Tagebuch




Stein & Twin Skinny - made my day


Gabi am Obertal Inn, Leavenworth, WA

Die Nacht war super und beim ersten Kaffee an der Theke in unserer Küche liest mir Gabi aus einer Broschüre die Beschreibung zu Leavenworth, unserem heutigen Ziel vor:

„Wind your way into Bavarian Leavenworth and the landscape shifts to an Alpine village - imagine you are in the high peaks of Europe! Leavenworth delivers high-voltage Bavarian memories: yodeling, schnitzel, oom-pa-pa music, lederhosen and dirndls-a-plenty. It’s even home to one of the world largest nutcracker collection at the Leavenworth Nutcracker Museum! …“

Sagte ich ja - wir fahren heute nach Bayern. Mal schauen, was die deutschen Auswanderer hier vor zig Jahren aufgebaut haben. Aber erst mal gehen wir frühstücken.

Frühstück ist wie gestern, perfekt, richtig gut! Wir unterhalten uns noch mit einem amerikanischen Paar über die Strecke von vorgestern, die die beiden heute in umgekehrter Richtung fahren - sie möchten gerne ein paar Ratschläge - haben sie bekommen. Wir gehen noch kurz runter zum Fluss, packen unsere 7 Sachen und verlassen schweren Herzens diese schöne Wohnung. Hatte kurz überlegt, die zu kaufen und hier zu bleiben …

Um 10:15 Uhr fahren wir los und wieder geht es durch schöne Landschaft mit 100 km/h (60 m/h) dahin. An einem schönen Aussichtspunkt stoppen wir, zu unseren Füßen erstmals: der Columbia River. Das hier ist nicht nur Aussichtspunkt, sondern auch Startplatz von Paragleitern. Einer ist zumindest gerade hier und wir quatschen kurz. Er könne am Wasser den Wind lesen, sagt er. Will meinen: wenn unten die Schattenwellen weg sind, geht es los. Wir beobachten ihn und machen ein paar Bilder. Bevor wir weiter fahren, stecke ich ihm eine meiner Urlaubs-Visitenkarten unter die Scheibenwischer. Wenn er sich meldet, bekommt er Fotos …

Am Lake Chelan halten wir nur kurz. Der See ragt 80 km in die Kaskaden hinein, ist bis zu 450 m tief und gilt als eines der schönsten Bootsreviere des Nordwestens. Wir machen ein paar Bilder und verabschieden uns wieder.

Nächster Stopp: Ohme Gardens County Park bei Wenatchee. Das Paar heute morgen beim Frühstück hatte gesagt, dass man diesem hügeligen botanischen Garten gerne ein Stündchen widmen kann. Kann man wirklich. Nicht außerordentlich spektakulär, aber schön, um sich die Füße zu vertreten.

So erreichen wir gegen 14:00 Uhr Leavenworth und damit eine Paralelgalaxie unseres bekannten Sternensystems. Das hier ist nicht von dieser Welt. Ich erspare euch Einzelheiten, weil das gegen die Genfer Menschenrechtskonventionen verstoßen würde. Nur so viel: Die Dame am Empfang im „Obertal Inn“ (hier wohnen wir) erzählt tatsächlich gerade bei unserer Ankunft ganz begeistert anderen Gästen, dass hier abends überall mehrere „oom-pa-pa-bands“ spielen würden. Ganz zu schweigen von den Restaurants mit Snitzel und Sweinshaksn. Schaut euch die Bilder an und wundert euch nicht - hier ist tatsächlich das ganze Jahr Weihnachten; Christbaumschmuck bekommen die Mädchen (in rosa) und die Jungs (in blau). Völlig gaga …

Ohne Alkohol ist das hier nur schwer zu verdauen und daher genehmigen wir uns in der „Blue Spirits Distillery“ ein Mini-Tasting von einem Gin, einem Bourbon-Whisky und einem Rum. Wir wollen ja nicht aus der Übung kommen.

Am Ende flüchten wir uns in den Waterfront Park, einen kleinen Urwald am Wenatchee River - immerhin!

Apropos immerhin: Immerhin habe ich nun schon die Fotos bearbeitet und hochgeladen und das Tagebuch ist auch fertig. Gleich gehen wir nochmal raus und fangen die Stimmung ein. Wenn da eine Kapelle „oom-pa-pa“ spielt, schreie ich - oder mache mein Jodeldiplom …

Super Abend - kein „oom-pa-pa“, ganz im Gegenteil. Wir finden das „Stein“ und Live-Music lockt uns hinein. Wir hatten echt keinen Bock auf eine dieser Sauerkraut-Kneipen oder „Sausage-Gardens“ mit überteuerten Preisen und möchte-gern-Bierseligkeiten. Im „Stein“ gibt es ein halbes Hähnchen mit „satt Pommes“ für Gabi und ein Mega-Sandwich, ebenfalls mit reichlich Pommes für mich. Dazu 50 Sorten Bier vom Fass (!!) - so viel, dass die Sorten auf drei riesigen Bildschirmen beschrieben werden.

Die Live-Muke ist vom allerfeinsten: „Twin Skinny“ geben alles. Sie spielt Rhythmus-Gitarre vom Feinsten und singt sich die Seele aus dem Leib. Gabi meint, sie habe „Dreck gefressen“. Er untermalt alles mit seiner E-Gitarre - vom bluesy Slowhand-Vorbild bis zum Flinkefinger - er hat es ebenfalls drauf. Und das ist wirklich erste Klasse. Wir verlängern um noch ein leckeres Bier und noch eins bis „Sendeschluss“ um 21:00 Uhr. Suuper Abend! Das hätten wir hier echt nicht erwartet. Leckeres Essen, frisches Bier (& Cider) sowie volle Röhre Live-Musik. Made my day!!

Tagesetappe: 182 Kilometer gefahren, 9,5 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Obertal Inn, Leavenworth, WA
© 2018 Gabi & Jürgen