Tagebuch




Schiffe, Frösche, Leuchttürme


Gabi am North Head Lighthouse, Cape Disapointment SP, WA

Das Frühstück hier ist wie der Zimmerpreis: sehr überschaubar. Wir fassen uns kurz mit frischer Waffel, Cornflakes, Kaffee und O-Saft. Dann machen wir uns auf zum nahen Strand. Dieser hier in Long Beach soll gar der „longest“ worldwide sein. Immerhin weisen sie 28 Meilen (!) ununterbrochener Beach auf - nicht schlecht, oder?

Schlecht sollte das Wetter am Nachmittag werden - laut Vorhersage. Morgens trocken, mittags nass. Scheint eher andersrum. Der Strand ist breit, sehr breit und reicht bis zum Horizont. In beide Richtungen. Die Tropfen fallen vertikal - Mist. Nicht verzagen - es gibt ja noch das Museum in Astoria. Einkaufen müssen wir eh noch (in Oregon steuerfrei!), also los!

30 Minuten und eine gigantische Brücke von Washington nach Oregon weiter kaufen wir bei Safeway ein. Wochentage spielen hier diesbezüglich schon lange keine Rolle mehr. Das Gemüse wird hier von oben beregnet, Meeresfrüchte und Steaks schaue sich jeder mal selbst an, inklusive der Preise. Da würde bei mir zu Hause der Grill glühen, wenn das so zu bekommen wäre.

Dann lassen wir uns Zeit für das sehr sehenswerte und gut präsentierte Columbia River Maritime Museum. Da fesseln uns zunächst zwei 3-D-Filme in bester Qualität: „Hurricane“ und „Aircraft Carrier“. Im ersten Film wird eindrucksvoll und in drei „D“ gezeigt, wie Hurricanes entstehen, überwacht werden und welche Folgen - aber auch welchen Nutzen sie haben. Das fegt und regnet durch das Kino, dass uns ganz mulmig wird. Da können wir mit unserem Wetter und den paar Tropfen Regen gut leben. Das passt gut zu „unglaubliche Kräfte“ von letzten Donnerstag. Beeindruckend! Der zweite Film zeigt, wie die großen, atombetriebenen Flugzeugträger funktionieren. Da können wir ja seit letztem Jahr gut mitreden, ich erinnere nur an die USS Midway in San Diego. Im Ernst: wenn du in so einem 3-D-Flieger sitzt und vom Träger katapultiert wirst - weia! Das war prima!!

Das Museum selbst ist wirlich sehr gut, einige große Exponate, viele Schiffe. Dazu gute Erklärungen, dass z.B. hier in der Mündung des Columbia River in den Pazifik seit 1792 über 2.000 Schiffe wegen der kuriosen Bedingungen gesunken sind; unter Seefahrern gefürchtet, diese Ecke. Gabi steigt in die Green-Box und kann das Wetter vorhersagen. Das Ganze wird live übertragen auf den großen Fernseher nebenan. Ich kriege die Krise, weil ich es, im Gegensatz zu ihr, nicht hinkriege, dieses seitenverkehrte Denken.

Das US-Lightship Columbia hatten wir gestern schon gesehen. Jetzt dürfen wir drauf und auch von innen gucken.

Der Regen ist weg, wir fahren zurück nach Washingon und dort in den Cape Disapointment State Park. Hier stehen drei Trails auf dem Programm, allesamt durch dichten Regenwald. Es bleibt den Rest des Tages aber trocken, sehr gut!

Zwei Frösche sitzen auf dem Weg und haben nichts dagegen, fotografiert zu werden. Hier hätte ich gern mein Makro-Objektiv zur Hand, aber noch ein gutes Kilo mehr an Fotoausrüstung machen die Fluggesellschaften nicht mit (und Gabi auch nicht, glaube ich).

Die Leuchttürme sind alt und wichtig - siehe oben!

