Tagebuch




Darfs ein wenig Meer sein?


Gabi auf der Fähre Kingston-Edmonds, WA

Da muss ich am Airport SEATAC nachsitzen. Das kommt davon, wenn man am Abend vorher im Pub versackt ist und die Hausaufgaben nicht gemacht hat. Also, so war das gestern:

Bei bestem Wetter brechen wir unsere Zelte in Port Angeles ab. Ich verzichte heute aufs Frühstück, typisch „Super 8 Motel“, zu süß und ein wenig lieblos. Ein letztes Mal tanken wir für den heutigen Tag und rollen dann zu einem weiteren Tip des netten Rangers Matt von gestern: Bei Sequim gibt es das „Dungeness Wildlife Refugee“ mit einer „Spit“, einer natürlichen Sandbank, die weit ins Meer hinaus ragt.

Wir stellen den Wagen ab, unser neuer Annual-Pass gilt auch hier. Prima. Durch dichten Wald geht es eine gute halbe Meile hinaus bis zum ersten Aussichtspunkt. Da liegt sie vor uns, die Spit, die jedes Jahr von ganz alleine etwas (aber auch nur etwas) größer wird. Holz wird angeschwemmt und liegt überall rum - genau so wie die übliche Meeresflora. Aufällig sind vor allem wieder mal die langen Kelp-Stämme mitsamt Blattresten. Die sehen irgendwie alienmäßig aus mit ihrem dicken Bubble-Kopf und den festen, glitschigen Tentakeln.

Matt hat gesagt, dass man hier außerhalb eines Schiffes die beste Möglichkeit hat, Seehunde, Orcas, Wale oder anderes Meeresgetier zu sehen. Natürlich ist das hier auch Vogelschutzgebiet und manche Bereiche bleiben dem Gefieder vorbehalten. Wir lassen uns Zeit, stromern herum und machen Bilder.

Zurück im Wald fallen uns wieder einige fotogene Pilze auf. Nun aber weiter - in Sequim huschen wir kurz ins Safeway und lassen uns frische Sandwiches machen, die wir auf der Weiterfahrt gemeinsam mit einem sehr leckeren, überteuerten Kaffee von Starbucks verputzen.

So errreichen wir gegen 13:00 Uhr Port Townsend, die Hafenstadt mit ihren viktorianischen Häusern in der Oberstadt (kurzer Sprint die steilen Treppen hoch) und ihrem netten Flair an der Waterfront. Schön hier!

Es ist Nachmittag geworden und nach unserer Berechnung könnten wir die Fähre in Kingston um 15:10 Uhr erreichen. Also geht es 45 Minuten Richtung Süden und schon rollen wir auf das Kassenhäuschen zu. Wieder ist alles perfekt organisiert. Die halbstündige Überfahrt über den Pudged Sound kostet für unseren CX-5 und uns beide insgesamt 15 Dollar. Alle Fahrzeuge werden wieder auf einem größeren Parkplatz in Reihen aufgestellt. 15:00 Uhr Boarding - wir waren um 14:55 Uhr dort. Perfekt. Innerhalb von 10 Minuten sind hunderte Autos auf die große Fähre gerollt, wir legen ab.

Wir steigen aus und gehen an Deck. Sehr schöne Aussicht, recht kalter Wind. In Edmonds haben wir nur wenige hundert Meter bis zu unserem „Best Western“. Klasse Zimmer, die Kette hab ich am liebsten. Da sind wir noch nie reingefallen.

Das Wetter ist aber viel zu gut, um jetzt Koffer zu packen. Also raus! Ein Bummel zurück in den Fährenbereich und durch die Downtown steht an. In der Salish Sea Brewery trinken wir gemütlich ein Bier & Cider, als kleine Mahlzeit dazu: nochmal leckere Nachos, die wir uns teilen.

Sonnenuntergang am Meer, da kommt wieder eine Fähre. Direkt um die Ecke ist ein gut gefüllter Pub. Wir haben keine Lust auf Motelzimmer und setzen uns an die Theke. Zu weiterem Bier und Cider gesellen sich Chicken Wings, die wir wieder teilen. Neben uns an der Theke: Darryn, der einsam in seinen Tulamore Dew schaut. Wir beginnen ein Gespräch und ab da ergibt ein Wort das andere. Wir quatschen uns so richtig fest, auch ein Bier ergibt das andere, Darryn lacht schallend über unsere witzigen Episoden von der Reise u.ä. und es ist einfach toll. Am Ende durfte es auch hier etwas mehr sein.

