Tagebuch




Days like these ...


Gabi auf der Hurrican Ridge, 5.242 feet (1.598 m) high, Olympic NP, WA

Heute kann alles - muss nix. Daher lassen wir es extrem ruhig angehen, drehen uns nochmal um, wollen gar nicht aus dem Bett. Kein Wunder, es scheint irgendwie saukalt zu sein. Klar, Fenster ist auf, aber soo kalt. Jap. Mehr als 9 Grad werden es heute nicht. Da ziehe sogar ich die lange Hose an und das will was heißen. Wir trödeln so rum, dass wir fast das Frühstück verpasst hätten. Naja - da hätten wir auch wirklich nichts verpasst.

Erster Weg: Visitor Center des Olympic NP. Ranger Matt ist nett, sehr sogar. Er gibt sich wirklich Mühe und hat zwei Top-Empfehlungen, die völlig kostenlos ihr Geld wirklich Wert gewesen wären.
Unsere Überlegung, auf die Hurricane Ridge hinaus zu fahren, unterstützt er voll. Wenn nicht heute - wann dann? Zuletzt war es oben meist diesig - so wie derzeit hier unten. Aber heute: er zeigt uns ein Live-Kamera-Bild. „Fahrt am besten sofort rauf - wer weiß, wie lange sich das so hält!?“ Das machen wir sofort. 17 Meilen lang ist die Fahrt immer bergauf, Geschwindigkeitsbegrenzungen - zu Recht! Nach knapp 40 Minuten sind wir oben und die Wolken liegen unter uns.

Tolle Aussicht, wie gut, dass wir das gemacht haben. Gerade mal noch 1 Grad Celsius hat es hier, dazu einen leichten, doch „fiesen Wind“, wie Mutter sagen würde. Ach ja, den Beiden geht es gottlob gut, wir haben heute Morgen noch geskypt, wie schon so häufig. Sie nehmen regen Anteil an unseren Erlebnissen und haben manch nette Mail geschickt. Danke dafür!

Den „Cirque Rim Trail“ laufen wir ab, tolle Aus- und Tiefsichten tun sich auf. Klasse! Gabi macht immer mehr Fotos und hängt sich dabei auch richtig rein. Das gefällt mir sehr gut.

Auf der Fahrt hinunter muss ich mal scharf bremsen. Da ist mir doch so ein Rehtier über die Straße gelaufen. Mit etwas Sicherheitsabstand im Seitenstreifen wirft es sich dann aber fotogen in Pose.

Der zweite super Tipp von Matt: Die „Sol Duc Area“ mit drei Anlaufstellen: „Salmon Cascades“, „Ancient Groves Trail“ und „Sol Duc Falls Trail“. In der Reihenfolge! Machen wir!!

Die 47 Meilen sind zügig gefahren. Es geht ein ganzes Stück den Weg von gestern zurück, wieder vorbei am schönen Lake Crescent. Dann links ab und schon sind wir im beschriebenen Bereich. Die „Salmon Cascades“ sind ein aufgewühltes Stück „Sol Duc River“; der Fluß stürzt sich hier über so machen Felsblock. Und machmal steigen hier die Lachse flußaufwärts. Laut Matt fühlt man sich dann wie in einem National Geographic Film. Natur pur. Nun, heute keine Lachse - der Fluss ist aber toll. Und wie beschließen, Matt’s Rat folgend, am Abend nochmal herzukommen, „es sind ja Tiere, vielleicht sind sie dann da?“

Matt hat uns auch erklärt, dass der klassische Regenwald eher im westlichen Part des Olympic NP zu finden ist (ihr erinnert euch? Forks, Lake Quinault etc.). Rund um den Lake Crescent und Port Angeles ist eher herkömlicher Urwald. Da wird meine Einschätzung von gestern doch glatt bestätigt. Kam mir ja gleich eher urwaldig als regenwaldig vor gestern und das hatte ich glaube ich auch so geschrieben im Tagebuch. Der Bereich rund um den „Sol Duc River“ stellt aber genau die Grenze zum Regenwald dar und der „Ancient Groves Trail“ zeige das sehr schön.

Darüber hinaus sei dieser Bereich tatsächlich bislang komplett vom Menschen (Rodungen) und Naturgewalten (verherendes Feuer) verschont geblieben. Das sei sehr selten und daher komme der Wald dort auch noch urtümlicher rüber. Auch das stimmt. Wir verzichten aber auf die Veröffentlichung zu vieler Bilder von da - wahrscheinlich kann der geneigte Leser schon keine Waldfotos mehr sehen. Wir haben aber reichlich auf Vorrat geschossen.

Der Trail zum Sol Duc Wasserfall schließlich ist dann die Fortsetzung eines perfekten Tages. Wir finden fotogene Pilze und wie gestern die kleine Maus huscht heute ein flinkes Squirrel über den Waldboden. Links Nüsse holen, nach rechts düsen, Baumstumpf rauf - futtern. Wieder nach links, neue Nuss - Spiel von vorne. irgendwann habe ich das kleine süße Tierchen dann doch halbwegs vernünftig erwischt.

Auf dem Rückweg nehmen wir das Stativ mit an die Salmon Cascades. Mit den Neutraldichtefiltern haben wir nun schon genügend Übung. Die Belichtung passt immer - es kommt dann auf den richtigen Ausschnitt an. Wir finden das schön, wenn das Wasser im Bild „fließt“. Es dämmert schon etwas und Jason Aldean singt heute schon zum zweiten Mal mit rauher Countrystimme sein „Days like these“. Perfekter Titel für den Tag, finde ich. Tage wie diese darf es im Leben gerne viele geben: total entspannt und dennoch voller schöner Erlebnisse.