Dann kurven wir noch bis ans nördliche Ende der Halbinsel - vergeblich, hier ist der Hund begraben (und einen zusätzlichen hätte ich fast überfahren). Also zurück zum Motel. Auf dem Weg kommen wir noch an einem Cranberry-Feld vorbei. Die kleinen roten Früchte sind hier sehr populär, schmecken auch uns sehr gut und wachsen im Wasser.

Dort machen wir uns nochmal auf zum Beach, laufen über den Boardwalk und sehen neben einem Walskelett unseren ersten (bewussten) Bald-Eagle, einen Weißkopfseeadler. Der landet nämlich ganz gelassen auf einem großen Mast. Mist, jetzt liegt das 70-200 im Zimmer. Daher ist das mit dem Foto nix, das Erlebnis zählt aber. Der Strand ist ansonsten so wie heute Morgen, weit, weiter, am weitesten …

Dann müssen wir leider gute 2 Stunden damit zubringen, mit Alamo zu telefonieren. Unser CX-5 zeigt Alarm mit der Motorwarnleuchte. Es funktioniert aber alles wie immer, nur die blöde Lampe brennt. Diverse Telefonate später bin ich nicht viel klüger. Werde morgen mal sehen, ob ich ne Werkstatt auf dem Weg finde, evtl. Kosten übermimmt Alamo. Hauptsache, der Flitzer lässt uns nicht im Stich.

Abendessen waren wir wieder im „Castaway’s“. Klasse Seafood, grausame Organisation! Zum W-a-h-n-s-i-n-n-i-g-w-e-r-d-e-n! Die kleine, asiatische Kellnerin rast umher wir ein Irrwicht und ihr Zopf fliegt von links nach rechts. Gebacken kriegen die nichts. Schmecken tuts aber.

Nun ist alles gesagt und geschrieben. Ich gönne mir gleich noch irgendwas, vielleicht Wein & Fernsehen. Gute Nacht!

PS: die Weintrauben hier, die ich gerade knabbere: wie kann man so knackiges, pralles und leckeres Obst herstellen? Sonne und Wasser, meint Gabi - oder doch Gentechnologie?

Tagesetappe: 129 Kilometer gefahren, 14,2 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Cedars Ocean View Inn, Long Beach, WA

Twilight


Gabi vor "Bella's House", Twilight-Movie-Location, St. Helens, OR

Gut ausgeschlafen sind wir jetzt mit Sicherheit. Erst 2 Stunden Spätmittagsschlaf gestern Abend und dann nochmal 8 Stunden obendrauf. Naja, Erholung beinhaltet für uns auch viel Schlaf. Guter Dinge starten wir in den Tag - der blaue Himmel hat uns vorhersagegemäß verlassen, aber es ist noch trocken und völlig ok.

Wir haben entschieden, am Vormittag noch einmal in die Columbia River Gorge zu fahren. Mindestens ein Wasserfall will besucht sein - es gibt hier mehrere zur Auswahl. Diese sind derzeit aber nicht gut zu erreichen, da der Hwy.#30 wegen der vergangenen Waldbrände noch teilweise gesperrt ist.

Und auf der Interstate ereilt uns dann über Leuchttafeln auch die Nachricht, dass der Parkplatz zu den sehr bekannten Multnomah-Falls (der befindet sich übrigens mitten zwischen den Fahrbahnen der Interstate) wegen Überfüllung geschlossen wurde.

Also biegen wir rechtzeitig ab - Ausweichprogramm: über den „Old US-Hwy#30“ steuern wir den „Portland Women's Forum State Scenic Viewpoint“ (was für ein Name!) an. Von hier hat man trotz des Zwielichtes einen ganz schönen Blick auf das „Vista House“, unser nächstes Ziel. Der Name ist Programm. Tolle Aussicht. Ein sehr süßer Hund macht mir schöne Augen und will portraitiert werden. Die drei Gestalten in historischen Kostümen (hier ist alles historisch, was vor 1980 entstanden ist) kümmern sich um die Insassen von Reisebussen. Entertainment.

Der Trail zu den Bridal-Veil-Falls (mal wieder der Brautschleier - so heißt in den USA jeder 3. Wasserfall) ist Gott sei Dank nicht so überlaufen und der Wasserfall selbst zeigt sich von seiner besten Seite. Auch das Gestrüpp am Wegesrand verdient fotografische Beachtung.