Später auf dem Zimmer geht nix mehr - Augen zu.

Der nächste Tag, die Rückreise:

Die nächtliche Geräuschkulisse war imposant, hier führt eine Bahnlinie vorbei und die sehr gut getakteten Züge kündigen ihre Ankunft und Weiterfahrt stets mit einem Horn an, das jedem Schiffsnebelhorn Konkurrenz macht. Gut, die Fähren tuten auch und das ganze vermischt sich. Wenn dann auch noch morgens um 06:00 Uhr die Müllabfuhr kommt und richtig Radau macht, ergibt das eine ganz besondere Synfonie. Dennoch haben wir recht gut geschlafen und starten entspannt in den letzten Urlaubstag.

Das Frühstück hier ist einfach klasse - typisch Best Western. Gabi packt die Koffer zusammen und sorgt dafür, dass im Handgepäck nur das ist, was mit in die Kabine darf. Ich versorge inzwischen die Fotos von gestern, treffe eine Auswahl, bearbeite diese und baue sie in die Website ein. Hochgeladen wird auch noch, eine letzte Datensicherung und ab dafür.

Die 50 Minuten Fahrt zum Flughafen verlaufen gut. Es regnet und das macht den Abschied etwas einfacher. Noch eine gute Amerika-Erfahrung ist die Erfindung der Car-Pool-Lanes auf den Interstates. Seattle ist bekannt für das morgendliche Verkehrschaos und auch unsere Interstate ist sehr gut gefüllt, zum Teil gilt „stop and go“. Die Bahn ist vier- manchmal auch fünfspurig und wird in der Stadt noch breiter. Wie gut, dass der ganz linke Fahrsteifen nur Autos mit 2 und mehr Personen darin vorbehalten ist. Das scheinen nicht so viele zu sein und wir düsen mit 60 mph am stockenden Verkehr vorbei.

Die Mietwagenrückgabe ist gewohnt kurz und schmerzlos. Das eigentliche Prozedere dauert keine Minute. Auf die obligatorische Frage nach meiner Zufriedenheit lobe ich das tolle Auto und den Service, mache aber meinem Unmut über die Roadside-Assistence-Story mit der Motorwarnleuchte Luft. Wofür eine Versicherung, wenn im Notfall nicht die erwartete Hilfe kommt?

Mit viel Verständnis werde ich an den Schalter verwiesen, wo ich mein Anliegen noch mal erläutern soll. Die 10 Minuten haben wir und ich muss nur erklären, was mir nicht passte - schon wird der gesamte Versicherungsbetrag rückerstattet. Keine Diskussion, die wollen einfach zufriedene Kunden - so mein Eindruck. Mein Vortrag war ja auch schlüssig. Die 163 Dollar können wir gut für anderes einsetzen.

Am Airport Seattle gibt es Live-Musik, hier geben sie lokalen Musikern die Chance, selbst im Sicherheitsbereich zu musizieren - das finde ich nachahmenswert! Für den Rückflug hatten wir mehr Beinfreiheit gebucht und das ist richtig gut. Die 1. Reihe der Economy, direkt hinter der Premium-Economy verschafft uns so viel Platz, dass Gabi Ihre Beine gerade ausstrecken kann, ohne den Vordersitz zu erreichen. Das ist insbesondere dann praktisch, wenn die Vorderleute ihren Sitz nach hinten klappen, was den Sitzkomfort normalerweise ziemlich einschränkt. Wir schauen Filme, lassen es uns schmecken und schlafen.

Der Lufthansa-Transfer von Frankfurt nach Düsseldorf ist diesmal per Zug, unser Gepäck holen wir kurz vor dem Bahnsteig am Lufthansa-Servicepunkt ab - auch sehr entspannt. Lediglich die letzen Kilometer mit dem RE 10 von Düsseldorf nach Nieukerk sind wie immer eine Qual. Wenn ich bedenke, dass ich vor 3 Tagen für die gleichlange Fährenüberfahrt für uns beide inklusive Auto die Hälfte bezahlt habe wie für die Bummel-Kurzstrecke hier, dann stimmt irgendwas nicht mit dem Preisgefüge.

