherheitsabstand im Seitenstreifen wirft es sich dann aber fotogen in Pose.

Der zweite super Tipp von Matt: Die „Sol Duc Area“ mit drei Anlaufstellen: „Salmon Cascades“, „Ancient Groves Trail“ und „Sol Duc Falls Trail“. In der Reihenfolge! Machen wir!!

Die 47 Meilen sind zügig gefahren. Es geht ein ganzes Stück den Weg von gestern zurück, wieder vorbei am schönen Lake Crescent. Dann links ab und schon sind wir im beschriebenen Bereich. Die „Salmon Cascades“ sind ein aufgewühltes Stück „Sol Duc River“; der Fluß stürzt sich hier über so machen Felsblock. Und machmal steigen hier die Lachse flußaufwärts. Laut Matt fühlt man sich dann wie in einem National Geographic Film. Natur pur. Nun, heute keine Lachse - der Fluss ist aber toll. Und wie beschließen, Matt’s Rat folgend, am Abend nochmal herzukommen, „es sind ja Tiere, vielleicht sind sie dann da?“

Matt hat uns auch erklärt, dass der klassische Regenwald eher im westlichen Part des Olympic NP zu finden ist (ihr erinnert euch? Forks, Lake Quinault etc.). Rund um den Lake Crescent und Port Angeles ist eher herkömlicher Urwald. Da wird meine Einschätzung von gestern doch glatt bestätigt. Kam mir ja gleich eher urwaldig als regenwaldig vor gestern und das hatte ich glaube ich auch so geschrieben im Tagebuch. Der Bereich rund um den „Sol Duc River“ stellt aber genau die Grenze zum Regenwald dar und der „Ancient Groves Trail“ zeige das sehr schön.

Darüber hinaus sei dieser Bereich tatsächlich bislang komplett vom Menschen (Rodungen) und Naturgewalten (verherendes Feuer) verschont geblieben. Das sei sehr selten und daher komme der Wald dort auch noch urtümlicher rüber. Auch das stimmt. Wir verzichten aber auf die Veröffentlichung zu vieler Bilder von da - wahrscheinlich kann der geneigte Leser schon keine Waldfotos mehr sehen. Wir haben aber reichlich auf Vorrat geschossen.

Der Trail zum Sol Duc Wasserfall schließlich ist dann die Fortsetzung eines perfekten Tages. Wir finden fotogene Pilze und wie gestern die kleine Maus huscht heute ein flinkes Squirrel über den Waldboden. Links Nüsse holen, nach rechts düsen, Baumstumpf rauf - futtern. Wieder nach links, neue Nuss - Spiel von vorne. irgendwann habe ich das kleine süße Tierchen dann doch halbwegs vernünftig erwischt.

Auf dem Rückweg nehmen wir das Stativ mit an die Salmon Cascades. Mit den Neutraldichtefiltern haben wir nun schon genügend Übung. Die Belichtung passt immer - es kommt dann auf den richtigen Ausschnitt an. Wir finden das schön, wenn das Wasser im Bild „fließt“. Es dämmert schon etwas und Jason Aldean singt heute schon zum zweiten Mal mit rauher Countrystimme sein „Days like these“. Perfekter Titel für den Tag, finde ich. Tage wie diese darf es im Leben gerne viele geben: total entspannt und dennoch voller schöner Erlebnisse.

Die Krönung war jetzt eben die Pizza von Dominos auf dem Zimmer: günstig und extrem lecker. Ich hoffe, wir haben noch ganz viele Tage wie diesen, wenn auch der Urlaub 2018 nun langsam zu Ende geht. Doch: „Heute ist nicht alle Tage …!“ Auch das ist gut so!

Tagesetappe: 203 Kilometer gefahren, 9,7 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Super 8 by Wyndham Port Angeles at Olympic National Park, Port Angeles, WA

Water? Falls!


Gabi & Jürgen am Madison Fall, Lake Crescent, Olympic NP, WA

Gehen mir die Überschriften aus? Nö - das war tatsächlich das Motto des Tages heute: Wasser fällt - meist von oben, entweder in Form von Regen (zwischendurch, aber heftig) oder als Wasserfall und derer hatten wir heute gleich zwei. Damit ist auch schon fast alles erzählt. Fast!

Frühstück gibt es nicht im Dew Drop Inn, wohl aber den obligatorischen selbstgebrauten Kaffee auf dem Zimmer, quasi im Bett serviert.

Wir starten in den Tag, indem wir den Forks Outfittern gegenüber einen Besuch abstatten. Dort bekommt Gabi ihr neues Holzfällerhemd, dass sie nun endgültig in diese Landschaft hier einpasst. Kommt gut auf den Fotos, das rotschwarz karierte Hemd, finde ich. In dem Laden kaufen wir auch gleich noch Sandwiches und Coffee zum Früstück, fahren zum nahe gelegenen Visitor Center und verputzen das dort draussen, denn derzeit ist es trocken. Blauer Himmel hier, dunkle Wolken dort.

Im Vistor Center gibt uns eine sehr, sehr pfundige Dame sehr herzliche Tipps für den Tag mit auf den Weg. Und sie versorgt Gabi mit allerlei Flyern und Infomaterial zum Twilight-Geschehen. Da muss auch noch ein Foto mit Edward und Jacob geschossen werden.

Wir steuern über den Hwy-#101 den Lake Crescent an - kurze Fahrt heute insgesamt. Weitere Ausflüge zur Nordwest-Küste (la Push u.ä.) lassen wir wegen der weiten Fahrt heute ausfallen. Dafür nehmen wir am Lake Crescent mit seinem türkisfarbenen Wasser, das so klar ist, dass man 20 Meter tief gucken kann, den Merymere Falls Trail unter die Füße. Wieder sehr herbstlich, sehr dschungelartig, aber nicht ganz so extrem regenwaldig wie gestern - von den Pflanzen her. das Wasser von oben stellt sich bald wieder ein. Und das schüttet! Gott sei Dank sind wir da schon wieder auf dem Rückweg vom Wasserfall.

Dort hatten wir Mutter und Tochter aus Ulm getroffen. Jetzt im strömenden Regen auf dem Rückweg treffen wir das junge Paar aus Moers. Klar, dass jedes Mal einige Worte gewechselt werden.

Die winzig kleine Maus, die uns schon auf dem Hinweg vor der Nase herumgetanzt war, begrüßt uns auch auf dem Rückweg ganz herzlich, zappelt aber so über den Waldboden, dass kein Foto gelingen kann. Mich wundert eh, dass bei den Lichtverhältnissen hier in den Wäldern vorzeigbare Bilder entstehen. Da bin ich stolz auf meine D750.

Gestern am Lake Quinault war es so: bleib 2 Minuten stehen - zack, hast du Moos angesetzt. Das Zeug fand sich einfach ü-b-e-r-a-l-l. Heute ist es anders: bleib 1 Minute stehen und du bist pitschenass. Im Grunde haben wir nur diesen einen Guss mitbekommen heute, sonst war es wirklich schön. Aber der hatte es in sich.

Zur Belohnung und zum Aufwärmen und Trocknen suchen wir die nahe gelegene Lake Crescent Lodge auf - sehr gediegen, wie gestern die. heute gönnen wir uns aber ein Bier und einen Cider am Lagerfeuer - besser gesagt:Kaminfeuer (es geht schon wieder durch mit mir).

Anschließend lacht die Sonne wieder und macht den Himmel blau. Überall dampft es gewaltig gen Himmel, Wasserdunst, der bald wieder als Regen runter kommt, denke ich. Nächstes Ziel: die Madison Falls, ebenfalls sehenswert. Der Trail war easy.

So erreichen wir Port Angeles, beziehen unser Zimmer und fahren zum Visitor Center. Gerade noch Glück gehabt: 16:55 Uhr - um fünft ist hier Schluss. Gut beraten verbschieden wir uns von der freundlichen Lady und erfahren im hinausgehen, dass sie in Nijmegen geboren ist - vor vielen Jahren. Kleef ist ihr sehr vertraut. Was ist denn los heute - ist ja fast wie zu Hause?

Ohne Umweg zum Abendessen, gleich neben dem Hotel. Seafood-Spaghetti für Gabi, ein Fischburger mit Onion-Rings für mich. Und ich lerne zwei weitere Brauwerke kennen. Das macht echt Spass hier im Nordwesten. Wird mir fehlen nächste Woche.

Jetzt ist es gerade mal 21:00 Uhr und schon Feierabend. Habe mich aber auch kurz gefasst heute. Machts gut, bis morgen! Und es gibt die gute Erkenntnis: Wasser fällt hier von oben, Wein und Bier fließen im gemächlichen Tempo - die Kehlen hinab.

Tagesetappe: 129 Kilometer gefahren, 9,0 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Super 8 by Wyndham Port Angeles at Olympic National Park, Port Angeles, WA

Rain! Forest!


Jürgen auf dem Kestner Loop Trail, Quinault, Olympic NP, WA

Frühstück überspringe ich, wir starten um kurz nach 09:00 Uhr. Es regnet und uns ist klar: das wird heute Programm! Haben wir mit gerechnet, haben wir bekommen.

Blöd ist, dass diese dusselige „Motorwarnleuchte“, auf englisch „check engine light“ leuchtet und wir nicht wissen, ob uns unser schönes Auto - oder besser gesagt, dessen Motor - irgendwann um die Ohren fliegt. Tut er nicht! Wir fahren gen Norden, immer auf dem Hwy. #101 die Küste entlang und nähern uns Meile um Meile wirklich menschenleerer Gegend. Die #101 ist übrigens die Fortsetzung des bekannten Hwy. #1 in Californien. Und morgen werden wir den bis auf das Teilstück Ekureka, CA bis Astoria, OR komplett von San Diego an der mexikanischen Grenze bis fast nach Kanada gefahren sein - über mehrere Jahre verteilt.

Wir hören wie immer schöne Musik, tanken zwischendurch, mampfen ein paar Chips und Träubchen und genießen die an uns vorbei gleitende Landschaft. Gabi vergisst sorgar die blöde Lampe zwischenduch, ich habe sie immer im Auge, genau wie die Kühlflüssigkeitstemperatur etc. Wir haben beschlossen, die Lampe schlicht zu ignorieren. Wenn wir eine Werkstatt finden - ok: dann lassen wir das mal checken auf Kosten von Alamo. Wenn nicht - auch gut, solange unser CX-5 rollt und das tut er. Zuverlässug schnurrt er die Meilen hinunter, satte 120 sind es, als die Lampe plötzlich gehen 13:30 Uhr ausgeht. Bzw. nach dem Starten des Motors an der Lake Quinault Lodge nicht mehr angeht. Das wars, that’s it! Seitdem ist Ruhe - sehr, sehr gut so. Hat doch etwas Nerven gekostet, die Sache, aber jetzt ist alles gut.

Also: wir erreichen den Olympic National Park, das ist reiner Regenwald und der macht seinem Namen heute alle Ehre. Dabei hört es bei unserem ersten Nature Trail sogar mal auf zu regnen - wir kommen halbwegs trocken durch, von den dicken Tropfen mal abgesehen, die von den Blättern hoch oben runtertropfen. Aber das hängt eben ganz eng zusammen, der viele Regen und der unglaubliche Wald hier. Alles ist so satt grün und gelb und orange. Leute mit „Grün-Allergie“ sollten unsere Fotos von heute besser meiden!

Farne, Moose, Flechten, Gestrüpp, riesige Bäume, mit 60-70 Metern Höhe meist höher als unsere Kirche zu Hause. Alles wächst und rankt sich über-, unter- und nebeneinander, verknotet sich miteineander und vermischt sich zu einem unglaublich schönen Urwald. Den zu durchschreiten - unbeschreiblich! Alles scheint zufällig hingeworfen und doch macht das alles Sinn, folgt es einem Naturgesetz - mehr Natur pur als hier geht nicht. Tiere gibt es von winzigklein bis ganz schön groß - sie zeigen sich uns aber nicht. Statt Zottelbären - Zottelbäume. Ruhig ist es aber, sehr ruhig, wenn da nicht das Tropfen der Tropfen wäre …

Wir können uns nicht sattsehen und gelangen schließlich an die Lake Quinault Lodge am gleichnamigen See. Hier mal ein paar Tage zu wohnen wäre auch schön. Nebenan ist die Rangerstation. Wir sprechen mit der Rangerin - heute, am 01.10. gilt unser im vergangenen September erworbener Jahrespass für alle Nationalparks der USA nicht mehr. Also entweder ein Wochenpass (für die nächsten 3 Tage) zu 25 $ oder wieder ein Jahrespass für 80 $? Keine lange Überlegung, das war zuvor im Auto keine 5 Sätze zwischen uns wert: wir sparen 25 $ und haben nun wieder bis 30.10.2019 „kostenlosen“ Zutritt zu allen NP in den USA. Jippi!