Nun zurück nach Portland, unterwegs tanken und sorgfältig auf den Weg achten. Das ist trotz Navi (das auch manchmal Signal und Orientierung verliert) anspruchsvoll. Wir wollen ja nich irgendwie nach Long Beach fahren, sondern über die alte US-#30. Und da muss das Navi auch mal ausgetrickst werden. Die Brücken in Portland haben es in sich und die Interstates sind allesamt auf Pfeilern in mehreren Etagen übereinander durch die Stadt gebaut. So was haben wir noch nicht gesehen. Mit List und Tücke fahren wir gegen 13:15 Uhr genau an unserem Hotel vorbei, das wir heute morgen verlassen haben - die erste Runde ist gedreht, nun heißt das Ziel: Pazifik.

Als wir an dem Ort St. Helens (sagte uns bislang nix) vorbei fahren, brauchen wir mal einen Restroom. Da - ein Visitor Center. Wir halten an, gehen rein - und scheinen vom Blitz getroffen. Da sitzen 2 alte Herren inmitten eines muffigen Gruselkabinettes und begrüßen uns freundlich. Einer hat ein orangenes Party-Halloweenhütchen auf dem Kopf - da bleibt dir die Spucke weg.

Die beiden erzählen uns allen Ernstes, dass wir in „Halloweentown“ angekommen seien, hier sei jetzt für fünf Wochen überall der Grusel los. Das Gruselkabinett ist eine „Ausstellung“, die dem geneigten Gast das Thema wohl näher bringen soll. Wir kriegen uns nicht mehr ein, lachen gemeinsam und machen Fotos. Vom Hütchenträger hätte ich gerne eins gemacht, aber da siegt die gute Erziehung. Schaut die Bilder - zum piepen. Wer sich die Mühe macht, die Zeitungsausschnitte zu betrachten, wird wie wir Tränen lachen.

Zum Abschied erzählen uns die beiden, dass unten an der Waterfront, ca. 1,5 Meilen weiter (Downtown quasi) ein Fest für die ganze Familie stattfindet. Wir sollen ruhig hinfahren. Machen wir. Da ist jeder Laden gruselig verziert, beim Frisör sitzen die Skelette auf den Stühlen und auf den Straßen jede Menge Gestalten (tot und lebendig).

Der „Marktplatz“ wird geziert von großen Kürbisskulpturen und auch ein altes Taxi steht dort, darin zwei Untote (also jetzt wirklich nur Figuren). Ich mache Bilder, da ruft es aus dem durchsichtigen Plastikzelt im Hintergrund, das wir gar nicht wahrgenommen hatten: „Das ist das echte aus dem Film!“ Wir zwängen uns beide in den „Information-Igloo“ und fragen die Stimme, die zu einer Dame gehört, welchen Film sie denn meint? „Na, Halloweentown - ein Gruselfilm aus den frühen achtzigern“. Nächstes Wochenende kommend die ganzen Schauspieler wieder her - wie jedes Jahr zur großen Halloween-Parade!“ Ja sind die denn völlig irre?

Es wird noch besser: sie reicht uns einen Flyer mit einem Ortsplan - da seien die Drehorte markiert, „und die von Twilight auch“! Gabi flippt förmlich aus. Das darf doch nicht wahr sein!!? DAS „Twilight“??? Ja klar - vieles wurde hier gedreht, wir sind schließlich bekannt als Halloweentown. Wir studieren den Flyer und nun müssen noch einige Fotos her.

Man muss wissen, dass „Twilight“, die vierteilige Serie rund um Bella und ihren geliebten Vampier Edward sowie den Werwolf Jacob, bei ihr sofort hinter „Sissi“ (oder inzwischen vielleicht schon davor?) kommt. Real spielen die Filme im Olympic NP unserem nächsten Ziel. Nicht umsonst übernachten wir auch in Forks, dem Hauptort im Film.