Am Samstagabend folgt dann noch das 50. Clubtreffen der „Fine Spirits“ in der heimischen Whiskybotschaft - ein toller Ausklang.

„The End is near“ hatte Ingrid in ihrer letzten lieben Mail geschrieben und jetzt kann ich sagen: „It’s done!“ Es war ein wunderschöner Urlaub im für uns noch unbekannten Nordwesten. Wir haben unsagbares Glück mit dem Wetter gehabt, was sicherlich ein gutes Teil zu unserer Begeisterung und Erhoung beigetragen hat. Wir hätten durchaus auch mit drei Wochen regnerisch-durchwachsen rechnen müssen. Aber schaut euch nochmal die Fotos an - was hatten wir für ein Glück!

Die Landschaft dort ist atemberaubend schön und die Gegend manchmal noch einsamer als im Südwesten. Deutlich weniger Touristen gibt es hier ohnehin. Uns gefällt es ganz besonders, wenn wir einfach so im amerikanischen Alltag mitschwimmen und das Gefühl haben, dazuzugehören. Das war diesmal definitiv wieder so. Und auch die Breweries mit ihrem vielfältigen Angebot haben Spaß gemacht. Jahrelang habe ich nicht mehr so regelmäßig und „viel“ Bier getrunken. In jeder Hinsicht war das ein klasse Urlaub.

Nun wird in den kommenden Wochen aber der Gürtel wieder enger geschnallt und auch das in jeder Hinsicht. Gute Vorsätze für das winterliche Fitnessprogramm haben wir in den Staaten gefasst und die gilt es nun umzusetzen.

Danke sagen wir allen, die uns „begleitet“ haben. Danke sage ich aber ganz persönlich auch nochmal meiner lieben Gabi. Es ist so unglaublich schön, mit ihr zu verreisen. Unkompliziert ist es, super organisiert bis ins Kleinste und immer lustig. Tiny little Bear hatte auch wieder seinen Spaß.

In diesem Sinne: bis bald - denn den Jahrespass für unsere USA-Reise 2019 haben wir ja schon in der Tasche. Hoffen wir einfach, dass wir alle gesund und munter bleiben …

Tagesetappe: 150 Kilometer gefahren (+ 47 km am 05.10.), 13,4 Kilometer zu Fuß
Übernachtung: Best Western Plus Edmonds Harbor Inn, Edmonds, WA

Days like these ...


Gabi auf der Hurrican Ridge, 5.242 feet (1.598 m) high, Olympic NP, WA

Heute kann alles - muss nix. Daher lassen wir es extrem ruhig angehen, drehen uns nochmal um, wollen gar nicht aus dem Bett. Kein Wunder, es scheint irgendwie saukalt zu sein. Klar, Fenster ist auf, aber soo kalt. Jap. Mehr als 9 Grad werden es heute nicht. Da ziehe sogar ich die lange Hose an und das will was heißen. Wir trödeln so rum, dass wir fast das Frühstück verpasst hätten. Naja - da hätten wir auch wirklich nichts verpasst.

Erster Weg: Visitor Center des Olympic NP. Ranger Matt ist nett, sehr sogar. Er gibt sich wirklich Mühe und hat zwei Top-Empfehlungen, die völlig kostenlos ihr Geld wirklich Wert gewesen wären.
Unsere Überlegung, auf die Hurricane Ridge hinaus zu fahren, unterstützt er voll. Wenn nicht heute - wann dann? Zuletzt war es oben meist diesig - so wie derzeit hier unten. Aber heute: er zeigt uns ein Live-Kamera-Bild. „Fahrt am besten sofort rauf - wer weiß, wie lange sich das so hält!?“ Das machen wir sofort. 17 Meilen lang ist die Fahrt immer bergauf, Geschwindigkeitsbegrenzungen - zu Recht! Nach knapp 40 Minuten sind wir oben und die Wolken liegen unter uns.