Wegen des anhaltenden Regens folgen wir dem Rat der Rangerin, den 31 Meilen langen „Loop Drive“ um den Lake Quinault abzufahren - das sei auch sehr sehenswert und zwischendurch gebe es Trails. Können wir sehr bestätigen. Die Fahrbahn ist meist „unpaved“ und später auch nur noch einspurig mit Haltebuchten, was aber kaum stört, weil eh kaum einer unterwegs ist, hier im Nirgendwo. Für mich heißt das aber: endlich mal wieder offroad fahren. Klasse, der CX-5 tut so, als sei nie was gewesen und lässt sich tüchtig vollsauen - die Straße und das Wetter bringen das so mit. Zwischendurch halten wir an, fotografieren einen Wasserfall und machen uns auf den Kestner Loop Trail. Dort erwischt es uns dann endgültig. Aus Regen wird „Katzen und Hunde“. Jetzt ist genug!

Etwas weiter nördlich nähern wir uns Ruby Beach, einem schönen Strand - und siehe da: der Himmel reißt auf und wird sogar blau. Damit hätte ich heute nie mehr gerechnet. Wir vertreten uns die Beine am Strand. Hier liegen unheimlich viele Logs, Baumstämme. Schließlich wurde und wird hier kräftig gerodet außerhalb des Nationalparks. Das Gesetz verlangt aber, dass spätestens nach 2 Jahren wieder aufgeforstet werden muss und dass das klappt, sehen wir.

Bis Forks hat es wieder kurz geregnet und dort angekommen fahren wir kurz bei der Visitor Information vorbei, geschlossen. Davor stehen zwei alte Autos, die an „Twilight“ erinnern. Ihr erinnert euch? Gabis geliebte, fünfteilige Vampir-Saga. Die spielt hier in Forks und darum wird natürlich hier etwas Rummel gemacht. Dabei sind die Drehorte gar nicht hier. Die Autorin hat sich hier aber inspirieren lassen und die Handlung nach Forks gelegt. Gedreht wurde in St. Helens (Oregon) und Kanada. Warum? Weil der Staat Washington zu viele Steuern und Abgaben haben wollte - dumm gelaufen, finde ich; ein typisches Beispiel von kurzsichtiger Politik.

Wir drehen hier noch eine Runde bis zur Highschool und gehen dann essen. Unaufälliger Laden, der „The Inn Place“. Aber vom Preis-Leistungsverhältnis das beste Lokal bislang. Sehr günstig, und erstklassig, das Steak und die „Super Nachos“. Dazu Bier vom Fass und Margarita.

Nun sind wieder alle Dinge erledigt, ich baue den Text jetzt noch gleich ein und lade ihn hoch, wenn Gabi wie immer Korrektur gelesen hat. Dann noch die Datensicherung und etwas fernsehen. Wir haben noch zwei weitere Tage im Olympic NP, morgen geht es die kurze Strecke nach Port Angeles.

Was habe ich heute gelernt? Dass nicht jedes Problem so zu Herzen und ernst genommen werden muss, denn es löst sich vieles von selbst!? Und dass sich das Wetter hier schneller ändert, als du „Regenwald“ sagen kannst. Ach, da schüttet es schon wieder …

Tagesetappe: 327 Kilometer gefahren, 11,2 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Dew Drop Inn, Forks, WA

Schiffe, Frösche, Leuchttürme


Gabi am North Head Lighthouse, Cape Disapointment SP, WA

Das Frühstück hier ist wie der Zimmerpreis: sehr überschaubar. Wir fassen uns kurz mit frischer Waffel, Cornflakes, Kaffee und O-Saft. Dann machen wir uns auf zum nahen Strand. Dieser hier in Long Beach soll gar der „longest“ worldwide sein. Immerhin weisen sie 28 Meilen (!) ununterbrochener Beach auf - nicht schlecht, oder?

Schlecht sollte das Wetter am Nachmittag werden - laut Vorhersage. Morgens trocken, mittags nass. Scheint eher andersrum. Der Strand ist breit, sehr breit und reicht bis zum Horizont. In beide Richtungen. Die Tropfen fallen vertikal - Mist. Nicht verzagen - es gibt ja noch das Museum in Astoria. Einkaufen müssen wir eh noch (in Oregon steuerfrei!), also los!

30 Minuten und eine gigantische Brücke von Washington nach Oregon weiter kaufen wir bei Safeway ein. Wochentage spielen hier diesbezüglich schon lange keine Rolle mehr. Das Gemüse wird hier von oben beregnet, Meeresfrüchte und Steaks schaue sich jeder mal selbst an, inklusive der Preise. Da würde bei mir zu Hause der Grill glühen, wenn das so zu bekommen wäre.

Dann lassen wir uns Zeit für das sehr sehenswerte und gut präsentierte Columbia River Maritime Museum. Da fesseln uns zunächst zwei 3-D-Filme in bester Qualität: „Hurricane“ und „Aircraft Carrier“. Im ersten Film wird eindrucksvoll und in drei „D“ gezeigt, wie Hurricanes entstehen, überwacht werden und welche Folgen - aber auch welchen Nutzen sie haben. Das fegt und regnet durch das Kino, dass uns ganz mulmig wird. Da können wir mit unserem Wetter und den paar Tropfen Regen gut leben. Das passt gut zu „unglaubliche Kräfte“ von letzten Donnerstag. Beeindruckend! Der zweite Film zeigt, wie die großen, atombetriebenen Flugzeugträger funktionieren. Da können wir ja seit letztem Jahr gut mitreden, ich erinnere nur an die USS Midway in San Diego. Im Ernst: wenn du in so einem 3-D-Flieger sitzt und vom Träger katapultiert wirst - weia! Das war prima!!

Das Museum selbst ist wirlich sehr gut, einige große Exponate, viele Schiffe. Dazu gute Erklärungen, dass z.B. hier in der Mündung des Columbia River in den Pazifik seit 1792 über 2.000 Schiffe wegen der kuriosen Bedingungen gesunken sind; unter Seefahrern gefürchtet, diese Ecke. Gabi steigt in die Green-Box und kann das Wetter vorhersagen. Das Ganze wird live übertragen auf den großen Fernseher nebenan. Ich kriege die Krise, weil ich es, im Gegensatz zu ihr, nicht hinkriege, dieses seitenverkehrte Denken.

Das US-Lightship Columbia hatten wir gestern schon gesehen. Jetzt dürfen wir drauf und auch von innen gucken.

Der Regen ist weg, wir fahren zurück nach Washingon und dort in den Cape Disapointment State Park. Hier stehen drei Trails auf dem Programm, allesamt durch dichten Regenwald. Es bleibt den Rest des Tages aber trocken, sehr gut!

Zwei Frösche sitzen auf dem Weg und haben nichts dagegen, fotografiert zu werden. Hier hätte ich gern mein Makro-Objektiv zur Hand, aber noch ein gutes Kilo mehr an Fotoausrüstung machen die Fluggesellschaften nicht mit (und Gabi auch nicht, glaube ich).

Die Leuchttürme sind alt und wichtig - siehe oben!

Dann kurven wir noch bis ans nördliche Ende der Halbinsel - vergeblich, hier ist der Hund begraben (und einen zusätzlichen hätte ich fast überfahren). Also zurück zum Motel. Auf dem Weg kommen wir noch an einem Cranberry-Feld vorbei. Die kleinen roten Früchte sind hier sehr populär, schmecken auch uns sehr gut und wachsen im Wasser.

Dort machen wir uns nochmal auf zum Beach, laufen über den Boardwalk und sehen neben einem Walskelett unseren ersten (bewussten) Bald-Eagle, einen Weißkopfseeadler. Der landet nämlich ganz gelassen auf einem großen Mast. Mist, jetzt liegt das 70-200 im Zimmer. Daher ist das mit dem Foto nix, das Erlebnis zählt aber. Der Strand ist ansonsten so wie heute Morgen, weit, weiter, am weitesten …

Dann müssen wir leider gute 2 Stunden damit zubringen, mit Alamo zu telefonieren. Unser CX-5 zeigt Alarm mit der Motorwarnleuchte. Es funktioniert aber alles wie immer, nur die blöde Lampe brennt. Diverse Telefonate später bin ich nicht viel klüger. Werde morgen mal sehen, ob ich ne Werkstatt auf dem Weg finde, evtl. Kosten übermimmt Alamo. Hauptsache, der Flitzer lässt uns nicht im Stich.

Abendessen waren wir wieder im „Castaway’s“. Klasse Seafood, grausame Organisation! Zum W-a-h-n-s-i-n-n-i-g-w-e-r-d-e-n! Die kleine, asiatische Kellnerin rast umher wir ein Irrwicht und ihr Zopf fliegt von links nach rechts. Gebacken kriegen die nichts. Schmecken tuts aber.

Nun ist alles gesagt und geschrieben. Ich gönne mir gleich noch irgendwas, vielleicht Wein & Fernsehen. Gute Nacht!

PS: die Weintrauben hier, die ich gerade knabbere: wie kann man so knackiges, pralles und leckeres Obst herstellen? Sonne und Wasser, meint Gabi - oder doch Gentechnologie?

Tagesetappe: 129 Kilometer gefahren, 14,2 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Cedars Ocean View Inn, Long Beach, WA

Twilight


Gabi vor "Bella's House", Twilight-Movie-Location, St. Helens, OR

Gut ausgeschlafen sind wir jetzt mit Sicherheit. Erst 2 Stunden Spätmittagsschlaf gestern Abend und dann nochmal 8 Stunden obendrauf. Naja, Erholung beinhaltet für uns auch viel Schlaf. Guter Dinge starten wir in den Tag - der blaue Himmel hat uns vorhersagegemäß verlassen, aber es ist noch trocken und völlig ok.

Wir haben entschieden, am Vormittag noch einmal in die Columbia River Gorge zu fahren. Mindestens ein Wasserfall will besucht sein - es gibt hier mehrere zur Auswahl. Diese sind derzeit aber nicht gut zu erreichen, da der Hwy.#30 wegen der vergangenen Waldbrände noch teilweise gesperrt ist.

Und auf der Interstate ereilt uns dann über Leuchttafeln auch die Nachricht, dass der Parkplatz zu den sehr bekannten Multnomah-Falls (der befindet sich übrigens mitten zwischen den Fahrbahnen der Interstate) wegen Überfüllung geschlossen wurde.

Also biegen wir rechtzeitig ab - Ausweichprogramm: über den „Old US-Hwy#30“ steuern wir den „Portland Women's Forum State Scenic Viewpoint“ (was für ein Name!) an. Von hier hat man trotz des Zwielichtes einen ganz schönen Blick auf das „Vista House“, unser nächstes Ziel. Der Name ist Programm. Tolle Aussicht. Ein sehr süßer Hund macht mir schöne Augen und will portraitiert werden. Die drei Gestalten in historischen Kostümen (hier ist alles historisch, was vor 1980 entstanden ist) kümmern sich um die Insassen von Reisebussen. Entertainment.

Der Trail zu den Bridal-Veil-Falls (mal wieder der Brautschleier - so heißt in den USA jeder 3. Wasserfall) ist Gott sei Dank nicht so überlaufen und der Wasserfall selbst zeigt sich von seiner besten Seite. Auch das Gestrüpp am Wegesrand verdient fotografische Beachtung.

Nun zurück nach Portland, unterwegs tanken und sorgfältig auf den Weg achten. Das ist trotz Navi (das auch manchmal Signal und Orientierung verliert) anspruchsvoll. Wir wollen ja nich irgendwie nach Long Beach fahren, sondern über die alte US-#30. Und da muss das Navi auch mal ausgetrickst werden. Die Brücken in Portland haben es in sich und die Interstates sind allesamt auf Pfeilern in mehreren Etagen übereinander durch die Stadt gebaut. So was haben wir noch nicht gesehen. Mit List und Tücke fahren wir gegen 13:15 Uhr genau an unserem Hotel vorbei, das wir heute morgen verlassen haben - die erste Runde ist gedreht, nun heißt das Ziel: Pazifik.

Als wir an dem Ort St. Helens (sagte uns bislang nix) vorbei fahren, brauchen wir mal einen Restroom. Da - ein Visitor Center. Wir halten an, gehen rein - und scheinen vom Blitz getroffen. Da sitzen 2 alte Herren inmitten eines muffigen Gruselkabinettes und begrüßen uns freundlich. Einer hat ein orangenes Party-Halloweenhütchen auf dem Kopf - da bleibt dir die Spucke weg.

Die beiden erzählen uns allen Ernstes, dass wir in „Halloweentown“ angekommen seien, hier sei jetzt für fünf Wochen überall der Grusel los. Das Gruselkabinett ist eine „Ausstellung“, die dem geneigten Gast das Thema wohl näher bringen soll. Wir kriegen uns nicht mehr ein, lachen gemeinsam und machen Fotos. Vom Hütchenträger hätte ich gerne eins gemacht, aber da siegt die gute Erziehung. Schaut die Bilder - zum piepen. Wer sich die Mühe macht, die Zeitungsausschnitte zu betrachten, wird wie wir Tränen lachen.