Und nun erfahren wir zufällig (mal ehrlich - kann das Zufall sein??), dass einiges hier gedreht wurde. Um es kurz zu machen: Höhepunkt ist das Foto von Gabi vor „Bella’s House“, das wir schließlich auch noch finden. Kein Wunder, wir haben ja den Flyer aus dem Info-Igloo. Völlig crazy.

Aufgekratzt kratzen wir die Kurve. Wir müssen auch mal weiter, aber das hier hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wir fahren weiter, immer am Columbia-River entlang, es fängt an zu tröpfeln. Der alte Highway 30 kann sich sehen lassen, auch bei dem Wetter.

In Astoria stoppen wir kurz am Columbia River Maritim Museum - das wäre was für morgen, wenn es dann arg regnen sollte. Über eine riesige Brücke wechseln wir von Oregon auf die Washington-Seite. Unser Zimmer hier in Long Beach hat ein riesiges Fenster mit Blick auf den Pazifik Super!! Wir bleiben zwei Tage.

Und das Dinner im „Castaway’s Seafood and Grille“ war auch erste Sahne. Gabis Seafood-Lasagne schwamm drin (in der Sahne) und war zum Niederknien, so ein toller Geschmach nach Meeresfrüchten. Und meine Jumbo-Prawns konnten sich auch sehen und schmecken lassen, butterzart. Nur dass das Bier hier (in diesem Urlaub erstmals, aber nicht neu für mich) mal wieder aus so was wie Gurkengläsern mit Schraubverschluss serviert wird, passt zum etwas „schrägen“ Tag.

Fazit: wenn wir in Forks erfahren hätten, dass z.B. Bella’s House in St. Helens steht und wir durchgefahren sind, ohne das zu wissen - was dann? Und: es gibt keine Zufälle, alles ist irgendwie miteinander verknüpft und ergibt einen tieferen Sinn. Den ich nicht kenne. Punkt.

Liebe Grüße, gute Nacht. Dafür, dass ich heute wirklich nicht viel schreiben wollte, habe ich wieder ganz schön auf der Tastatur geklappert - aber das gehört ja zum Handwerk.

Tagesetappe: 299 Kilometer gefahren, 7,0 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Cedars Ocean View Inn, Long Beach, WA

Unglaubliche Kräfte …


Gabi im Mount St. Helens National Volcanic Monument, Elk Rock Viewpoint, WA

Einen richtig gemütlichen Frühstücksraum haben die hier im The Dalles Inn, mit Boothes, in denen man gemütlich sitzen kann. Wir lassen es heute ganz relaxed angehen. Das Frühstück ist ok, was aber bemerkenswert ist: auch hier wird umfassend Mehrweggeschirr und -besteck eingesetzt. Ein Trend, den wir schon in den vorherigen Motels z.T. zu unserer Freude vermerken konnten.

Überhaupt scheint hier in dem Land, in dem es nach der Meinung eines gewichtigen Staatsmannes keinen Klimawandel gibt, ein diesbezügliches Umdenken Einzug zu halten. In den großen Supermärkten wird sehr viel „Organic Food“ angeboten, dazu sehr, sehr viele Getreide, Nüsse, Gewürze, Müslis, Reissorten etc. zum Selbstabfüllen - also ohne Einwegverpackung. Und auch in der Obstabteilung, letzte Tage konnten wir unsere Pflaumen in Papiertüten packen. Gut, dass die freundliche Kassierein diese Papiertüte zusammen mit den übrigen Einkäufen wieder in eine Plastiktüte steckte - daran arbeiten wir noch. Aber auch an der Kasse hören wir immer häufiger (auch in den vergangenen Jahren schon): paper or plastic? Gut so, weiter so!