Tolle Aussicht, wie gut, dass wir das gemacht haben. Gerade mal noch 1 Grad Celsius hat es hier, dazu einen leichten, doch „fiesen Wind“, wie Mutter sagen würde. Ach ja, den Beiden geht es gottlob gut, wir haben heute Morgen noch geskypt, wie schon so häufig. Sie nehmen regen Anteil an unseren Erlebnissen und haben manch nette Mail geschickt. Danke dafür!

Den „Cirque Rim Trail“ laufen wir ab, tolle Aus- und Tiefsichten tun sich auf. Klasse! Gabi macht immer mehr Fotos und hängt sich dabei auch richtig rein. Das gefällt mir sehr gut.

Auf der Fahrt hinunter muss ich mal scharf bremsen. Da ist mir doch so ein Rehtier über die Straße gelaufen. Mit etwas Sicherheitsabstand im Seitenstreifen wirft es sich dann aber fotogen in Pose.

Der zweite super Tipp von Matt: Die „Sol Duc Area“ mit drei Anlaufstellen: „Salmon Cascades“, „Ancient Groves Trail“ und „Sol Duc Falls Trail“. In der Reihenfolge! Machen wir!!

Die 47 Meilen sind zügig gefahren. Es geht ein ganzes Stück den Weg von gestern zurück, wieder vorbei am schönen Lake Crescent. Dann links ab und schon sind wir im beschriebenen Bereich. Die „Salmon Cascades“ sind ein aufgewühltes Stück „Sol Duc River“; der Fluß stürzt sich hier über so machen Felsblock. Und machmal steigen hier die Lachse flußaufwärts. Laut Matt fühlt man sich dann wie in einem National Geographic Film. Natur pur. Nun, heute keine Lachse - der Fluss ist aber toll. Und wie beschließen, Matt’s Rat folgend, am Abend nochmal herzukommen, „es sind ja Tiere, vielleicht sind sie dann da?“

Matt hat uns auch erklärt, dass der klassische Regenwald eher im westlichen Part des Olympic NP zu finden ist (ihr erinnert euch? Forks, Lake Quinault etc.). Rund um den Lake Crescent und Port Angeles ist eher herkömlicher Urwald. Da wird meine Einschätzung von gestern doch glatt bestätigt. Kam mir ja gleich eher urwaldig als regenwaldig vor gestern und das hatte ich glaube ich auch so geschrieben im Tagebuch. Der Bereich rund um den „Sol Duc River“ stellt aber genau die Grenze zum Regenwald dar und der „Ancient Groves Trail“ zeige das sehr schön.

Darüber hinaus sei dieser Bereich tatsächlich bislang komplett vom Menschen (Rodungen) und Naturgewalten (verherendes Feuer) verschont geblieben. Das sei sehr selten und daher komme der Wald dort auch noch urtümlicher rüber. Auch das stimmt. Wir verzichten aber auf die Veröffentlichung zu vieler Bilder von da - wahrscheinlich kann der geneigte Leser schon keine Waldfotos mehr sehen. Wir haben aber reichlich auf Vorrat geschossen.

Der Trail zum Sol Duc Wasserfall schließlich ist dann die Fortsetzung eines perfekten Tages. Wir finden fotogene Pilze und wie gestern die kleine Maus huscht heute ein flinkes Squirrel über den Waldboden. Links Nüsse holen, nach rechts düsen, Baumstumpf rauf - futtern. Wieder nach links, neue Nuss - Spiel von vorne. irgendwann habe ich das kleine süße Tierchen dann doch halbwegs vernünftig erwischt.

Auf dem Rückweg nehmen wir das Stativ mit an die Salmon Cascades. Mit den Neutraldichtefiltern haben wir nun schon genügend Übung. Die Belichtung passt immer - es kommt dann auf den richtigen Ausschnitt an. Wir finden das schön, wenn das Wasser im Bild „fließt“. Es dämmert schon etwas und Jason Aldean singt heute schon zum zweiten Mal mit rauher Countrystimme sein „Days like these“. Perfekter Titel für den Tag, finde ich. Tage wie diese darf es im Leben gerne viele geben: total entspannt und dennoch voller schöner Erlebnisse.

Die Krönung war jetzt eben die Pizza von Dominos auf dem Zimmer: günstig und extrem lecker. Ich hoffe, wir haben noch ganz viele Tage wie diesen, wenn auch der Urlaub 2018 nun langsam zu Ende geht. Doch: „Heute ist nicht alle Tage …!“ Auch das ist gut so!