Zum Abschied erzählen uns die beiden, dass unten an der Waterfront, ca. 1,5 Meilen weiter (Downtown quasi) ein Fest für die ganze Familie stattfindet. Wir sollen ruhig hinfahren. Machen wir. Da ist jeder Laden gruselig verziert, beim Frisör sitzen die Skelette auf den Stühlen und auf den Straßen jede Menge Gestalten (tot und lebendig).

Der „Marktplatz“ wird geziert von großen Kürbisskulpturen und auch ein altes Taxi steht dort, darin zwei Untote (also jetzt wirklich nur Figuren). Ich mache Bilder, da ruft es aus dem durchsichtigen Plastikzelt im Hintergrund, das wir gar nicht wahrgenommen hatten: „Das ist das echte aus dem Film!“ Wir zwängen uns beide in den „Information-Igloo“ und fragen die Stimme, die zu einer Dame gehört, welchen Film sie denn meint? „Na, Halloweentown - ein Gruselfilm aus den frühen achtzigern“. Nächstes Wochenende kommend die ganzen Schauspieler wieder her - wie jedes Jahr zur großen Halloween-Parade!“ Ja sind die denn völlig irre?

Es wird noch besser: sie reicht uns einen Flyer mit einem Ortsplan - da seien die Drehorte markiert, „und die von Twilight auch“! Gabi flippt förmlich aus. Das darf doch nicht wahr sein!!? DAS „Twilight“??? Ja klar - vieles wurde hier gedreht, wir sind schließlich bekannt als Halloweentown. Wir studieren den Flyer und nun müssen noch einige Fotos her.

Man muss wissen, dass „Twilight“, die vierteilige Serie rund um Bella und ihren geliebten Vampier Edward sowie den Werwolf Jacob, bei ihr sofort hinter „Sissi“ (oder inzwischen vielleicht schon davor?) kommt. Real spielen die Filme im Olympic NP unserem nächsten Ziel. Nicht umsonst übernachten wir auch in Forks, dem Hauptort im Film.

Und nun erfahren wir zufällig (mal ehrlich - kann das Zufall sein??), dass einiges hier gedreht wurde. Um es kurz zu machen: Höhepunkt ist das Foto von Gabi vor „Bella’s House“, das wir schließlich auch noch finden. Kein Wunder, wir haben ja den Flyer aus dem Info-Igloo. Völlig crazy.

Aufgekratzt kratzen wir die Kurve. Wir müssen auch mal weiter, aber das hier hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wir fahren weiter, immer am Columbia-River entlang, es fängt an zu tröpfeln. Der alte Highway 30 kann sich sehen lassen, auch bei dem Wetter.

In Astoria stoppen wir kurz am Columbia River Maritim Museum - das wäre was für morgen, wenn es dann arg regnen sollte. Über eine riesige Brücke wechseln wir von Oregon auf die Washington-Seite. Unser Zimmer hier in Long Beach hat ein riesiges Fenster mit Blick auf den Pazifik Super!! Wir bleiben zwei Tage.

Und das Dinner im „Castaway’s Seafood and Grille“ war auch erste Sahne. Gabis Seafood-Lasagne schwamm drin (in der Sahne) und war zum Niederknien, so ein toller Geschmach nach Meeresfrüchten. Und meine Jumbo-Prawns konnten sich auch sehen und schmecken lassen, butterzart. Nur dass das Bier hier (in diesem Urlaub erstmals, aber nicht neu für mich) mal wieder aus so was wie Gurkengläsern mit Schraubverschluss serviert wird, passt zum etwas „schrägen“ Tag.

Fazit: wenn wir in Forks erfahren hätten, dass z.B. Bella’s House in St. Helens steht und wir durchgefahren sind, ohne das zu wissen - was dann? Und: es gibt keine Zufälle, alles ist irgendwie miteinander verknüpft und ergibt einen tieferen Sinn. Den ich nicht kenne. Punkt.

Liebe Grüße, gute Nacht. Dafür, dass ich heute wirklich nicht viel schreiben wollte, habe ich wieder ganz schön auf der Tastatur geklappert - aber das gehört ja zum Handwerk.

Tagesetappe: 299 Kilometer gefahren, 7,0 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Cedars Ocean View Inn, Long Beach, WA

Unglaubliche Kräfte …


Gabi im Mount St. Helens National Volcanic Monument, Elk Rock Viewpoint, WA

Einen richtig gemütlichen Frühstücksraum haben die hier im The Dalles Inn, mit Boothes, in denen man gemütlich sitzen kann. Wir lassen es heute ganz relaxed angehen. Das Frühstück ist ok, was aber bemerkenswert ist: auch hier wird umfassend Mehrweggeschirr und -besteck eingesetzt. Ein Trend, den wir schon in den vorherigen Motels z.T. zu unserer Freude vermerken konnten.

Überhaupt scheint hier in dem Land, in dem es nach der Meinung eines gewichtigen Staatsmannes keinen Klimawandel gibt, ein diesbezügliches Umdenken Einzug zu halten. In den großen Supermärkten wird sehr viel „Organic Food“ angeboten, dazu sehr, sehr viele Getreide, Nüsse, Gewürze, Müslis, Reissorten etc. zum Selbstabfüllen - also ohne Einwegverpackung. Und auch in der Obstabteilung, letzte Tage konnten wir unsere Pflaumen in Papiertüten packen. Gut, dass die freundliche Kassierein diese Papiertüte zusammen mit den übrigen Einkäufen wieder in eine Plastiktüte steckte - daran arbeiten wir noch. Aber auch an der Kasse hören wir immer häufiger (auch in den vergangenen Jahren schon): paper or plastic? Gut so, weiter so!

Planmäßig geht heute unsere Reise (grob) entlang des Oregon Trail zu Ende. Mit Portland werden wir den westlichsten Punkt erreichen, den die Siedler damals anvisiert haben. Deshalb noch mal kurz inne halten und „Respekt“ zollen für diese Hammerleistung. Wir kurven hier mit unserem CX-5 über jede Mountainrange, in Serpetinen hoch und runter als sei es nix. Das mit Ochsenkarren, den Gefahren von Unfällen, Stromschnellen, Seuchen, Indianerüberfällen, Streitigkeiten untereinander, Hunger und Durst etc. zu meistern - unglaublich. Das müssen schon Kräfte gewesen sein, die die Menschen damals zu solchen Taten bewegt und getrieben haben. Anziehungskräfte wahrscheinlich - die des „gelobten Landes“.

Auf unserer Reise in den letzten Tagen haben wir auch ganz viel Landwirtschaft gesehen. Wo immer Talgrund oder nur sanft hügelige Weite zu finden war, wird Ackerbau und Viehzucht betrieben. „Food on Hooves“ hieß das bei den Siedlern. Heute stehen die großen Rinderherden hauptsächlich für Steaks, Burger, Milch und co. Gar nicht so anders als damals wahrscheinlich. Und die ein oder andere gigantische Beregnungsanlage werdet ihr vielleicht auch auf einem Foto entdeckt haben?

Heute soll es durch die Columbia River Gorge nach Portland gehen. Schlappe 177 km, das klingt easy. Im Hotel erklärt uns die Dame am Empfang nach telefonischer Rücksprache mit ihrem Mann, dass der alte Highway US-#30 zum Rowena-Viewpoint hoch über The Dalles nach den verheerenden Waldbränden inzwischen wieder befahrbar sein müsste. Sicherhheitshalber halten wir aber noch Columbia Gorge Discovery Center und bekommen da perfekte Auskunft für den Tag, auch zu Sperrungen der US-#30 wegen der damaligen Brände auf der weiteren Strecke bei den Wasserfällen. Perfekter Service.

Am Aussichtspunkt haben wir eine tolle Sicht auf den Columbia River. Dieser stellt die Grenze zwischen Oregon (hier) und Washington (auf der anderen Seite) dar. Einige schöne Fotos gelingen auch zu der Straße, die uns hochgeführt hat.

Planmäßig rollen wir bei Hood River über eine Mautbrücke (abenteuerliche Stahlkonstruktion) auf die Washington-Seite, um von dort einen Blick auf die bewaldete Seite Oregons zu erhaschen. Und natürlich auf den Mount Hood, den wir gestern schon immer wieder im Blick hatten und der sich von hier im besten Licht zeigt - perfekte Sicht. Später soll es dann über die „Bridge of the Gods“-Brücke wieder zurück auf die andere Seite und zu den Wasserfällen gehen um dann in „Null Komma Nix“ in Portland zu sein. Doch es kommt anders. Ganz anders!

Hinter der Brücke auf die Washington Seite befindet sich nämlich ein Visitor Center. Und da tut heute eine ganz findige und engagierte Dame Dienst. Bei unserer Routenplanung haben wir uns echt viel Mühe gegeben, alles unter einen Hut zu bekommen. Was einfach nicht hineinpasste war der Mount Rainier NP und das Mount St. Helens National Volcanic Monument. Nun hatte uns in den Painted Hills eine Lady, mit der wir uns unterhielten, schon den Floh ins Ohr gesetzt, dass der Mt St. Helens von Portland aus durchaus machbar sei, z.B. am Samstag auf dem Weg nach Long Beach.

Zurück zum Vistor Center - da kann man ja mal fragen, wie das ist, übermorgen mit dem Mt. St. Helens. Die Dame schmeißt uns förmlich zu mit Infomaterial und Landkarten, zeichnet hier und skizziert da - die ist einfach unglaublich. Kurz gefasst: heute ist das Wetter perfekt, die Sicht gut und der Weg von hier aus durch den riesigen Giffort Pinchot National Forest zwar weiter, aber ungleich schöner als über die Interstate von Portland aus. Und Samstag soll das Wetter ja schlechter sein - da kann man doch besser Zeit in der Stadt verbringen und HEUTE zum Vulkan fahren …

Gesagt getan, kurz entschlossen schmeißen wir unseren Plan über den Haufen. Allerdings ist es schon ganz schön spät am Vormittag. Egal - die Zeit wird reichen, aber die Fahrt lang. Auftanken und ab in den Wald. Lange, gerade Strecken wechseln sich ab mit endlosen Kurven, bergauf, berab, Indian Summer, traumhaft.

Dann der erste Viewpoint auf den Mt St. Helens - noch ganz weit weg. Dennoch schön und wir sehen die weitestgehend unversehrte Südwand. Dann sehen wir den Berg eine ganze Weile nicht mehr, bis wir am Visitor Center des Nation Monument auf der Westseite des Vulkans ankommen. Weitere Info einholen - von hier aus noch eine Stunde Fahrt bis zum Zielpunkt. Gabi übernimmt das Steuer, wir halten an einigen Viewpoints und erreichen dann gegen 16:00 Uhr das Johnston Ridge Obervatory - direkt gegenüber der Nordflanke des Mt. St. Helens.

Im Visitor Center schauen wir uns einen Film an, gute Viertelstunde. Hier wird uns die Macht der Erdgewalten optisch und akkustisch sehr fühlbar nahe gebracht. Und wieder stehen wir staunend draußen und blicken auf die Apokalypse. Das besondere an diesem Vulkan (wir haben ja schon einige gesehen und sogar auf ihnen übernachtet - Yellowstone, Hawaii): an den gewaltigen Ausbruch am 18. Mai 1980 können wir uns beide noch gut erinnen. Nicht aber daran, was wirklich passierte:

Die komplette Nordflanke des Vulkans rutschte völig unerwartet in einem gigantischen Erdrutsch ab. Der Vulkan spie Asche bis 15 Meilen hoch in die Atmosphäre, der „Blast“ fegte ganze Wälder weg, geschmolzenes Gletschereiswasser aus dem Vulkan rauschte den Berg hinab und nahm die Baumstämme mit sich, die wiederum Brücken und Straßen beseitigten, die Landschaft veränderte sich umfassend, 57 Menschen kamen zu Tode. Die Asche verteilte sich damals um die ganze Welt.

Ich kann nur sagen: unfassbar, erst recht, wenn du dort stehst und auf die gigantischen Ausmaße des Berges, Tales etc. schaust. Einige entwurzelte oder „entzweigte“ Stämme liegen oder stehen immer noch am gegenüber liegenden Hang. Ich habe auf die Schnelle mal ein Video auf Youtube gefunden, das einen kleinen Einblick gibt - einfach klicken. Wer googelt, findet noch viel mehr dazu.

Das hat sich wieder mal echt gelohnt, nun nehmen wir die 2 Stunden Fahrt nach Portland unter die Räder, diesmal die letzte Stunde über die Interstate. Es ist nahezu dunkel, als wir ankommen und die innerstätdische Verkehrsführung der Interstates kann sich sehen lassen. Noch nie bin ich über eine 5-6-stöckige Autobahn gefahren. Wie baut man so was??