Planmäßig geht heute unsere Reise (grob) entlang des Oregon Trail zu Ende. Mit Portland werden wir den westlichsten Punkt erreichen, den die Siedler damals anvisiert haben. Deshalb noch mal kurz inne halten und „Respekt“ zollen für diese Hammerleistung. Wir kurven hier mit unserem CX-5 über jede Mountainrange, in Serpetinen hoch und runter als sei es nix. Das mit Ochsenkarren, den Gefahren von Unfällen, Stromschnellen, Seuchen, Indianerüberfällen, Streitigkeiten untereinander, Hunger und Durst etc. zu meistern - unglaublich. Das müssen schon Kräfte gewesen sein, die die Menschen damals zu solchen Taten bewegt und getrieben haben. Anziehungskräfte wahrscheinlich - die des „gelobten Landes“.

Auf unserer Reise in den letzten Tagen haben wir auch ganz viel Landwirtschaft gesehen. Wo immer Talgrund oder nur sanft hügelige Weite zu finden war, wird Ackerbau und Viehzucht betrieben. „Food on Hooves“ hieß das bei den Siedlern. Heute stehen die großen Rinderherden hauptsächlich für Steaks, Burger, Milch und co. Gar nicht so anders als damals wahrscheinlich. Und die ein oder andere gigantische Beregnungsanlage werdet ihr vielleicht auch auf einem Foto entdeckt haben?

Heute soll es durch die Columbia River Gorge nach Portland gehen. Schlappe 177 km, das klingt easy. Im Hotel erklärt uns die Dame am Empfang nach telefonischer Rücksprache mit ihrem Mann, dass der alte Highway US-#30 zum Rowena-Viewpoint hoch über The Dalles nach den verheerenden Waldbränden inzwischen wieder befahrbar sein müsste. Sicherhheitshalber halten wir aber noch Columbia Gorge Discovery Center und bekommen da perfekte Auskunft für den Tag, auch zu Sperrungen der US-#30 wegen der damaligen Brände auf der weiteren Strecke bei den Wasserfällen. Perfekter Service.

Am Aussichtspunkt haben wir eine tolle Sicht auf den Columbia River. Dieser stellt die Grenze zwischen Oregon (hier) und Washington (auf der anderen Seite) dar. Einige schöne Fotos gelingen auch zu der Straße, die uns hochgeführt hat.

Planmäßig rollen wir bei Hood River über eine Mautbrücke (abenteuerliche Stahlkonstruktion) auf die Washington-Seite, um von dort einen Blick auf die bewaldete Seite Oregons zu erhaschen. Und natürlich auf den Mount Hood, den wir gestern schon immer wieder im Blick hatten und der sich von hier im besten Licht zeigt - perfekte Sicht. Später soll es dann über die „Bridge of the Gods“-Brücke wieder zurück auf die andere Seite und zu den Wasserfällen gehen um dann in „Null Komma Nix“ in Portland zu sein. Doch es kommt anders. Ganz anders!

Hinter der Brücke auf die Washington Seite befindet sich nämlich ein Visitor Center. Und da tut heute eine ganz findige und engagierte Dame Dienst. Bei unserer Routenplanung haben wir uns echt viel Mühe gegeben, alles unter einen Hut zu bekommen. Was einfach nicht hineinpasste war der Mount Rainier NP und das Mount St. Helens National Volcanic Monument. Nun hatte uns in den Painted Hills eine Lady, mit der wir uns unterhielten, schon den Floh ins Ohr gesetzt, dass der Mt St. Helens von Portland aus durchaus machbar sei, z.B. am Samstag auf dem Weg nach Long Beach.

Zurück zum Vistor Center - da kann man ja mal fragen, wie das ist, übermorgen mit dem Mt. St. Helens. Die Dame schmeißt uns förmlich zu mit Infomaterial und Landkarten, zeichnet hier und skizziert da - die ist einfach unglaublich. Kurz gefasst: heute ist das Wetter perfekt, die Sicht gut und der Weg von hier aus durch den riesigen Giffort Pinchot National Forest zwar weiter, aber ungleich schöner als über die Interstate von Portland aus. Und Samstag soll das Wetter ja schlechter sein - da kann man doch besser Zeit in der Stadt verbringen und HEUTE zum Vulkan fahren …

Gesagt getan, kurz entschlossen schmeißen wir unseren Plan über den Haufen. Allerdings ist es schon ganz schön spät am Vormittag. Egal - die Zeit wird reichen, aber die Fahrt lang. Auftanken und ab in den Wald. Lange, gerade Strecken wechseln sich ab mit endlosen Kurven, bergauf, berab, Indian Summer, traumhaft.