Tagesetappe: 203 Kilometer gefahren, 9,7 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Super 8 by Wyndham Port Angeles at Olympic National Park, Port Angeles, WA

Water? Falls!


Gabi & Jürgen am Madison Fall, Lake Crescent, Olympic NP, WA

Gehen mir die Überschriften aus? Nö - das war tatsächlich das Motto des Tages heute: Wasser fällt - meist von oben, entweder in Form von Regen (zwischendurch, aber heftig) oder als Wasserfall und derer hatten wir heute gleich zwei. Damit ist auch schon fast alles erzählt. Fast!

Frühstück gibt es nicht im Dew Drop Inn, wohl aber den obligatorischen selbstgebrauten Kaffee auf dem Zimmer, quasi im Bett serviert.

Wir starten in den Tag, indem wir den Forks Outfittern gegenüber einen Besuch abstatten. Dort bekommt Gabi ihr neues Holzfällerhemd, dass sie nun endgültig in diese Landschaft hier einpasst. Kommt gut auf den Fotos, das rotschwarz karierte Hemd, finde ich. In dem Laden kaufen wir auch gleich noch Sandwiches und Coffee zum Früstück, fahren zum nahe gelegenen Visitor Center und verputzen das dort draussen, denn derzeit ist es trocken. Blauer Himmel hier, dunkle Wolken dort.

Im Vistor Center gibt uns eine sehr, sehr pfundige Dame sehr herzliche Tipps für den Tag mit auf den Weg. Und sie versorgt Gabi mit allerlei Flyern und Infomaterial zum Twilight-Geschehen. Da muss auch noch ein Foto mit Edward und Jacob geschossen werden.

Wir steuern über den Hwy-#101 den Lake Crescent an - kurze Fahrt heute insgesamt. Weitere Ausflüge zur Nordwest-Küste (la Push u.ä.) lassen wir wegen der weiten Fahrt heute ausfallen. Dafür nehmen wir am Lake Crescent mit seinem türkisfarbenen Wasser, das so klar ist, dass man 20 Meter tief gucken kann, den Merymere Falls Trail unter die Füße. Wieder sehr herbstlich, sehr dschungelartig, aber nicht ganz so extrem regenwaldig wie gestern - von den Pflanzen her. das Wasser von oben stellt sich bald wieder ein. Und das schüttet! Gott sei Dank sind wir da schon wieder auf dem Rückweg vom Wasserfall.

Dort hatten wir Mutter und Tochter aus Ulm getroffen. Jetzt im strömenden Regen auf dem Rückweg treffen wir das junge Paar aus Moers. Klar, dass jedes Mal einige Worte gewechselt werden.

Die winzig kleine Maus, die uns schon auf dem Hinweg vor der Nase herumgetanzt war, begrüßt uns auch auf dem Rückweg ganz herzlich, zappelt aber so über den Waldboden, dass kein Foto gelingen kann. Mich wundert eh, dass bei den Lichtverhältnissen hier in den Wäldern vorzeigbare Bilder entstehen. Da bin ich stolz auf meine D750.

Gestern am Lake Quinault war es so: bleib 2 Minuten stehen - zack, hast du Moos angesetzt. Das Zeug fand sich einfach ü-b-e-r-a-l-l. Heute ist es anders: bleib 1 Minute stehen und du bist pitschenass. Im Grunde haben wir nur diesen einen Guss mitbekommen heute, sonst war es wirklich schön. Aber der hatte es in sich.

Zur Belohnung und zum Aufwärmen und Trocknen suchen wir die nahe gelegene Lake Crescent Lodge auf - sehr gediegen, wie gestern die. heute gönnen wir uns aber ein Bier und einen Cider am Lagerfeuer - besser gesagt:Kaminfeuer (es geht schon wieder durch mit mir).

Anschließend lacht die Sonne wieder und macht den Himmel blau. Überall dampft es gewaltig gen Himmel, Wasserdunst, der bald wieder als Regen runter kommt, denke ich. Nächstes Ziel: die Madison Falls, ebenfalls sehenswert. Der Trail war easy.

