Tagebuch




"Schlaflos in Seattle ..."


Gabi im Silver Cloud Inn Lake Union, Seattle, WA

… heißt einer der Lieblingsfilme von Gabi und da ist es kein Wunder, dass sie die erste Nacht in der Stadt ganz im Nordern des Nordwestens unter dieses Motto stellen musste. War aber auch klar - ist ja immer so, die Zeitumstellung ist halt heftig.

Aber von vorne: „We’re back in the US“! Wie schön - endlich Urlaub. Und zum allerersten Mal seit unserem allerersten Besuch in diesem riesigen Land, das uns so gepackt hat, gibt es ausschließlich „Neuland“ zu sehen. Den Nordwesten kennen wir überhaupt noch nicht. So haben wir auch ziemlich an der Route gebastelt, die aber nun seit einigen Wochen steht und wir freuen uns auf die kommenden 21 Tage.

Erneut der Vorsatz: wirklich Urlaub machen! Erholung ist dringend nötig und so haben wir bei der Planung sehr darauf geachtet, dass die Fahrstrecke nicht so lang wird. Der Reiseführer, an dem wir uns grob orientiert haben, sah gleich die doppelte Strecke, dann aber auch jede (!) Nacht in einem anderen Bett vor. Aus dem Alter sind wir raus. Wir lassen es deutlich gemütlicher angehen, auch wenn dann andere, sicher auch interessante Dinge diesmal ausgelassen werden. Wir müssen uns ja in der Tat nichts mehr beweisen und die Fülle an großen Nationalparks mit spektakulären Dingen fehlt hier ohnehin. Hier geht es mehr um Landschaft und mal wieder den „Wilden Westen“ - der hier insbesondere auch mit seiner unseligen Vertreibung der Indianer verknüpft ist. Das wird uns sicher immer wieder mal begegnen. Ich sage nur „Chief Joseph!“

Zum Urlaub gehört aber auch, die „Büroarbeit“ an der Website einzuschränken. Mein Vorsatz: die Fotos werden nicht mehr aufwändig beabeitet, das kann ich im Winter immer noch machen. Und die Tagebucheinträge werden vielleicht wirklich mal etwas knapper ausfallen? Mal sehen - heute noch nicht. Das Gestalten der Website macht mir ja wirklich viel Spaß und wir genießen es immer wieder, auf unsere Berichte der vergannenen zurück zu schauen. Wo der Spaß aufhört und die „Arbeit“ anfängt, werde ich nun die Notbremse ziehen - so der Vorsatz.

Die Anreise war wie so oft: Frau van Horn fährt uns um 03:30 Uhr zum Airport Düsseldorf, online-check-in war erledig. Nach der Hetze letztes Jahr haben wir in Frankfurt diesmal deutlich mehr Zeit (3:50), der Zubringerflug aus Düsseldorf um 06:05 Uhr hat uns im Gegensatz zum vergangenen Jahr aber auch pünktlich hin gebracht. Diesen kurzen Flug haben wir komplett verschlafen.

In Frankfurt passt immer einer auf das Handgepäck auf, der/die andere dreht seine Runden in dem ewig langen Terminal. Da ist Oktoberfest und es gibt überall was zu sehen. Außerdem wollen die 10.000 Schritte absolviert und die Trainigsminuten auf der Apple-Watch etc. ja auch zu ihrem Recht kommen. Bewegung soll auch in diesem Urlaub nicht nur nebenbei stattfinden.

Die Zeit vergeht erstaunlich schnell und so sitzen wir bald in der Boing 747-400. Um 10:55 Uhr geht es los. Auch ne Riesenkiste - der Service von Lufthansa ist wie immer perfekt. Auch hier schlafen wir mehr als in den Vorjahren, mit dem Alter kommt die Weisheit (grins). Ich gucke zwei deutsche Filme, einer grottenschlecht („Mängelexemplar“ - kann ich nur vor warnen), der andere (Steig! Nicht! Aus!) immerhin spannend, aber auch eher ein „B-Movie“. Auf dem Rückflug nehm ich wieder Hollywood. Dafür sind die Blicke aus dem Fenster auf Grönland und die Eisschollen spektakulär!

leider verpassen wir zu Hause die „Whiskyfair 2019“ im Adlersaal. Unsere Gedanken sind bei Micha und Tim sowie den „Fine Spirits“ - nächstes Jahr planen wir sorgfältiger - versprochen!

Um 12:00 Uhr mittags (also nach nur einer Stunde - hihi) setzen wir in Seattle auf, sind eine Stunde später eingewandert und haben unsere Koffer. Das diverse Schlangestehen kennen wir ja schon und die Automaten bei der Eingabe der Formalitäten, Fahndungsfoto und Fingerabdrücken sparen echt Zeit.