Zimmer beziehen, einmal um den Block, ein Restaurant suchen. Wir finden was ganz uriges, natürlich eine Mikro-Brauerei, den McMenamins Tavern & Pool Brew Pub. Hier wird Pool gespielt, getrunken, gegessen und gelacht. Wir sind echt hungrig, bestellen eine 16’’-Pizza (totaler Wahnsinn) und essen sie bis auf ein wenig Kruste komplett auf. Dazu habe ich wieder interessante Biere und Gabi Cider (1x mit Erdbeergeschmach, 1 x mit Blueberry). Die Bierkarte bei den Fotos gibt nur einen Auszug der vom Fass erhältlichen Biere wieder - ich hatte das „Ruby“ und das „Tropical Heart Sour“.

Wieder im Zimmer schaffen wir nur noch die Fotos, dann schauen wir noch ein wenig fern, bevor um 00:00 Uhr die Augen zufallen. Morgen (heute): ein ruhiger Tag in Portland - wenn wir nicht wieder umplanen …

Tagesetappe: 515 Kilometer gefahren
Übernachtung:
Silver Cloud Inn, Portland, OR

Winding, windy road to Enterprise


Gabi auf dem Hwy. #3 bei Enterprise, OR

Es hat etwas geregnet letzte Nacht. Nach dem Frühstück mit Waffeln, Omelettes und Burger Patties machen wir uns auf die Socken.

Schnell schiebt sich die Straße in die Höhe, zunächst durch Wald (sehr schön!), dann liegen wieder diese endlosen hügeligen, goldenen Stoppelfelder vor uns. Verrückt! Das sieht eigentlich aus wie ein einziges Feld bis zum Horizont. Leider regnet es wieder etwas, Fotos fallen aus. So erreichen wir Lewiston und machen einen kurzen Fotostop an einem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt. Weite Sicht, etwas ruppiges Wetter.

Das wird auf der Weiterfahrt nicht besser, ganz im Gegenteil. Wind frischt auf und zerrt am Auto. In Fahrtrichtung wird alles ziemlich grau und es sieht fast so aus, als sei da vor uns ein Tornado. Rollbüsche fegen über die recht einsame Straße, einige begehen Selbstmord, indem sie sich genau vor unser Auto stürzen und überrollen lassen. Spooky! Dann setzt auch noch heftiger Regen ein.

Die Straße wird viel bergiger, als wir vermutet hatten. Endlose Serpentinen bis auf knapp 4.000 Fuß Höhe, dann wieder komplett runter und wieder hinauf, diesmal auf über 4.800 Fuß. Der Regen hört irgendwann auf, sie Kurven tun das nicht. Und windig ist es immer noch - Gabi fegt es fast vom Felsen, als ich das Foto mache.

So erreichen wir ohne viel Aufsehen um 14:30 Uhr Enterprise in Oregon. Hier werden wir zwei Nächte bleiben - das ist gut, denn die Wallowa Mountains sind ein beliebtes Wandergebiet. Wir hoffen auf gutes Wetter, dann ist morgen vielleicht sogar eine Auffahrt mit der Seilbahn drin.

Nun werden wir uns noch mal aufmachen und eine Runde drehen. Bewegung muss her und dann später ein Abendessen. Die örtliche Brewery wird empfohlen - na dann wollen wir doch mal sehen.

Da es wieder leicht regnet fahren wir aber erst mal ins 6 Meilen entfernte Joseph. Hier bummeln wir über die Mainstreet - viel los ist derzeit nicht. Wegen des Wetters mache ich heute auch keine Fotos mehr. Wenn es morgen besser wird, dann kommen bestimmt auch Bilder vom Indianerhäuptling Chief Joseph auf die Website.

Was hat es mit Chief Joseph auf sich? Dazu habe ich mal aus dem Netz das Wesentliche zusammen gestellt, denn es spielt eine Rolle - fahren wir in diesen Tagen doch genau durch die Berge, durch die der Fluchtweg der Indianer seinerzeit führte:

Chief Joseph oder Hinmaton-Yalatkit (Donner-der-den-Berg-herunter-rollt), geboren am 3. März 1840; gestorben am 21. September 1904, war der Häuptling der Wal-lam-wat-kain-Gruppe der Nez-Percé-Indianer aus dem Wallowa-Flusstal im nordöstlichen Oregon (meist als Wallowa-Indianer bezeichnet). Er machte sich gegen Ende der Indianerkriege während des Nez-Percé-Krieges einen Namen als kluger Taktiker.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts drangen immer mehr weiße Siedler in den Lebensraum der Nez Percé ein. Die US-Regierung ließ die Nez Percé umsiedeln und ihr fruchtbares Gebiet für die Besiedelung durch die Weißen freigeben.

Chief Joseph war weder ein Oberhäuptling, noch hatte er den Rang eines Kriegshäuptlings. Neben ihm gab es zum Zeitpunkt der bevorstehenden Umsiedlung 1877 noch andere Häuptlinge im Tal sowie insgesamt rund 1.000 Leute mit über 200 Kriegern. Über Krieg und Frieden bestimmten die bewährten Krieger. Das Machtgefüge der Indianergruppe war so kompliziert wie die US-amerikanische Bürokratie, die sich seit Ende 1872 mit ihrer Umsiedlungsfrage beschäftigte.

Die Nez Percé wehrten sich gegen die geplante Umsiedlung und wollten unter Josephs Leitung nach Kanada fliehen. Am 6. Juni 1877 brachen sie auf. Unterwegs kam es immer wieder zu Kämpfen mit US-Truppen, die der US-Armee mehrere Niederlagen einbrachten. Die Flucht zog sich über vier Monate und 2.400 Kilometer quer durch die Bundesstaaten Oregon, Wyoming, Idaho und Montana hin, brachte 123 Soldaten und 55 Zivilisten den Tod und kostete die Armee damals 931.329 Dollar. Zivile Schäden und Verwundete wurden nicht eingerechnet. Die Nez Percé zählten etwa 100–120 Tote, darunter Josephs Bruder Ollokot, Toolhoolhoolzote und Looking Glass.

Erst ein bis zwei Tagesritte (40 Meilen) vor der kanadischen Grenze kapitulierte Chief Joseph am 5. Oktober 1877 in den Bear Paw Mountains vor General Oliver Otis Howard und Oberst Miles, da seine Leute nur unter Zurücklassung der Verwundeten, alten Frauen und Kinder hätten fliehen können. Etwa 430 Nez Percé gingen in Gefangenschaft. Etwa 50 Leute entkamen in der Nacht vor der Kapitulation nach Kanada. Insgesamt fanden etwa 200 Nez Percé bei der Lakota-Gruppe von Sitting Bull im kanadischen Exil Zuflucht.

In den folgenden Jahren kam es zu mehreren behördlichen Teilungen der Gruppe und zur Zusammenführung mit den aus Kanada zurückkehrenden Nez Percé. Vor allem kostete die Ansiedlung im Indianerterritorium von Oklahoma 1878/79 etwa 130 Leben (Malaria), obwohl Chief Josephs Gruppe dort im vorteilhaftesten Landstrich angesiedelt wurde. Chief Joseph trat nun in Verhandlungen, um eine Rückkehr in den Norden zu bewirken, so zum Beispiel 1879 vor dem Kongress. Er erreichte nichts. Erst 1885 wurde ein Teil der Nez Percé an den Columbia-Fluss in Idaho verlegt, der andere Teil nach Colville in Washington. Dort starb Chief Joseph am 21. September 1904; gemäß seinem Arzt an gebrochenem Herzen.

Sein berühmtestes Zitat stammt vom 05.10.1877, dem Tag, als er sich General Howards Truppen ergab:

„Sagt General Howard, ich weiß, was ihn bewegt. Was er mir bereits gesagt hat, habe ich in meinem Herzen. Ich bin des Kämpfens müde. Unsere Häuptlinge wurden getötet. Looking Glass ist tot. Too-hul-hul-sute ist tot. Die Alten sind alle tot. Die jungen Männer haben nun das Sagen. Jener, der sie einst führte, ist tot. Es ist kalt, und wir haben keine Decken. Die kleinen Kinder erfrieren. Einige meines Volkes sind weggelaufen in die Berge. Sie haben keine Decken und nichts zu essen. Niemand weiß, wo sie sind – vielleicht erfrieren sie gerade. Ich will Zeit, um nach meinen Kindern suchen zu können und um zu sehen, wie viele von ihnen ich noch finden kann. Vielleicht finde ich sie unter den Toten. Hört mich, meine Häuptlinge! Ich bin müde. Mein Herz ist krank und traurig. Vom jetzigen Stand der Sonne an will ich nie mehr kämpfen.

Wenn der weiße Mann in Frieden mit den Indianern leben will, so kann er das. Gebt allen Menschen das gleiche Gesetz. Gebt allen Menschen die Möglichkeit, zu leben und sich zu entwickeln. Alle Menschen wurden vom großen Geist erschaffen und alle sind Brüder.“

So war das und es erscheint mir wichtig, das hier nicht unerwähnt zu lassen.

Tatsächlich kehren wir auf dem Weg zum Motel in Enterprise dann auch im Terminal Gravity Brewing Pub & Restaurant ein. Gemütliche, kleine Brauerei mit 11 selbstgebrauten Bieren zu sehr vertretbaren Preisen. Dazu mampfen wir die ersten Burger dieses Urlaubs - sagenhaft lecker. Es gibt mehrer kleine Gasträume und in unserem sitzen an 4 Tischen 4 Paare. 2 Seniorenpaare, 2 x hintereinander verschiedene Youngster-Paare um die 30 und das gesegnete Mittelalter - wir zwei beiden.

Und es ist so nett: alle reden mit allen, die sind so aufgeschlossen die Amis, das mögen wir sehr. Eines der älteren Paare hat Wurzeln in Bremen und spricht sogar noch recht gut deutsch. Sie macht ein Foto von uns - das bekomme ich geschickt. Klasse ist das Motto des Ladens: „Middle of nowhere - Center of the universe“

Jetzt folgt ein gemütlicher Abend - bis morgen!

Tagesetappe: 357 Kilometer gefahren, 5,3 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Eagle's View Inn & Suites, Enterprise, OR

Der trockene Wasserfall


Gabi am "Dry Fall", Sun Lakes SP, WA

Heute fasse ich mich wirklich kurz:

Das Frühstück im Obertal Inn ist besser als erwartet - ganz viel Obst und sehr lecker.

Heute brechen wir etwas früher auf, kurz vor 09:00 Uhr sind wir bereits unterwegs. Zunächst geht es ein Stück des Weges von gestern retour, bis wir bei Orondo nach Osten auf den Highway #2 abbiegen. Die Straße ist sehr gut ausgebaut, wenn auch nur einspurig in jede Richtung.

Sie windet sich durch den Orondo Canyon spektakulär hinauf auf das Waterville Plateau. Das ist ein Hochplateau und schnell haben wir Stoppelfelder bis zum Horizont. Dazu blauen Himmel mit netten Wölkchen. Grund genug, anzuhalten und ein paar Bilder zu schießen.

Wir rollen dahin, haben zwischendurch kurz getankt und einen Coffee 2 go mitgenommen. Richtung Coulee City geht es meist geradeaus, dann führt die Straße wieder bergab zu den „Dry Falls“ am Sun Lakes SP. Es folgt eine Stunde Geologieunterricht. Hier hat die letzte Eiszeit einen mächtigen „trockenen geologischen Wasserfall“ (5 km breit und 120 m tief) hinterlassen. Wirklich sehenswert und die Filme im Visitor Center erläutern die Entstehung ganz prima. Während der Fluten bildeten die Dry Falls den größten bekannten Wasserfall der Erdgeschichte. Der geschätzte Abfluss entsprach dem Zehnfachen aller heutigen Flüsse weltweit. Unglaublich - aber wahr! Wer mag, googelt das mal …

In Spokane besuchen wir den Riverfront Park mit den Spokane Falls. Mitten in dieser Großstadt finden sich gleich mehrere Wasserfälle im Park. Wir laufen umher und besuchen später noch ein größeres Einkauszentrum und machen das obligatorische Foto vom dem lokalen Apple-Store.

So erreichen wir um kurz nach 15:00 Uhr unser heutiges Etappenziel Coeur d’Alene in Idaho. Wir checken ein und ich vesorge schon mal die ersten Fotos, während Gabi etwas ausruhen darf. Dann fahren wir hinab nach Downtown, werden im Visitor-Center von einer netten Dame beraten (um Gottes Willen, auch hier ist Oktoberfest) und schlendern dann an der Waterfront über den Boardwalk. Ein kurzer Spaziergang die Hauptstraße entlang rundet das Bild ab. Sehr netter Ort, hier ist Geld vorhanden. Die Yachten können sich sehen lassen und in der „blauen Stunde“ entstehen stimmungsvolle Bilder.

Zum Abschluss nehmen wir einen Sundowner in der Boardwalk-Bar mit Blick auf den See.