So erreichen wir Port Angeles, beziehen unser Zimmer und fahren zum Visitor Center. Gerade noch Glück gehabt: 16:55 Uhr - um fünft ist hier Schluss. Gut beraten verbschieden wir uns von der freundlichen Lady und erfahren im hinausgehen, dass sie in Nijmegen geboren ist - vor vielen Jahren. Kleef ist ihr sehr vertraut. Was ist denn los heute - ist ja fast wie zu Hause?

Ohne Umweg zum Abendessen, gleich neben dem Hotel. Seafood-Spaghetti für Gabi, ein Fischburger mit Onion-Rings für mich. Und ich lerne zwei weitere Brauwerke kennen. Das macht echt Spass hier im Nordwesten. Wird mir fehlen nächste Woche.

Jetzt ist es gerade mal 21:00 Uhr und schon Feierabend. Habe mich aber auch kurz gefasst heute. Machts gut, bis morgen! Und es gibt die gute Erkenntnis: Wasser fällt hier von oben, Wein und Bier fließen im gemächlichen Tempo - die Kehlen hinab.

Tagesetappe: 129 Kilometer gefahren, 9,0 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Super 8 by Wyndham Port Angeles at Olympic National Park, Port Angeles, WA

Rain! Forest!


Jürgen auf dem Kestner Loop Trail, Quinault, Olympic NP, WA

Frühstück überspringe ich, wir starten um kurz nach 09:00 Uhr. Es regnet und uns ist klar: das wird heute Programm! Haben wir mit gerechnet, haben wir bekommen.

Blöd ist, dass diese dusselige „Motorwarnleuchte“, auf englisch „check engine light“ leuchtet und wir nicht wissen, ob uns unser schönes Auto - oder besser gesagt, dessen Motor - irgendwann um die Ohren fliegt. Tut er nicht! Wir fahren gen Norden, immer auf dem Hwy. #101 die Küste entlang und nähern uns Meile um Meile wirklich menschenleerer Gegend. Die #101 ist übrigens die Fortsetzung des bekannten Hwy. #1 in Californien. Und morgen werden wir den bis auf das Teilstück Ekureka, CA bis Astoria, OR komplett von San Diego an der mexikanischen Grenze bis fast nach Kanada gefahren sein - über mehrere Jahre verteilt.

Wir hören wie immer schöne Musik, tanken zwischendurch, mampfen ein paar Chips und Träubchen und genießen die an uns vorbei gleitende Landschaft. Gabi vergisst sorgar die blöde Lampe zwischenduch, ich habe sie immer im Auge, genau wie die Kühlflüssigkeitstemperatur etc. Wir haben beschlossen, die Lampe schlicht zu ignorieren. Wenn wir eine Werkstatt finden - ok: dann lassen wir das mal checken auf Kosten von Alamo. Wenn nicht - auch gut, solange unser CX-5 rollt und das tut er. Zuverlässug schnurrt er die Meilen hinunter, satte 120 sind es, als die Lampe plötzlich gehen 13:30 Uhr ausgeht. Bzw. nach dem Starten des Motors an der Lake Quinault Lodge nicht mehr angeht. Das wars, that’s it! Seitdem ist Ruhe - sehr, sehr gut so. Hat doch etwas Nerven gekostet, die Sache, aber jetzt ist alles gut.

Also: wir erreichen den Olympic National Park, das ist reiner Regenwald und der macht seinem Namen heute alle Ehre. Dabei hört es bei unserem ersten Nature Trail sogar mal auf zu regnen - wir kommen halbwegs trocken durch, von den dicken Tropfen mal abgesehen, die von den Blättern hoch oben runtertropfen. Aber das hängt eben ganz eng zusammen, der viele Regen und der unglaubliche Wald hier. Alles ist so satt grün und gelb und orange. Leute mit „Grün-Allergie“ sollten unsere Fotos von heute besser meiden!