Bei Alamo die nächste Schlange - dafür haben wir die Auswahl zwischen 3 Midsize-SUV. Der Jeep sieht nicht gut aus, der Hyundai Sante Fe ist ok - aber da ist ein Mazda CX-5!! Den schnappen wir uns. 8.000 Meilen alt, schwarz, super ausgestattet und ich freu mich wie Bolle, quasi „wie zu Hause“ agieren zu können. Das ist ein Hauptgewinn. So ist die Fahrt zum Hotel auch völlig mühelos.

Wir checken um 14:45 Uhr ein - das Zimmer ist riesig. Neben den gerade nach einem so anstrengenden Flug nötigen zwei Riesenbetten bieten die hier auch ein im Preis inbegriffenes Parkhaus und einen kostenlosen Shuttle-Service in die Stadt an - drei Kriterien, die für uns wichtig waren.

So sitzen wir nach einer Stunden „ankommen“ auch schon in diesem Shuttle und lassen uns zum Seattle Center chauffieren. Das Wetter ist wie angekündigt: sehr bewölkt, alles grau in grau - derzeit aber noch fast ganz trocken.

Wir steigen an der Space Needle aus - hochfahren wird sich bei dieser Sicht und 37,50 $ p.P. nicht lohnen. Ich zücke meine Nikon für das erste Foto, da spricht mich auf der grünen Wiese einer an: „Guck mal, wir haben die gleiche Kamera! Möchtest du mal mein 10 mm Fisheye ausprobieren?“ Und zack: das erste „richtige“ Foto dieses Urlaubs kommt mit dem Fremdobjektiv daher - so sind sie halt, die Amerikaner. Wir fachsimpeln etwas, er hat sogar noch eine analoge Kamera (mit Film!) und ein riesiges Nikkor 300-600 mm dabei.

Die nächsten Stunden streunen wir rund um die Space Needle herum. Es ist Samstagmittag und überall sind Familien mit Kindern unterwegs. Spielmöglichkeiten gibt es hier wie Sand am Meer, richtig gut. Uns zieht das MoPop in seinen Bann - das Museum of Modern Pop Culture (MoPop). Es ist ein beeindruckender Bau mit einer Hülle wie aus zerknülltem Papier, aber Alumäßig in allen Farben schillernd. Mitten durch den Komplex kommt die Monorail gefahren (Foto!). Wir gehen in den Shop und die Lobby - hier dreht sich alles um die Popmusik und Filme. Auch von innen: wahnsinnige Architektur! Das Museum wäre sicher auch interessant, schließt aber gleich.

So drehen wir noch eine Runde um den Block, der Nieselregen nimmt etwas zu. Bei mir geht es aber immer noch ohne Jacke. Da ist eine Kirche und um 18:00 Uhr beginnt das Glockenspiel zu läuten. Den Song kennen wir doch? Ist nicht wahr!? Wollen die uns auf den Arm nehmen? Versteckte Kamera?? Da schleichen zwei Gestalten aus good old germany die Straße entlang, versuchen den Jetlag zu verdrängen und was machen die Amis? Sie spielen für uns die deutsche Nationalhymne! Da ist Haltung gefragt - wir sind sprachlos.

Was nun? Zurück ins Hotel und dann nochmal los was essen? Quatsch - dafür sind die Möglichkeiten hier einfach zu gut. Allein im Seattle Center ist ein Foodcourt mit 10 verschiedenen Eateries. Mexikanisch soll es sein und so lassen wir uns Shrimps in scharfem Bierteig frittieren, die dann in Tacos (Gabi) sowie einen Burrito (Jürgen) gepackt werden - zusammen mit den unausweichlichen schwarzen Bohnen, Reis, Salat, Salsa, Gemüse etc. Dazu eine Margaritha und ein gezapftes Bier - papsatt!

Inzwischen regnet es heftig, ich rufe im Hotel an und 15 Minuten später sitzen wir wieder im Shuttlebus. Auf dem Zimmer überspiele ich noch die Fotos, mehr geht aber nicht mehr, Bier und Margaritha haben uns den Rest gegeben. Gabi schläft schon und weiß, dass sie in wenigen Stunden schlaflos sein wird - mir wird es genau so gehen und daher verschiebe ich diesen Bericht etc. auf die frühen Morgenstunden des nächsten Tages - passt.

„Schlaflos in Seattle“ - toller Film und für uns der Beginn eines hoffentlich ebenso tollen und erholsamen Urlaus mit vielen schönen Erlebnissen - seid ihr dabei?

Tagesetappe: 8.444 Kilometer geflogen, 27 Kilometer gefahren, 12,3 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Silver Cloud Inn***, Seattle, WA
© 2018 Gabi & Jürgen