Dann fahren wir Richtung Motel und fangen unterwegs noch eine sehr leckere Pizza, die wir auf dem Zimmer verputzen. BBQ-Pizza mit home-smoked beef und rauchiger BBQ-Soße. Mal was anderes - klasse!

Nun wird noch etwas fern gesehen, auch morgen ist wieder eine längere Fahrt vorgesehen. habe gerade in der Lobby noch zwei kleine Tütchen frisches Popcorn abgestaubt, das mümmeln wir jetzt mit einem Glas Wein zum sinnlosen Fernsehprogramm. Entspannter Tag - ich sage mal: „gute Nacht!“

Tagesetappe: 354 Kilometer gefahren, 7,3 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Days Inn by Wyndham Coeur d'Alene, ID

Stein & Twin Skinny - made my day


Gabi am Obertal Inn, Leavenworth, WA

Die Nacht war super und beim ersten Kaffee an der Theke in unserer Küche liest mir Gabi aus einer Broschüre die Beschreibung zu Leavenworth, unserem heutigen Ziel vor:

„Wind your way into Bavarian Leavenworth and the landscape shifts to an Alpine village - imagine you are in the high peaks of Europe! Leavenworth delivers high-voltage Bavarian memories: yodeling, schnitzel, oom-pa-pa music, lederhosen and dirndls-a-plenty. It’s even home to one of the world largest nutcracker collection at the Leavenworth Nutcracker Museum! …“

Sagte ich ja - wir fahren heute nach Bayern. Mal schauen, was die deutschen Auswanderer hier vor zig Jahren aufgebaut haben. Aber erst mal gehen wir frühstücken.

Frühstück ist wie gestern, perfekt, richtig gut! Wir unterhalten uns noch mit einem amerikanischen Paar über die Strecke von vorgestern, die die beiden heute in umgekehrter Richtung fahren - sie möchten gerne ein paar Ratschläge - haben sie bekommen. Wir gehen noch kurz runter zum Fluss, packen unsere 7 Sachen und verlassen schweren Herzens diese schöne Wohnung. Hatte kurz überlegt, die zu kaufen und hier zu bleiben …

Um 10:15 Uhr fahren wir los und wieder geht es durch schöne Landschaft mit 100 km/h (60 m/h) dahin. An einem schönen Aussichtspunkt stoppen wir, zu unseren Füßen erstmals: der Columbia River. Das hier ist nicht nur Aussichtspunkt, sondern auch Startplatz von Paragleitern. Einer ist zumindest gerade hier und wir quatschen kurz. Er könne am Wasser den Wind lesen, sagt er. Will meinen: wenn unten die Schattenwellen weg sind, geht es los. Wir beobachten ihn und machen ein paar Bilder. Bevor wir weiter fahren, stecke ich ihm eine meiner Urlaubs-Visitenkarten unter die Scheibenwischer. Wenn er sich meldet, bekommt er Fotos …

Am Lake Chelan halten wir nur kurz. Der See ragt 80 km in die Kaskaden hinein, ist bis zu 450 m tief und gilt als eines der schönsten Bootsreviere des Nordwestens. Wir machen ein paar Bilder und verabschieden uns wieder.

Nächster Stopp: Ohme Gardens County Park bei Wenatchee. Das Paar heute morgen beim Frühstück hatte gesagt, dass man diesem hügeligen botanischen Garten gerne ein Stündchen widmen kann. Kann man wirklich. Nicht außerordentlich spektakulär, aber schön, um sich die Füße zu vertreten.

So erreichen wir gegen 14:00 Uhr Leavenworth und damit eine Paralelgalaxie unseres bekannten Sternensystems. Das hier ist nicht von dieser Welt. Ich erspare euch Einzelheiten, weil das gegen die Genfer Menschenrechtskonventionen verstoßen würde. Nur so viel: Die Dame am Empfang im „Obertal Inn“ (hier wohnen wir) erzählt tatsächlich gerade bei unserer Ankunft ganz begeistert anderen Gästen, dass hier abends überall mehrere „oom-pa-pa-bands“ spielen würden. Ganz zu schweigen von den Restaurants mit Snitzel und Sweinshaksn. Schaut euch die Bilder an und wundert euch nicht - hier ist tatsächlich das ganze Jahr Weihnachten; Christbaumschmuck bekommen die Mädchen (in rosa) und die Jungs (in blau). Völlig gaga …

Ohne Alkohol ist das hier nur schwer zu verdauen und daher genehmigen wir uns in der „Blue Spirits Distillery“ ein Mini-Tasting von einem Gin, einem Bourbon-Whisky und einem Rum. Wir wollen ja nicht aus der Übung kommen.

Am Ende flüchten wir uns in den Waterfront Park, einen kleinen Urwald am Wenatchee River - immerhin!

Apropos immerhin: Immerhin habe ich nun schon die Fotos bearbeitet und hochgeladen und das Tagebuch ist auch fertig. Gleich gehen wir nochmal raus und fangen die Stimmung ein. Wenn da eine Kapelle „oom-pa-pa“ spielt, schreie ich - oder mache mein Jodeldiplom …

Super Abend - kein „oom-pa-pa“, ganz im Gegenteil. Wir finden das „Stein“ und Live-Music lockt uns hinein. Wir hatten echt keinen Bock auf eine dieser Sauerkraut-Kneipen oder „Sausage-Gardens“ mit überteuerten Preisen und möchte-gern-Bierseligkeiten. Im „Stein“ gibt es ein halbes Hähnchen mit „satt Pommes“ für Gabi und ein Mega-Sandwich, ebenfalls mit reichlich Pommes für mich. Dazu 50 Sorten Bier vom Fass (!!) - so viel, dass die Sorten auf drei riesigen Bildschirmen beschrieben werden.

Die Live-Muke ist vom allerfeinsten: „Twin Skinny“ geben alles. Sie spielt Rhythmus-Gitarre vom Feinsten und singt sich die Seele aus dem Leib. Gabi meint, sie habe „Dreck gefressen“. Er untermalt alles mit seiner E-Gitarre - vom bluesy Slowhand-Vorbild bis zum Flinkefinger - er hat es ebenfalls drauf. Und das ist wirklich erste Klasse. Wir verlängern um noch ein leckeres Bier und noch eins bis „Sendeschluss“ um 21:00 Uhr. Suuper Abend! Das hätten wir hier echt nicht erwartet. Leckeres Essen, frisches Bier (& Cider) sowie volle Röhre Live-Musik. Made my day!!

Tagesetappe: 182 Kilometer gefahren, 9,5 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Obertal Inn, Leavenworth, WA

Relaxed im Methow Valley


Gabi am Beaver Pond Trail, Sun Mountains, WA

Das hat super geklappt mit dem Upload der Website in der Lobby, die gleichzeitig Frühstücksraum ist. Rasend schnelles Internet - Joe will unseren WIFI-Router gleich mal rebooten, damit es auch oben wieder gut ist.

Das Frühstück verdient das Prädikat „außergewöhnlich“! Jede Menge liebevoll angerichtete und „homemade“ produzierte Köstlichkeiten - mit Serviervorschlägen. Gabi bastelt sich nach Anleitung einen Joghurt mit Cereals und frischen Früchten - selbst die Mango wird hier frisch aufgeschnitten. Ich habe einige Bilder gemacht, die später hochgeladen werden. Mir haben es die Quiches (meat & vegetarisch) ebenso angetan wie das frische Obst oder Bagels mit hausgemachtem Lachs-Pfeffer-Frischkäse - s-a-g-e-n-h-a-f-t!!

Nun schauen wir mal, was der Tag so bringt und was wir unternehmen werden. Auf dem Programm steht auf jeden Fall eine kurze Rückfahrt nach Winthrop, einem kleinen Westernstädtchen, das wir gestern Abend nur durchfahren haben.

Und so steuern wir das kleine Örtchen Winthrop auch gleich als erstes an. Ein gemütlicher Bummel über die Haupstraße ist jetzt genau richtig. Es gibt einige nette Läden und während ich fasziniert so was wie ein „Bat-Mobil“ fotografiere (ist in Wirklichkeit ein heftig aufgemotztes Trike mit 175 PS) gerät Gabi in den „Cascades Outdoor Store“. Ich folge ihr und mache Sie auf ein paar schöne Wanderschuhe aufmerksam. Es ist „September-Sale“ und auf Schuhe gibt es 20%. Gabi schlüpft rein und meint, dass die wie angegossen passen und quasi alleine laufen. Zum Beweis hüpft sie zur Freude der Verkäuferin etwas durch den Laden. Gekauft!

Nächstes Ziel ist die North Cascades Smokejumper Base, die erste ihrer Art in den USA und gegründet im Jahre 1939. es sind nur 8 Meilen bis dort und wir hatten uns das schon zu Hause als Option notiert. Es ist ein größeres Areal - ein Flugplatz halt mit einigen Hangars. Wir steuern eine Hütte an, werden freundlich begrüßt und noch bevor ich richtig fragen kann, was es denn hier genau zu sehen gibt bzw. was wir sehen dürfen schallt über das ganze Gelände ein „Tour-Guide to the office please, Tour-Guide to the office!“

Zack - geht die Türt auf und Brian, ein junger Strahlemann schüttelt unsere Hände. Er sei unser Tour Guide und werde uns die Base zeigen. Er schlendet mit uns in eine nahegelegene rote Halle und zeigt und erklärt uns alles - obendrauf gibt es noch einen kleinen Film, damit wir auch mal sehen können, wie die Smoke Jumpers in Action sind.

Ich kläre es mal auf: das sind Firefighter, also Feuerwehrmänner, die mit dem Fallschirm über vorwiegend Waldbrandgebieten abgeworfen werden und dann dort im unwegsamen Gelände die Löscharbeiten durchführen. Meist muss das ohne Wasser gehen, dafür haben Sie Äxte und Motorsägen dabei, um die Brandherde einzudämmen. Sehr, sehr harte Arbeit. Und die schleppen Taschen und Gewichte mit sich rum - außerirdisch! Im Film sieht man, wie die mit den Fallschirmen in die hohen Bäume knallen, oft hängen bleiben, sich losschneiden müssen und dann ihren Knochenjob machen. nach dem Einsatz packen sie alles zusammen und kämpfen sich zur nächsten Straße durch. Das kann auch schon mal dauern. Kaputte Fallschirme werden dann an der alten Pfaff-Nähmaschine, die hier steht, wieder Instand gesetzt. Wirkungsradius: der gesamte Nordwesten, aber auch schon mal Oregon und Kalifornien. Ihr Vorteil: sie sind bei Entsehungsbränden sehr schnell vor Ort und können Schlimmeres verhindern.

Auf langen Tischen werden die Fallschirme wieder gefaltet und anschließend in Fächer verstaut. 29 Feuer haben sie dieses Jahr bereits bekämpft. Meine Frage nach einer Tipp-Box wird vehemend abgelehnt - es sei Ehrensache, Besuchern zu zeigen, was sie so machen. Beeindruckende Stunde mit Privatführung für uns beide, kann man nicht anders sagen.

Nächstes Ziel ist die Sun Mountain Lodge, ein hoch in den Bergen gelegenes Hotel, das man mal gesehen haben muss, nicht nur wegen der schönen Aussicht von dort. Hinter den letzten Zimmern liegen Deer und auch ein zutraulicher Vogel lässt sich von Gabi gern fotografieren.

Nun noch etwas Bewegung, damit die müden Knochen nicht einrosten. In der Nähe ist der Chickadee Trailhead, Startpunkt vieler Wanderwege. Wir starten auf dem Rodeo Trail und biegen nach einigen Kilometern auf den Beaver Pond Trail ab, der uns zurück zum Ausgangspunkt bringt. Wir treffen keine Menschenseele, es ist total still hier, nur die Stimmen des Waldes sind bei uns. Da flattern kleine Vögelchen, Mäuschen und Chipmunks huschen umher. Dazu säuselt der Wind in den Birken. Nach Bären halten wir Ausschau, sehen aber keine. Farbenfroh ist alles und am Ende öffnet sich der Blick dann auch einmal ganz auf den bisher von Bäumen und Schilf verdeckten Tümpel der Biber. Traumhafte Ausblicke!

Zurück nach Twisp und dort zu „Hank’s“, einem Supermarkt, wo es laut Joe die besten Steaks in ganz Washington State gibt. Die sehen wirklich gut aus und so ein richtig schönes 280-Gramm-Steak kostet keine 5 Euro. Wir ergänzen dieses um eine komplette vorgegarte Baby-Back-Rib, Salat und ein Baguette. Ab zum Hotel: BBQ!

Der Grill ist ungefähr doppelt so groß wie unserer zu Hause, funktioniert aber so ähnlich. Wir sitzen auf der Terrasse und während die Ribs Temperatur nehmen verputzen wir den Salat. Dann die Spare-Ribs und zur Krönung teilen wir uns das Steak. Meine Dose Bier fasste mal 710 ml „Coors“ - empty! Während des Essens hat es sich zugezogenund der erste Donner grollte über uns. Als der letzte Bissen verspeist und wir gerade wieder in der Suite sind fallen dicke Tropfen Regen. Das ist aber nur von kurzer Dauer. Dennoch: perfektes Timing, inzwischen ist es 18:00 Uhr. Gabi rollt sich auf die Hollywoodschaukel draußen, ich krieche ins Bett und schaue nach längerer Zeit mal wieder eine Folge „Grey’s Anatomy“ aus Staffel 13 auf dem iPhone. Danach mache ich noch etwas die Augen zu.