Die Krönung war jetzt eben die Pizza von Dominos auf dem Zimmer: günstig und extrem lecker. Ich hoffe, wir haben noch ganz viele Tage wie diesen, wenn auch der Urlaub 2018 nun langsam zu Ende geht. Doch: „Heute ist nicht alle Tage …!“ Auch das ist gut so!

Tagesetappe: 203 Kilometer gefahren, 9,7 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Super 8 by Wyndham Port Angeles at Olympic National Park, Port Angeles, WA

Water? Falls!


Gabi & Jürgen am Madison Fall, Lake Crescent, Olympic NP, WA

Gehen mir die Überschriften aus? Nö - das war tatsächlich das Motto des Tages heute: Wasser fällt - meist von oben, entweder in Form von Regen (zwischendurch, aber heftig) oder als Wasserfall und derer hatten wir heute gleich zwei. Damit ist auch schon fast alles erzählt. Fast!

Frühstück gibt es nicht im Dew Drop Inn, wohl aber den obligatorischen selbstgebrauten Kaffee auf dem Zimmer, quasi im Bett serviert.

Wir starten in den Tag, indem wir den Forks Outfittern gegenüber einen Besuch abstatten. Dort bekommt Gabi ihr neues Holzfällerhemd, dass sie nun endgültig in diese Landschaft hier einpasst. Kommt gut auf den Fotos, das rotschwarz karierte Hemd, finde ich. In dem Laden kaufen wir auch gleich noch Sandwiches und Coffee zum Früstück, fahren zum nahe gelegenen Visitor Center und verputzen das dort draussen, denn derzeit ist es trocken. Blauer Himmel hier, dunkle Wolken dort.

Im Vistor Center gibt uns eine sehr, sehr pfundige Dame sehr herzliche Tipps für den Tag mit auf den Weg. Und sie versorgt Gabi mit allerlei Flyern und Infomaterial zum Twilight-Geschehen. Da muss auch noch ein Foto mit Edward und Jacob geschossen werden.

Wir steuern über den Hwy-#101 den Lake Crescent an - kurze Fahrt heute insgesamt. Weitere Ausflüge zur Nordwest-Küste (la Push u.ä.) lassen wir wegen der weiten Fahrt heute ausfallen. Dafür nehmen wir am Lake Crescent mit seinem türkisfarbenen Wasser, das so klar ist, dass man 20 Meter tief gucken kann, den Merymere Falls Trail unter die Füße. Wieder sehr herbstlich, sehr dschungelartig, aber nicht ganz so extrem regenwaldig wie gestern - von den Pflanzen her. das Wasser von oben stellt sich bald wieder ein. Und das schüttet! Gott sei Dank sind wir da schon wieder auf dem Rückweg vom Wasserfall.

Dort hatten wir Mutter und Tochter aus Ulm getroffen. Jetzt im strömenden Regen auf dem Rückweg treffen wir das junge Paar aus Moers. Klar, dass jedes Mal einige Worte gewechselt werden.

Die winzig kleine Maus, die uns schon auf dem Hinweg vor der Nase herumgetanzt war, begrüßt uns auch auf dem Rückweg ganz herzlich, zappelt aber so über den Waldboden, dass kein Foto gelingen kann. Mich wundert eh, dass bei den Lichtverhältnissen hier in den Wäldern vorzeigbare Bilder entstehen. Da bin ich stolz auf meine D750.

Gestern am Lake Quinault war es so: bleib 2 Minuten stehen - zack, hast du Moos angesetzt. Das Zeug fand sich einfach ü-b-e-r-a-l-l. Heute ist es anders: bleib 1 Minute stehen und du bist pitschenass. Im Grunde haben wir nur diesen einen Guss mitbekommen heute, sonst war es wirklich schön. Aber der hatte es in sich.

Zur Belohnung und zum Aufwärmen und Trocknen suchen wir die nahe gelegene Lake Crescent Lodge auf - sehr gediegen, wie gestern die. heute gönnen wir uns aber ein Bier und einen Cider am Lagerfeuer - besser gesagt:Kaminfeuer (es geht schon wieder durch mit mir).

Anschließend lacht die Sonne wieder und macht den Himmel blau. Überall dampft es gewaltig gen Himmel, Wasserdunst, der bald wieder als Regen runter kommt, denke ich. Nächstes Ziel: die Madison Falls, ebenfalls sehenswert. Der Trail war easy.

So erreichen wir Port Angeles, beziehen unser Zimmer und fahren zum Visitor Center. Gerade noch Glück gehabt: 16:55 Uhr - um fünft ist hier Schluss. Gut beraten verbschieden wir uns von der freundlichen Lady und erfahren im hinausgehen, dass sie in Nijmegen geboren ist - vor vielen Jahren. Kleef ist ihr sehr vertraut. Was ist denn los heute - ist ja fast wie zu Hause?

Ohne Umweg zum Abendessen, gleich neben dem Hotel. Seafood-Spaghetti für Gabi, ein Fischburger mit Onion-Rings für mich. Und ich lerne zwei weitere Brauwerke kennen. Das macht echt Spass hier im Nordwesten. Wird mir fehlen nächste Woche.

Jetzt ist es gerade mal 21:00 Uhr und schon Feierabend. Habe mich aber auch kurz gefasst heute. Machts gut, bis morgen! Und es gibt die gute Erkenntnis: Wasser fällt hier von oben, Wein und Bier fließen im gemächlichen Tempo - die Kehlen hinab.

Tagesetappe: 129 Kilometer gefahren, 9,0 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Super 8 by Wyndham Port Angeles at Olympic National Park, Port Angeles, WA
© 2018 Gabi & Jürgen