Dann der erste Viewpoint auf den Mt St. Helens - noch ganz weit weg. Dennoch schön und wir sehen die weitestgehend unversehrte Südwand. Dann sehen wir den Berg eine ganze Weile nicht mehr, bis wir am Visitor Center des Nation Monument auf der Westseite des Vulkans ankommen. Weitere Info einholen - von hier aus noch eine Stunde Fahrt bis zum Zielpunkt. Gabi übernimmt das Steuer, wir halten an einigen Viewpoints und erreichen dann gegen 16:00 Uhr das Johnston Ridge Obervatory - direkt gegenüber der Nordflanke des Mt. St. Helens.

Im Visitor Center schauen wir uns einen Film an, gute Viertelstunde. Hier wird uns die Macht der Erdgewalten optisch und akkustisch sehr fühlbar nahe gebracht. Und wieder stehen wir staunend draußen und blicken auf die Apokalypse. Das besondere an diesem Vulkan (wir haben ja schon einige gesehen und sogar auf ihnen übernachtet - Yellowstone, Hawaii): an den gewaltigen Ausbruch am 18. Mai 1980 können wir uns beide noch gut erinnen. Nicht aber daran, was wirklich passierte:

Die komplette Nordflanke des Vulkans rutschte völig unerwartet in einem gigantischen Erdrutsch ab. Der Vulkan spie Asche bis 15 Meilen hoch in die Atmosphäre, der „Blast“ fegte ganze Wälder weg, geschmolzenes Gletschereiswasser aus dem Vulkan rauschte den Berg hinab und nahm die Baumstämme mit sich, die wiederum Brücken und Straßen beseitigten, die Landschaft veränderte sich umfassend, 57 Menschen kamen zu Tode. Die Asche verteilte sich damals um die ganze Welt.

Ich kann nur sagen: unfassbar, erst recht, wenn du dort stehst und auf die gigantischen Ausmaße des Berges, Tales etc. schaust. Einige entwurzelte oder „entzweigte“ Stämme liegen oder stehen immer noch am gegenüber liegenden Hang. Ich habe auf die Schnelle mal ein Video auf Youtube gefunden, das einen kleinen Einblick gibt - einfach klicken. Wer googelt, findet noch viel mehr dazu.

Das hat sich wieder mal echt gelohnt, nun nehmen wir die 2 Stunden Fahrt nach Portland unter die Räder, diesmal die letzte Stunde über die Interstate. Es ist nahezu dunkel, als wir ankommen und die innerstätdische Verkehrsführung der Interstates kann sich sehen lassen. Noch nie bin ich über eine 5-6-stöckige Autobahn gefahren. Wie baut man so was??

Zimmer beziehen, einmal um den Block, ein Restaurant suchen. Wir finden was ganz uriges, natürlich eine Mikro-Brauerei, den McMenamins Tavern & Pool Brew Pub. Hier wird Pool gespielt, getrunken, gegessen und gelacht. Wir sind echt hungrig, bestellen eine 16’’-Pizza (totaler Wahnsinn) und essen sie bis auf ein wenig Kruste komplett auf. Dazu habe ich wieder interessante Biere und Gabi Cider (1x mit Erdbeergeschmach, 1 x mit Blueberry). Die Bierkarte bei den Fotos gibt nur einen Auszug der vom Fass erhältlichen Biere wieder - ich hatte das „Ruby“ und das „Tropical Heart Sour“.

Wieder im Zimmer schaffen wir nur noch die Fotos, dann schauen wir noch ein wenig fern, bevor um 00:00 Uhr die Augen zufallen. Morgen (heute): ein ruhiger Tag in Portland - wenn wir nicht wieder umplanen …

Tagesetappe: 515 Kilometer gefahren
Übernachtung:
Silver Cloud Inn, Portland, OR
© 2018 Gabi & Jürgen