Nun ist es 21:15 Uhr, die Fotos sind ausgesucht, bearbeitet und in die Homepage montiert, das Tagebuch ist auch fertig. Ich habe gerade den Gasofen angemacht. Nun gönne ich mir noch ein Glas Wein vor dem Fernseher oder auf dem Balkon - wir genießen unsere Edelunterkunft in vollen Zügen.

Morgen fahren wir nach Bayern. Glaubt ihr nicht? Wartet ab!!

PS: ich will zu Hause so einen Kühlschrank wie hier, im Eisfach machen sich die Eiswürfel von alleine, Zauberei …

Tagesetappe: 76 Kilometer gefahren, 9,4 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Twisp River Suites, Twisp, WA

Hiking North Cascades NP


Jürgen auf dem Thunder Knob Trail, North Cascades NP, WA

Das ist mit Abstand eine der komfortabelsten Arten, Tagebuch zu schreiben. Im Hoody an der Theke in der Küche - mit dem ersten Kaffee des Tages in der Hand (weiterhin schreibe ich am Morgen des Folgetages, also nun am 19.09.) - total chillig. Wie es dazu kam lest ihr hier:

Zunächst wird Tagebuch geschrieben und gefrühstückt - das ist hier durchschnittlich. Überschaubares Angebot und Plastikgeschirr - nicht zu vergleichen mit Seattle (allerdings auch preislich eine ganz andere Liga).

Gegen 09:30 Uhr brechen wir auf, fahren das kurze Stück die Interstate 5 zurück nach Süden und biegen dann wieder auf den Hwy. #20 Richtung Osten ab. Wenige Meilen weiter darf sich die Straße „North Cascades Highway“ oder „The Cascade Loop Scenic Highway“ nennen - zu Recht!!

In Sedro-Woolley stoppen wir kurz, nicht nur um einmal die Mainstreet rauf und runter zu gehen (viel mehr gibt es hier auch nicht). Interessant für uns ist die Tourist Information, die jede Menge Infomaterial zu den nächsten Tagen bereit hält - das stand auf dem Plan. Die junge Frau berät uns auch sehr umfassend. Wichtigste Botschaften für heute: Gratulation zu diesem Bilderbuchwetter (es hat die vergangenen 4 Wochen geregnet!). Zusätzlich: den Umweg zum Baker Lake (das wäre eine Option gewesen, die wir nicht einzuschätzen wissen) können wir uns schenken - so toll ist der nicht, verglichen mit all den anderen Dingen, die uns heute erwarten.

Die Straße schlängelt sich hervorragend ausgebaut durch dichten Wald und dann wieder lichte Hügellandschaften. Das Laub beginnt sich zu verfärben, immer wieder tauchen am Horizont hohe Berge auf. Die meisste Zeit geht es zudem am Skagit River entlang, was die Stimmung noch verbessert. Traumhafte Straße - und das ändert sich nicht die nächsten 100 Meilen bis heute Abend! Im Ernst: das war eine der Top-Traumstraßen, die wir bislang im Westen gefahren sind.

Unser Mazda CX-5 schnurrt auch mühelos. Die Ausstatttung kommt unserer zu Hause schon sehr nahe. Klasse ist auch hier (ganz besonders) die automatische Abstandskontrolle zum Vordermann (wenn es mal einen gibt). Tempomat auf 60 Meilen/h einstellen und rollen lassen, bremsen und beschleunigen übernimmt die Automatik. Herrlich! Dazu singt Joan Baez aus ihrem neuesten Album über die Bose-Anlage. „Whistle down the wind“ hatte ich im Flieger gehört und dann gestern aufs iPhone geladen - Apple Music sei Dank!

Immer wieder müssen wir am Wegesrand anhalen, zu schön sind die Panoramen. Schneebedeckte Berge tun sich über dem Skagit River auf, eine Mini-Wildlife-Chapel duckt sich in den Schatten, während über dem Fluß die sonnendurchtränkten Äste leuchten.

Wir erreichen das North Cascades Visitor Center. Im Eingang begrüßen uns ein Grizzly und ein Schwarzbär - ausgestopft, leider! Wir erkundigen uns nach den Möglichkeiten und der freundliche Ranger stellt unser Tagesprogramm zusammen, Kartenmaterial inklusive. Gabi sichtet wie immer den Shop und findet Sticker für unseren Koffer etc. beim Bezahlen entwickelt sich ein langes Gespräch mit der freundlichen Verkäuferin, die auch eine Nikon D 750 hat. Sie zeigt uns Bilder auf ihrem iPhone - sie liebt die Makrofotografie. Ich zeige ihr den blonden Schwarzbären aus dem Yosemite Valey 2016 und sie schreit auf, packt sich mein iPhone und rennt zu ihren Kolleginnen und Kollegen und muss das Foto auch noch einigen anderen Gästen zeigen. Zum Abschluss erkundigt sie sich, ob wir nicht eine Website hätten? Grins - ein Fan mehr …

Direkt am Visitor Center beginnt der „River Loop Trail“. 3 Kilometer durch dichten Urwald, aber über sehr schönen Waldboden liegen vor uns. Moose, Flechten und Farne überall. Da, wo der Wald dicht zugewachsen ist, wird es augenblicklich sehr kühl - angenehm. Hin und wieder stechen aber auch die Sonnenstrahlen durch - bezauberndes Licht. Am Fluss rettet Gabi eine kleine Raupe mit einem Stöckchen. Sie war wohl hineingefallen und lässt sich zum Dank kurz portraitieren.

Die Zeit vergeht wie im Fluge, unsere Bewegungsziele sind für heute schon fast erreicht.

Auf der Weiterfahrt gibt es immer wieder schöne Ausblicke, z.B. auf einen Staudamm oder türkisblaues Wasser. Wir halten hier und da an und erreichen dann eine weitere Empfehlung des Rangers: den „Thunder Knob Trail“ am Diabolo Lake. Der hat schon eine andere Kragenweite als die Runde am Fluß heute Vormittag. 3 km hin und weitere 3 km zurück soll der Trail lang sein. Nun ja, er ist etwas länger - aber jeder Meter ist fantastisch.

Der Weg zieht sich in ewigen Sepentinen den Berg hinauf. Wald, Farn, Flechten, Moos schön wie auf dem vorigen Trail. Teilweise geht es aber auch ganz schön über Stock und Stein. „A breathtaking view“ am Aussichtspunkt ist uns versprochen. Atem(be)raubend ist aber erst mal die Strecke. Unser Abendessen ist schon auf dem Hinweg verdient - ausschließlich bergauf. Ist die Aussicht auf den Diabolo Lake „breathtaking“? Entscheidet selbst - uns hat es sehr gefallen. Auf dem Rückweg sehen wir noch einige „Deer“ auf der Lichtung äsen - friedliche Stille des Nationalparks.

Unten angekommen sind wir richtig ausgepowert - wir sind ja auch mal wieder zügig unterwegs - das war eine echte Bergwanderung, klasse!

Nächste Stopps: der „Diabolo Lake Overlook“ und der „Washington Pass Overlook“. Letzterer liegt wirklich ganz oben auf der Passhöhe und es kommt schon das Abendlicht durch. Ich mache ein Fotos, da spricht mich eine Gruppe von 4 Senioren-Ehepaaren an: „Das ist aber mal eine Kamera! Wo kommst du her? Was machst du beruflich? Deutschland? Da haben wir Vorfahren (kennt man ja)! Drei von ihnen sind Geschwister, ihre Mutter kommt aus Deutschland. Die hatte 20 Kinder, von denen aber nur 13 erwachsen wurden. Mehr als die Hälfte ist in die Staaten ausgewandert und die 8 haben vor einigen Jahren nach dem Tod der Mutter nochmal einen Trip noch Europa gemacht. Sie erzählen ihre Geschichte, wir müssen erläutern, welche Ziele wir auf unserer Runde noch vor uns haben. Am Ende möchte Brian noch ein Foto mit mir haben - das war ein Bild, wie die alle mit ihren Handys gefuchtelt haben. Gabi konnte die Szene nicht einfangen - das ging einfach zu schnell. Aber ein Bild von Brian und mir hat sie doch geschossen.

Um 18:00 Uhr erreichen wir Twisp, ein kleines Nest im Methow Valley (sprich: Metthau). Wir checken ein im „Twisp River Suites Hotel“. Die nette (und wie sich dann herausstellt, leicht durchtriebene) Besitzerin zeigt uns den Frühstücksraum, die 700-DVD-Sammlung, an der wir uns bedienen könnten, die Terrasse mit Hollywoodschaukel, großem Gasgrill (zur Mitbenutzung) und die Hängematten etc. direkt am Fluß, der hier unmittelbar vorbei fließt.

Dann die Zimmer, es gibt zwei Optionen: Sie führt uns in ein Gemach (naja, der Sprachgebrauch sagt „Suite“ - aber „Gemach“ trifft es besser). Langer Flur, perfekte Küche, voll eingerichtet, riesiger Kühlschrank, Theke und Barhocker. Daran anschließend: Wohnzimmer mit TV und Ledersesseln, dahinter ein Balkon mit eigener Hollywoodschaukel (die Gabi ja so mag) und Blick auf den Fluss. Alles schön mit Moskitonetzen geschützt. Dazu ein riesiges Schlafzimmer und ein schönes Bad. Super! Aber: das haben wir doch nicht gebucht? Nein!! Ich zeige euch, was ihr gebucht habt: „das hier!“

„Das hier“ ist nett, aber verglichen mit der Suite eher die Besenkammer von Harry Potter unter der Treppe. Auf meine Frage nach dem Aufpreis für die Suite hat die Dame, der jetzt kleine Teufelshörnchen gewachsen sind, nur gewartet: „50 $ die Nacht“.

Wir bleiben zwei und so sitze ich jetzt an dieser wunderbaren Theke. Gestern Abend haben wir uns in der Pizzeria gegenüber eine „Meat Lovers Pizza“ geholt und sie mit unserem Weißwein hier an der Theke verputzt. Dazu gab es noch Nachos mit Salsa. Über die Pizzeria und die dort schmausenden Eingeborenen (ich sage nur „happy birthday granny“) sowie die beiden Cops mit Hüftgürteln, so schwer beladen, das Arnie Schwarzenegger in die Knie gegangen wäre, könnte ich nun eine weitere Seite schreiben - schenke ich mir. Den Leitspruch von „Hometown Pizza“ finde ich aber gut: „We don’t serve fast food. We serve good food as fast as we can!“

Die vielen kleinen Dinge, die diese Suite auszeichnen, kann ich gar nicht alle aufzählen. Stimmungsvolle Lampen überall, kleine Taschenlampen und sogar Lesebrillen in verschiedenen Stärken. WIFI ist vorhanden, reicht aber bislang nicht aus, um die Website hochzuladen. Vielleicht klappt das später in der Lobby …

Der Abschlusswein in der Hollywoodschaukel unter dem Sternenzelt mit dem rauschenden Fluss zu unseren Füßen war dann das i-Tüpfelchen auf den perfekten Tag. Und soll ich was sagen: heute genießen wir unsere Suite, werden wahrscheinlich grillen und sicher noch den ein oder anderen Ausflug machen. Gabi und Tiny sitzen mit Kaffee draußen in der Hollywoodschaukel - ich geh mal duschen. Bis denne!

Tagesetappe: 269 Kilometer gefahren, 16,1 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Twisp River Suites, Twisp, WA

"Go north!"


Gabi in der Front Street, Coupeville, Whidbey Island, WA

Nach dem 27. Aufwachen mache ich die Website fertig, was insbesondere das Tagebuch betrifft. Die Fotos kriege ich noch in Etwa gemanaged abends, für geistige Tätigkeiten reicht die Kraft noch nicht.

Mein Früstück habe ich mal fotografiert, weil ich das so lecker fand. Anschließend gibt es mit Obst, Müsli und Joghurt zumindest noch was Gesundes oben drauf. Gabi studiert immer die örtlichen Prospekte, Stadtmagazine etc. So wundert es mich kein bischen über ihre Frage beim Frühstück: „Liegt Freemont eigentlich auf unserem Weg heute - da wohnt ein Troll unter einer Brücke?“ Es spricht für mich, dass ich nur mein iPhone zücke, kauend nicke und nicht weiter nachfrage - die Sache ist geritzt: wir besuchen den Troll.