Farne, Moose, Flechten, Gestrüpp, riesige Bäume, mit 60-70 Metern Höhe meist höher als unsere Kirche zu Hause. Alles wächst und rankt sich über-, unter- und nebeneinander, verknotet sich miteineander und vermischt sich zu einem unglaublich schönen Urwald. Den zu durchschreiten - unbeschreiblich! Alles scheint zufällig hingeworfen und doch macht das alles Sinn, folgt es einem Naturgesetz - mehr Natur pur als hier geht nicht. Tiere gibt es von winzigklein bis ganz schön groß - sie zeigen sich uns aber nicht. Statt Zottelbären - Zottelbäume. Ruhig ist es aber, sehr ruhig, wenn da nicht das Tropfen der Tropfen wäre …

Wir können uns nicht sattsehen und gelangen schließlich an die Lake Quinault Lodge am gleichnamigen See. Hier mal ein paar Tage zu wohnen wäre auch schön. Nebenan ist die Rangerstation. Wir sprechen mit der Rangerin - heute, am 01.10. gilt unser im vergangenen September erworbener Jahrespass für alle Nationalparks der USA nicht mehr. Also entweder ein Wochenpass (für die nächsten 3 Tage) zu 25 $ oder wieder ein Jahrespass für 80 $? Keine lange Überlegung, das war zuvor im Auto keine 5 Sätze zwischen uns wert: wir sparen 25 $ und haben nun wieder bis 30.10.2019 „kostenlosen“ Zutritt zu allen NP in den USA. Jippi!

Wegen des anhaltenden Regens folgen wir dem Rat der Rangerin, den 31 Meilen langen „Loop Drive“ um den Lake Quinault abzufahren - das sei auch sehr sehenswert und zwischendurch gebe es Trails. Können wir sehr bestätigen. Die Fahrbahn ist meist „unpaved“ und später auch nur noch einspurig mit Haltebuchten, was aber kaum stört, weil eh kaum einer unterwegs ist, hier im Nirgendwo. Für mich heißt das aber: endlich mal wieder offroad fahren. Klasse, der CX-5 tut so, als sei nie was gewesen und lässt sich tüchtig vollsauen - die Straße und das Wetter bringen das so mit. Zwischendurch halten wir an, fotografieren einen Wasserfall und machen uns auf den Kestner Loop Trail. Dort erwischt es uns dann endgültig. Aus Regen wird „Katzen und Hunde“. Jetzt ist genug!

Etwas weiter nördlich nähern wir uns Ruby Beach, einem schönen Strand - und siehe da: der Himmel reißt auf und wird sogar blau. Damit hätte ich heute nie mehr gerechnet. Wir vertreten uns die Beine am Strand. Hier liegen unheimlich viele Logs, Baumstämme. Schließlich wurde und wird hier kräftig gerodet außerhalb des Nationalparks. Das Gesetz verlangt aber, dass spätestens nach 2 Jahren wieder aufgeforstet werden muss und dass das klappt, sehen wir.

Bis Forks hat es wieder kurz geregnet und dort angekommen fahren wir kurz bei der Visitor Information vorbei, geschlossen. Davor stehen zwei alte Autos, die an „Twilight“ erinnern. Ihr erinnert euch? Gabis geliebte, fünfteilige Vampir-Saga. Die spielt hier in Forks und darum wird natürlich hier etwas Rummel gemacht. Dabei sind die Drehorte gar nicht hier. Die Autorin hat sich hier aber inspirieren lassen und die Handlung nach Forks gelegt. Gedreht wurde in St. Helens (Oregon) und Kanada. Warum? Weil der Staat Washington zu viele Steuern und Abgaben haben wollte - dumm gelaufen, finde ich; ein typisches Beispiel von kurzsichtiger Politik.

Wir drehen hier noch eine Runde bis zur Highschool und gehen dann essen. Unaufälliger Laden, der „The Inn Place“. Aber vom Preis-Leistungsverhältnis das beste Lokal bislang. Sehr günstig, und erstklassig, das Steak und die „Super Nachos“. Dazu Bier vom Fass und Margarita.

Nun sind wieder alle Dinge erledigt, ich baue den Text jetzt noch gleich ein und lade ihn hoch, wenn Gabi wie immer Korrektur gelesen hat. Dann noch die Datensicherung und etwas fernsehen. Wir haben noch zwei weitere Tage im Olympic NP, morgen geht es die kurze Strecke nach Port Angeles.

