Tagebuch




Journey through time


Gabi und Jürgen am Painted Hills Overlook, John Day Fossi Beds NM (Painted Hill Area), OR

Ok - keine Klapperschlangen, keine großen Bären. Ansonsten gab es alles andere, was das Herz begehrt - ein perfekter Tag!

Alles fängt mit einem „richtigen“ amerikanischen Breakfast an. Bislang gab es immer Motel-Kost, heute frühstücken wir im Oregon Trail Restaurant. A la carte! Im gleichnamigen Motel gibt es nämlich kein Frühstück, im angeschlossenen Restaurant gegenüber aber 2,00 $ Rabatt aufs Frühstück. Ich kriege meinen geliebten Frühstücksburrito (Hashbrowns, Eier, Bacon, Käse gepresst in einen Maisfladen, dazu Salsa und Sour Cream) und Gabi bekommt ihr „Country Breakfast“ - das gleiche, nur ohne Taco, dafür mit Toast. Dazu Kaffee satt und eine Kellnerin, die vor Freundlichkeit nur so strotzt. Das halbe Dorf frühstückt hier offensichtlich - einen typischern Diner kann man sich nicht vorstellen.

Um 09:00 Uhr kommen wir endlich weg. Kurz tanken - das mag ich auch sehr: Mastercard rein in die Zapfsäule, volltanken, Quittung entnehmen und weiter fahren. Gen Westen rollen wir und das Wetter spielt wieder mit. Super!

Am Highway #7 liegt links plötzlich das McEwen Depot. Wir sehen nur Eisenbahnwagons und sind schon abgebogen. „Sorry, we’re closed“ - aber eine Kette haben sie nicht vorgehängt. Also ist alles frei zugänglich, klasse. Wir stromern nach Herzenslust auf den Gleisen umher und machen ein Foto nach dem anderen. Sehr schöne Ausbeute. Wann bekommt man das schon mal geboten?

Wenige Meilen weiter rechts abbiegen. Die Sumpter „Gold Dredge“ ist zu besichtigen. Auch hier wieder: außer uns - kein Mensch. Das ist übrigens schon die ganzen Tage so. Hier bist du noch viel, viel einsamer unterwegs als im Südwesten. Wir treffen quasi überhaupt niemanden und auch die Autos auf dem Highway sind an einer Hand abzuzählen. Wenn ich mal schreibe, dass wir Fotos von jemandem machen oder mit jemandem reden dann sind das wirklich die absoluten Ausnahmebegegnungen.

Die Gold Dredge ist ein alter Bagger, der hier zwischen 1935 und 1957 4,5 Mio. $ Gold gefördert hat. Hat so was von Gartzweiler für Gold, aber deutlich kleiner. Im Vergleich zu der „Handwäsche“ ist das aber schon ziemlich industriell gewesen. Ein Riesenteil übrigens, das von uns äußerlich und innerlich genauestens inspiziert wird. Und auch den angrenzenden Trail laufen wir ab, kreuz und quer durch den ehemaligen Abraum. Ob hier nicht doch noch ein paar Körnchen Gold liegen?

Vor ein paar Tagen (am 20.09.) haben sie hier einen Bären gesichtet. Den sehen wir nicht, dafür springt plötzlich ein Mule Deer auf den Weg, gefolgt von einem zweiten. Sagenhaft!

Weiter geht es nach Prairie City. Wir steigen aus und wieder ein. Hierzu gibt es nichts zu berichten, ein Nest! Um 12:30 Uhr sind wir in John Day an der Unterkunft und können auch gleich einchecken. Die Dame am Empfang ist nett und vermutlich Inderin. Mein Englisch scheint besser als ihres und Gabi meint, sie sehe aus wie eine Tochter (oder Schwester?) von Mutter Theresa (deren Foto groß in der Lobby hängt).

Wir ruhen eine Stunde aus, denn in den Painted Hills wollen wir das Abendlicht genießen. Die Fahrt (mit Unterbrechungen 2 Stunden) zu diesem Teil des John Day Fossi Beds National Monument übernimmt Gabi. Unterwegs gibts wieder tolle Aussichtspunkte, Cowboys am Wegesrand, die eine Kuhherde treiben und einen Airstream-Wohnwagen, der länger vor uns her fährt.

Dann haben wir die roten Steine erreicht, treffen einen Ranger, der uns mit Kartenmaterial aushilft und auch einige Ausgrabungsstücke zeigt - Dinosaurierknochen. Er beglückwünscht uns zum Wetter und zur gewählten Uhrzeit; wir genießen die Einsamkeit und Stille hier und klappern drei kürzere Trails ab: den „Red Hill Trail“, den „Painted Cove Trail“ und den „Painted Hills Overlook Trail“ - letzteren im besten Abendlicht. Schaut euch die kleine Auswahl (!!) an Fotos an - toll, oder?

Als wir endlich wieder raus fahren steht eine ganze Herde Mule Deer in der Wiese. Die Rückfahrt klappt super. Hinter uns färbt die untergehende Sonne alles in Gelb- und Orangetöne, vor uns erscheinen die Wolken mit lila-rosa-Schimmer. Unglaublich! Gott sei Dank springt uns in der Dämmerung kein Deer vor den Kühler. Leider liegt immer wieder Fallwild am Straßenrand und das war unsere größte Sorge.

In John Day suchen wir die „Outpost“ auf - ein weiteres typisches Diner, aber mit Bar. Daher gibt es zwei bislang unbekannte, leckere Gezapfte für mich und Rotwein für Gabi. Dazu eine Riesenpizza und einen Salat mit Teryakihuhn und gebratenen Reisnudeln. Puh! Der Tag endete, wie er begann: mit Kalorienbomben. Er war aber auch wirklich perfekt.

Jetzt ist es nach 11 Uhr und Gabi schläft schon länger. Ich bin fertig (und fix), baue jetzt das Tagebuch noch ein und lade alles hoch. Gute Nacht. Morgen kommt u.a. der zweite Teil des John Day Fossils Bed NM zu seinem Recht.

Der Highway heute und morgen ist übrigens ein „Oregon Scenic Byway“, eine besonders schöne Straße mit viel Aussicht und sie trägt den Beinamen „Journey through time Scenic Byway“. Eine Reise durch die Zeit war das heute wirklich mit der Eisenbahn, dem Goldbagger und den Fossilien.

Tagesetappe: 405 Kilometer gefahren, 9,5 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Dreamers Lodge, John Day, OR
© 2018 Gabi & Jürgen