Vorher muss aber noch einer der Aussichtspunkte mit einem bekannten Blick auf Seattle angefahren werden: Kerry Park. Es sind nur einige Meilen vom Hotel hoch auf den Hügel. Es war uns gestern schon aufgefallen im Shutlebus, heute kann ich bestätigen: an manchen Stellen kann Seattle bezüglich der Straßensteigungen tatsächlich mit San Francisco mithalten. Junge, ist das steil!

Am Kerry Park treffen wir zwei deutsche Jungs, denen ich kurz den Hinweis gebe, dass es nicht die beste Idee ist, die Nikon dauerhaft im manuellen Modus zu betreiben - jedenfalls nicht, wenn man anfängt zu fotografieren. Ich mache ein paar Bilder für sie und einer der beiden lichtet auch Gabi und mich mal ab. Dieser Blick wird übrigens auch bei Grey’s Anatomy ständig gezeigt. Und das Wohnhaus der Greys (das Filmwohnhaus) liegt nur 5 Minuten Fußweg von hier. Das schenken wir uns aber, unspektakulär und in Privatbesitz. Ich würde mich auch bedanken, wenn ständig Touristen bei mir vor der Haustür stehen und Fotos machen, nur weil die Fassade mal im Fernsehn war. Die einzige Ausnahme habe ich 2012 bei der Garage von Steve Jobs gemacht: da konte ich nicht wiederstehen.

Nun aber zum Troll: Navi einstellen und ab geht’s. 10 Minuten später sehen wir ihn sitzen. Imposante Größe und irgendwie nett, wie er da unter der Freemont Bridge sitzt. Gabi und Tiny Little Bear, der uns natürlich wieder begleitet, wollen mit auf’s Bild.

Durch ein paar schmale Seitenstraßen, in diesem hübschen Wohnviertel, geht es auf die Schnellstraße und schon bald rollen wir hinab zum Hafen von Mukilteo zur Fähre. Der Mann am Kassenschalter fragt, ob ich die Person neben mir mitnehmen möchte (er fragt, um den Preis festzulegen). Als er mein dummes Gesicht sieht, lacht er schallend und meint, dass ich wohl nie darüber nachgedacht habe, dass es eine Option wäre, sie einfach hier zu lassen? Komischen Humor hat der Kerl - wir lachen über die Situationskomik aber alle drei herzlich. Also 16,50 $ für das Auto und uns beide. Er sagt noch „perfect timing, lane 11!“ dann fahren wir in Reihe 11 vor.

Und tatsächlich: nur 3 Minuten später setzen sich Reihe 1 und 2 in Bewegung: boarding! Unfassbar, wie schnell hier hunderte von Autos auf die Fähre fahren, große Trucks inklusive. Nach 10 Minuten legt die Fähre ab. Wir stehen in Poolposition sehr schräg an der Seite, können von hier aber schön Fotos machen. 20 Minuten Fahrt, dann sind wir auf Whidbey Island. Entladen geht noch schneller.

Die Gegend hier ist voll von Fjorden und Inselchen. Whidbey Island ist etwas größer, die Orientierung ist aber einfach. Nach Norden führt nur eine Straße und wir fahren gemütlich durch eine wunderschön hügelige Landschaft. Viel Wald, immer wieder Blicke aufs Wasser und kaum Orte. So schön!

In Coupeville an der Penne Cove suchen wir einen Parkplatz und schlendern über die Front Street, vorbei an netten Läden, auf einen alter historischen Pier. Den laufen wir bis zum Ende - hier gibt es weitere Geschäfte und Restrooms. Draußen am Pier hängt eine große Glocke, die man läuten soll, wenn mal einen Wal sieht - wir klingeln nicht. Dafür lachen wir über das Schild, dass vor den kreuzenden Ottern warnt.

45 Minuten Aufenthalt und Beine vertreten sind gut investiert für das kleine Örtchen. Dann heißt es wieder: „Go North!“ Ein Safeway Supermarkt am Wegesrand kann nicht ignoriert werden. Wir machen unseren ersten Einkauf. Wasser muss her, Nachos und Salsa, Obst für unterwegs, Zewa-Rolle, Wein - was man in den nächsten Tagen halt so benötigt. Und ein paar Sandwiches für gleich. Immer wieder schön, in diesen riesigen Supermärkte zu schauen, was man noch kaufen könnte. Besonders sehenswert ist dabei die riesige Auswahl an bereits vorkonfektionierten Mahlzeiten (viel, viel doller als bei uns) und die Qualität sowie die günstigen Preise für Fleisch und Seafood (wäre das bei uns so, würde der Grill gar nicht mehr ausgemacht). Steaks wie gemalt!!

Am nördlichen Ende von Whidbey Island befindet sich der Deception Pass State Park mit unzählichen Wandermöglichkeiten. Wir entrichten die Gebür von 10,00 $ und fahren zur West Beach, wo wir uns auf einen der riesigen Baumstämme am Strand setzen und unsere Sandwiches verspeisen. Dann wandern wir den „Sand Dune Interpretive Trail“ entlang - knapp 2 Kilometer Weg zunächst durch Regenurwald, dann am Wasser entlang durch die Dünen. Viele Vögel sind zu sehen.

Kurze Weiterfahrt zur Deception Pass Bridge. Auto abstellen und zunächst Bilder auf, anschließend unter der Brücke vom der beeindruckenden Stahlkonstruktion machen. Da ich die Bilder gestern Absnd schon hochgeladen hab weiß ich jetzt schon, dass Johanna das Bild unter der Brücke sehr mag - danke für die Mail (und all die anderen lieben Nachrichten aus der Heimat - schön, dass euch die Berichte und Bilder wieder gefallen)! Es lohnt sich ja doch, etwas Mühe in die Bildbearbeitung zu setzen - das war schon ziemlich duster da; sieht man auf dem Foto jetzt nicht mehr. Und Johanna: du hast die Bilder von gestern bereits gesehen - Gabi nicht!

Auch hier warten diverse Trails; wir entscheiden uns für den „Goose Rock Perimeter Trail“. Sehr gut, nach der Hälfte aber extrem unwegsam. Wir machen eine weitere Kurzausbildung zur Bergziege und klettern den steilen, schmalen Pfad hinauf - Tiefblicke aufs Wasser inbegriffen. Oben geht es irgendwo nicht mehr weiter und wir finden glücklicherweise einen alternativen Weg zurück, ohne den ausgesetzten Hang wieder runter zu müssen - das wäre nicht spaßig gewesen. Das Licht schwindet langsam und der Wald ist wirklich wild gewachsen. Wenn jetzt jemand den Soundtrack von „Jurassic Park“ abspielt, fang ich an zu rennen.

Tolle Wanderung - jetzt sind wir aber richtig platt. Weniger körperlich aufgrund der Wanderung, aber der Jetlag sitzt immer noch in den Knochen - wir werden älter.

Über Hwy #20 und die Interstate 5 erreichen wir Bellingham um 17:30 Uhr im schönsten Abendlicht. Das Bett ruft heftig. Einfach schnell ne Pizza holen, ein Glas Wein dazu und dann schlafen gehen? Zu früh!!!

Es wäre auch zu schade, der Stadt überhaupt keine Chance zu geben. Also rein ins Auto, wir fahren zur Waterfront. Hier muss man Seafood essen, meinen wir. Schnell ist das „Loft Seafood Restaurant“ gefunden und ich muss sagen: das Essen war sensationell. Man muss sich auch mal was gönnen - Gabi nimmt Seafood mit Mac’n Cheese, ein sehr würziges Nudelgericht. Ich bin mit „Seafod Chimichanga“ zumindest sprachlicher noch exotischer. Es handelt sich um ein mexikanisch inspiriertes Gericht. Seafood in einer Käsesoße eingerollt in einen krisp gebackenen Maistaco. So eine Mischung aus Burrito und Calzone, wenn ihr wisst, was ich meine. Dazu leckere Soßen und ein großer Salat. Köstlich!! Der Blick auf den Jachthafen und den Sonnenuntergang tun ein Übriges.

Als wir fertig sind, ist die Sonne untergegangen und ich schieße noch ein paar Fotos für die Seele. Nun aber zurück ins Motel. Gabi tut so, als sei sie noch wach - schlechte Schauspielerin. Ich suche noch die Fotos aus und lade sie hoch. Um 21:20 Uhr ist es aber auch für mich vorbei. Sendeschluss. Die Nächte werden nun immer besser und das Tagebuch von gestern ist jetzt auch fertig. Ein neuer Tag kann kommen!

Und mir fehlte bis jetzt der Titel für diesen Tag, ich nehme einfach „Go north!“, denn das war das Motto gestern und Bellingham ist der nördlichste Punkt der USA, den wir bislang erreicht haben.

PS: Ich ordne die Fotos systematisch und ortsbezogen zu. Daher finden sich immer wieder auch mal Bilder am „Vortag“, weshalb man dort auch hin und wieder vorbei schauen sollte. Die Bilder vom Kerry Park und Troll sind z.B. noch unter „01 Seattle“ zu finden, das Album von gestern beginnt an der Fähre nach Whidbey Island …

Tagesetappe: 195 Kilometer gefahren, 16,3 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Coachman Inn, Belingham, WA

Oh what a day!


Gabi auf dem Glasboden der Space Needle, Seattle, WA

Welch ein Tag war das? Seattle gefällt uns sehr! dabei waren die Aussichten gar nicht rosig. Regen war angesagt - zumindest bis nachmittags. Und ja: der Morgen war zunächst grau wie der Vorabend, doch zeigte sich die Sonne mit blauem Himmel bereits um 10:30 Uhr und dann blieb es trocken. Klasse, denn das erweiterte unsere Möglichkeiten in nicht erhoffter Dimension.

Eins vorweg: kurz kann dieser Bericht nicht werden.

Nachdem wir am frühen morgen die Website gepflegt haben begeben wir uns zum Frühstück. Das bietet alles, was das Herz begehrt - so gestärkt kann der Tag kommen. Der Shuttle bringt uns um 09:00 Uhr zum Pike Place Market, dem wohl bekanntesten „Bauernmarkt“ Seattles gleich an der Waterfront. „Bauernmarkt meint hier, dass die Produzenten selbst verkaufen und zwar alles: Fisch, Meeresfrüchte, Blumen, Obst, Seife, Gewürze, Bilder etc.. Sehenswert sind die Meeresfrüchte, besonders die Jumbo-Lobster! Mit einem Verkäufer, der sich die Wartezeit auf neue Kunden damit verkürzt, Bass zu üben, quatschen wir eine Zeit lang.

Wir schlendern herum und machen Bilder. Gut, dass der große Komplex überdacht ist, denn draußen regnet es leicht. Einmal wagen wir uns raus - brrr. Anstelle von Liebesschlössern haben Paare sich hier mit Plaketten am Zaun verewigt - alles schön einheitlich.

Ein erster Höhepunkt an einem Fisch- und Meeresfrüchtestand. Die Verkäufer drehen total ab. Ein junger Kerl lässt sich gern mit jungen Mädels fotografierne und hüpft dafür sogar auf die Theke um zu posen. Kurz darauf wirft er einen großen Fisch quer durch den ganzen Stand zu einem anderen Verkäufer - der wirft zurück. Auf den Bildern muss man schon genau hinsehen, um den fliegenden Fisch zu sehen. Eine Touristin aus einer Gruppe soll „angelernt“ werden, bekommt ganz genau gezeigt, wie sie stehen muss. Mehrfach verfehlt sie den Fisch, den dann ein anderer Typ mit Hechtsprung fängt. Doch dann hat sie ihn und präsentiert der johlenden Meute stolz ihren Fang. Zwischendurch kommt per Schüppe neues Eis auf den Fisch - er muss ja frisch bleiben.

Auf mehreren Etagen gibt es hier wirklich alles zu kaufen - ich kann gar nicht alle Fotos hier hochladen. Sogar eine Brauerei finden wir hier. In einer Seitengasse kleben zigtausende Kaugummis an der Wand - irgendwie eklig, aber bunt. Immerhin scheint ab jetzt die Sonne und die Welt sieht plötzlich aus, wie aus dem Ei gepellt. Vor dem ersten Sturbucks-Cafe aller Zeiten stehen die Leute Schlange - wir trinken später einen Milchkaffee in einem der anderen zahllosen Starbucks-Läden hier in der Stadt.

Irgend ein findiger Spaßvogel hat eine Regenrinne so umgebaut, dass sie als Blumenvase dient. Klar: Bewässerung von oben kommt hier ja oft genug von alleine. Die Seitengassen sehen eher aus, wie in einem schlechten Hollywood-Streifen. Hier schwirrt nachts bestimmt auch Batman rum.

Am Seattle Art Museum steht die riesige Statue eines hämmernden Mannes. Unermüdlich geht der Hammer auf und ab.

Bei Miner’s Landing imponiert das „Seattle Great Wheel“, das Riesenrad. Innen gibt es Meeresfrüchterestaurants bis zum Abwinken und vieles mehr. Wir schlendern die Waterfront daher, machen Fotos mit dem Riesenotter und Bigfoot, dem Gabi in die Nase zwickt. Machen wir auch nur im Urlaub, so was …

Im Pioneer Square National Historic District finden wir schöne Backsteinbauten und nette Plätze. Zu Füßen von Indianerskulpturen bzw. Totempfählen schlafen Obdachlose. Ein Mahnmal für im Einsatz verstorbene Feuerwehrleute macht nachdenklich. Apropos löschen: Durst haben wir jetzt! Also begeben wir uns zum ältesten Saloon (Seattles?) und trinken dort Bier (weia, das local IPA knipst dir gleich die Lampen an), Margaritha und essen ein paar „Hot Wings“.

Bei dem Wetter lohnt eine Hafenrundfahrt, die wir nun in Angriff nehmen. Eine Stunde lang zieht die Skyline Seattles an uns vorbei. Wir drehen eine große Runde durch den Pudget Sound, wie das Gewässer hier vor der Stadt heißt. Fähren verkehren hier wie bei uns Busse, nur dass du hier dein Auto gleich mitnehmen kannst. Informationen bekommen wir aus erster Hand - unsere „Erzählerin“ weiß alles über die Stadt. Auf einem Sandtrailer haben es sich Seelöwen bequem gemacht. Neben der Sykline beeindruckt der Hafen mit seinen gigantischen Kränen und Schiffen. Die weißen Dinosaurier-Riesenkräne werden aus China in einem Stück angeliefert und aufgebaut - auf ein Containerschiff der fotografierten Größe passen 18.000 (!!) Container.

Wir wandern weiter die Waterfront entlang, diesmal in Richtung „Needle“. So langsam spüren wir unsere Beine. Ein Restroom muss her, also nehmen wir noch ein Glas Bier und Wein im Irish Pub. Dann spazieren wir durch den Skulpturenpark (Olympic Sculpture Park) und von dort zur Space Needle. Gabi hat herausgefunden, dass hier um die Ecke auch einige Folgen von Grey’s Anatomy gedreht wurden. Die amerikanische Krankenhausserie verfolge ich seit Monaten bei Amazon Prime. Gabi schlägt vor, ich solle nach der Pensionierung noch Medizin studieren - für die bereits gesehenen rd. 250 Folgen bekomme ich bestimmt 2 Semester und einige Scheine anerkannt.

Jetzt aber: Tickets kaufen und in 45 Sekunden die 210 Meter hoch zur Spitze der Space Needle sausen. Das können wir uns bei dem Wetter nicht entgehen lassen. Von oben hat man einen tollen Blick über die Stadt. Gabi lehnt sich an die Glaswand - uuh! Eine Etage tiefer wird es noch heftiger: hier dreht sich der weltgrößte und -höchste Glasboden, angetrieben von einem 1 PS-Motor um die Achse der Needle. Das ist schon spooky, dort oben zu stehen und die Welt unter sich vorbei ziehen zu lassen. Super!

Wieder unten rufe ich den Shuttlebus an, wir kurven nochmal kurz am Musem of Modern Pop Culture (MoPop) vorbei, dessen zerknitterte Außenhüllte heute Abend besonders schön leuchtet.

Im Hotel stellen wir nur kurz die Rucksäcke ab, weitere 700 Meter Fußweg entfernt wartet ein Thai-Restaurant mit fantastischem Red Curry sowie Phad Thai, beides mit Prawns auf uns. Wir genießen die Belohnung des Tages, dann geht es zurück aufs Zimmer. Gabi ist ko, ich importiere und verschlagworte immerhin noch die Fotos, dann ist um 22:00 Uhr auch für mich Feierabend.

Hui, war das ein Tag! Die vielen Eindrücke werden wir so schnell nicht vergessen.

Tagesetappe: 16,3 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Silver Cloud Inn***, Seattle, WA

"Schlaflos in Seattle ..."


Gabi im Silver Cloud Inn Lake Union, Seattle, WA

… heißt einer der Lieblingsfilme von Gabi und da ist es kein Wunder, dass sie die erste Nacht in der Stadt ganz im Nordern des Nordwestens unter dieses Motto stellen musste. War aber auch klar - ist ja immer so, die Zeitumstellung ist halt heftig.

Aber von vorne: „We’re back in the US“! Wie schön - endlich Urlaub. Und zum allerersten Mal seit unserem allerersten Besuch in diesem riesigen Land, das uns so gepackt hat, gibt es ausschließlich „Neuland“ zu sehen. Den Nordwesten kennen wir überhaupt noch nicht. So haben wir auch ziemlich an der Route gebastelt, die aber nun seit einigen Wochen steht und wir freuen uns auf die kommenden 21 Tage.

Erneut der Vorsatz: wirklich Urlaub machen! Erholung ist dringend nötig und so haben wir bei der Planung sehr darauf geachtet, dass die Fahrstrecke nicht so lang wird. Der Reiseführer, an dem wir uns grob orientiert haben, sah gleich die doppelte Strecke, dann aber auch jede (!) Nacht in einem anderen Bett vor. Aus dem Alter sind wir raus. Wir lassen es deutlich gemütlicher angehen, auch wenn dann andere, sicher auch interessante Dinge diesmal ausgelassen werden. Wir müssen uns ja in der Tat nichts mehr beweisen und die Fülle an großen Nationalparks mit spektakulären Dingen fehlt hier ohnehin. Hier geht es mehr um Landschaft und mal wieder den „Wilden Westen“ - der hier insbesondere auch mit seiner unseligen Vertreibung der Indianer verknüpft ist. Das wird uns sicher immer wieder mal begegnen. Ich sage nur „Chief Joseph!“

Zum Urlaub gehört aber auch, die „Büroarbeit“ an der Website einzuschränken. Mein Vorsatz: die Fotos werden nicht mehr aufwändig beabeitet, das kann ich im Winter immer noch machen. Und die Tagebucheinträge werden vielleicht wirklich mal etwas knapper ausfallen? Mal sehen - heute noch nicht. Das Gestalten der Website macht mir ja wirklich viel Spaß und wir genießen es immer wieder, auf unsere Berichte der vergannenen zurück zu schauen. Wo der Spaß aufhört und die „Arbeit“ anfängt, werde ich nun die Notbremse ziehen - so der Vorsatz.

Die Anreise war wie so oft: Frau van Horn fährt uns um 03:30 Uhr zum Airport Düsseldorf, online-check-in war erledig. Nach der Hetze letztes Jahr haben wir in Frankfurt diesmal deutlich mehr Zeit (3:50), der Zubringerflug aus Düsseldorf um 06:05 Uhr hat uns im Gegensatz zum vergangenen Jahr aber auch pünktlich hin gebracht. Diesen kurzen Flug haben wir komplett verschlafen.

In Frankfurt passt immer einer auf das Handgepäck auf, der/die andere dreht seine Runden in dem ewig langen Terminal. Da ist Oktoberfest und es gibt überall was zu sehen. Außerdem wollen die 10.000 Schritte absolviert und die Trainigsminuten auf der Apple-Watch etc. ja auch zu ihrem Recht kommen. Bewegung soll auch in diesem Urlaub nicht nur nebenbei stattfinden.

Die Zeit vergeht erstaunlich schnell und so sitzen wir bald in der Boing 747-400. Um 10:55 Uhr geht es los. Auch ne Riesenkiste - der Service von Lufthansa ist wie immer perfekt. Auch hier schlafen wir mehr als in den Vorjahren, mit dem Alter kommt die Weisheit (grins). Ich gucke zwei deutsche Filme, einer grottenschlecht („Mängelexemplar“ - kann ich nur vor warnen), der andere (Steig! Nicht! Aus!) immerhin spannend, aber auch eher ein „B-Movie“. Auf dem Rückflug nehm ich wieder Hollywood. Dafür sind die Blicke aus dem Fenster auf Grönland und die Eisschollen spektakulär!

leider verpassen wir zu Hause die „Whiskyfair 2019“ im Adlersaal. Unsere Gedanken sind bei Micha und Tim sowie den „Fine Spirits“ - nächstes Jahr planen wir sorgfältiger - versprochen!

Um 12:00 Uhr mittags (also nach nur einer Stunde - hihi) setzen wir in Seattle auf, sind eine Stunde später eingewandert und haben unsere Koffer. Das diverse Schlangestehen kennen wir ja schon und die Automaten bei der Eingabe der Formalitäten, Fahndungsfoto und Fingerabdrücken sparen echt Zeit.

Bei Alamo die nächste Schlange - dafür haben wir die Auswahl zwischen 3 Midsize-SUV. Der Jeep sieht nicht gut aus, der Hyundai Sante Fe ist ok - aber da ist ein Mazda CX-5!! Den schnappen wir uns. 8.000 Meilen alt, schwarz, super ausgestattet und ich freu mich wie Bolle, quasi „wie zu Hause“ agieren zu können. Das ist ein Hauptgewinn. So ist die Fahrt zum Hotel auch völlig mühelos.

Wir checken um 14:45 Uhr ein - das Zimmer ist riesig. Neben den gerade nach einem so anstrengenden Flug nötigen zwei Riesenbetten bieten die hier auch ein im Preis inbegriffenes Parkhaus und einen kostenlosen Shuttle-Service in die Stadt an - drei Kriterien, die für uns wichtig waren.

So sitzen wir nach einer Stunden „ankommen“ auch schon in diesem Shuttle und lassen uns zum Seattle Center chauffieren. Das Wetter ist wie angekündigt: sehr bewölkt, alles grau in grau - derzeit aber noch fast ganz trocken.

Wir steigen an der Space Needle aus - hochfahren wird sich bei dieser Sicht und 37,50 $ p.P. nicht lohnen. Ich zücke meine Nikon für das erste Foto, da spricht mich auf der grünen Wiese einer an: „Guck mal, wir haben die gleiche Kamera! Möchtest du mal mein 10 mm Fisheye ausprobieren?“ Und zack: das erste „richtige“ Foto dieses Urlaubs kommt mit dem Fremdobjektiv daher - so sind sie halt, die Amerikaner. Wir fachsimpeln etwas, er hat sogar noch eine analoge Kamera (mit Film!) und ein riesiges Nikkor 300-600 mm dabei.

Die nächsten Stunden streunen wir rund um die Space Needle herum. Es ist Samstagmittag und überall sind Familien mit Kindern unterwegs. Spielmöglichkeiten gibt es hier wie Sand am Meer, richtig gut. Uns zieht das MoPop in seinen Bann - das Museum of Modern Pop Culture (MoPop). Es ist ein beeindruckender Bau mit einer Hülle wie aus zerknülltem Papier, aber Alumäßig in allen Farben schillernd. Mitten durch den Komplex kommt die Monorail gefahren (Foto!). Wir gehen in den Shop und die Lobby - hier dreht sich alles um die Popmusik und Filme. Auch von innen: wahnsinnige Architektur! Das Museum wäre sicher auch interessant, schließt aber gleich.

So drehen wir noch eine Runde um den Block, der Nieselregen nimmt etwas zu. Bei mir geht es aber immer noch ohne Jacke. Da ist eine Kirche und um 18:00 Uhr beginnt das Glockenspiel zu läuten. Den Song kennen wir doch? Ist nicht wahr!? Wollen die uns auf den Arm nehmen? Versteckte Kamera?? Da schleichen zwei Gestalten aus good old germany die Straße entlang, versuchen den Jetlag zu verdrängen und was machen die Amis? Sie spielen für uns die deutsche Nationalhymne! Da ist Haltung gefragt - wir sind sprachlos.

Was nun? Zurück ins Hotel und dann nochmal los was essen? Quatsch - dafür sind die Möglichkeiten hier einfach zu gut. Allein im Seattle Center ist ein Foodcourt mit 10 verschiedenen Eateries. Mexikanisch soll es sein und so lassen wir uns Shrimps in scharfem Bierteig frittieren, die dann in Tacos (Gabi) sowie einen Burrito (Jürgen) gepackt werden - zusammen mit den unausweichlichen schwarzen Bohnen, Reis, Salat, Salsa, Gemüse etc. Dazu eine Margaritha und ein gezapftes Bier - papsatt!

Inzwischen regnet es heftig, ich rufe im Hotel an und 15 Minuten später sitzen wir wieder im Shuttlebus. Auf dem Zimmer überspiele ich noch die Fotos, mehr geht aber nicht mehr, Bier und Margaritha haben uns den Rest gegeben. Gabi schläft schon und weiß, dass sie in wenigen Stunden schlaflos sein wird - mir wird es genau so gehen und daher verschiebe ich diesen Bericht etc. auf die frühen Morgenstunden des nächsten Tages - passt.

„Schlaflos in Seattle“ - toller Film und für uns der Beginn eines hoffentlich ebenso tollen und erholsamen Urlaus mit vielen schönen Erlebnissen - seid ihr dabei?

Tagesetappe: 8.444 Kilometer geflogen, 27 Kilometer gefahren, 12,3 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Silver Cloud Inn***, Seattle, WA
© 2018 Gabi & Jürgen