Was habe ich heute gelernt? Dass nicht jedes Problem so zu Herzen und ernst genommen werden muss, denn es löst sich vieles von selbst!? Und dass sich das Wetter hier schneller ändert, als du „Regenwald“ sagen kannst. Ach, da schüttet es schon wieder …

Tagesetappe: 327 Kilometer gefahren, 11,2 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Dew Drop Inn, Forks, WA

Schiffe, Frösche, Leuchttürme


Gabi am North Head Lighthouse, Cape Disapointment SP, WA

Das Frühstück hier ist wie der Zimmerpreis: sehr überschaubar. Wir fassen uns kurz mit frischer Waffel, Cornflakes, Kaffee und O-Saft. Dann machen wir uns auf zum nahen Strand. Dieser hier in Long Beach soll gar der „longest“ worldwide sein. Immerhin weisen sie 28 Meilen (!) ununterbrochener Beach auf - nicht schlecht, oder?

Schlecht sollte das Wetter am Nachmittag werden - laut Vorhersage. Morgens trocken, mittags nass. Scheint eher andersrum. Der Strand ist breit, sehr breit und reicht bis zum Horizont. In beide Richtungen. Die Tropfen fallen vertikal - Mist. Nicht verzagen - es gibt ja noch das Museum in Astoria. Einkaufen müssen wir eh noch (in Oregon steuerfrei!), also los!

30 Minuten und eine gigantische Brücke von Washington nach Oregon weiter kaufen wir bei Safeway ein. Wochentage spielen hier diesbezüglich schon lange keine Rolle mehr. Das Gemüse wird hier von oben beregnet, Meeresfrüchte und Steaks schaue sich jeder mal selbst an, inklusive der Preise. Da würde bei mir zu Hause der Grill glühen, wenn das so zu bekommen wäre.

Dann lassen wir uns Zeit für das sehr sehenswerte und gut präsentierte Columbia River Maritime Museum. Da fesseln uns zunächst zwei 3-D-Filme in bester Qualität: „Hurricane“ und „Aircraft Carrier“. Im ersten Film wird eindrucksvoll und in drei „D“ gezeigt, wie Hurricanes entstehen, überwacht werden und welche Folgen - aber auch welchen Nutzen sie haben. Das fegt und regnet durch das Kino, dass uns ganz mulmig wird. Da können wir mit unserem Wetter und den paar Tropfen Regen gut leben. Das passt gut zu „unglaubliche Kräfte“ von letzten Donnerstag. Beeindruckend! Der zweite Film zeigt, wie die großen, atombetriebenen Flugzeugträger funktionieren. Da können wir ja seit letztem Jahr gut mitreden, ich erinnere nur an die USS Midway in San Diego. Im Ernst: wenn du in so einem 3-D-Flieger sitzt und vom Träger katapultiert wirst - weia! Das war prima!!

Das Museum selbst ist wirlich sehr gut, einige große Exponate, viele Schiffe. Dazu gute Erklärungen, dass z.B. hier in der Mündung des Columbia River in den Pazifik seit 1792 über 2.000 Schiffe wegen der kuriosen Bedingungen gesunken sind; unter Seefahrern gefürchtet, diese Ecke. Gabi steigt in die Green-Box und kann das Wetter vorhersagen. Das Ganze wird live übertragen auf den großen Fernseher nebenan. Ich kriege die Krise, weil ich es, im Gegensatz zu ihr, nicht hinkriege, dieses seitenverkehrte Denken.

Das US-Lightship Columbia hatten wir gestern schon gesehen. Jetzt dürfen wir drauf und auch von innen gucken.

Der Regen ist weg, wir fahren zurück nach Washingon und dort in den Cape Disapointment State Park. Hier stehen drei Trails auf dem Programm, allesamt durch dichten Regenwald. Es bleibt den Rest des Tages aber trocken, sehr gut!

Zwei Frösche sitzen auf dem Weg und haben nichts dagegen, fotografiert zu werden. Hier hätte ich gern mein Makro-Objektiv zur Hand, aber noch ein gutes Kilo mehr an Fotoausrüstung machen die Fluggesellschaften nicht mit (und Gabi auch nicht, glaube ich).

Die Leuchttürme sind alt und wichtig - siehe oben!

Dann kurven wir noch bis ans nördliche Ende der Halbinsel - vergeblich, hier ist der Hund begraben (und einen zusätzlichen hätte ich fast überfahren). Also zurück zum Motel. Auf dem Weg kommen wir noch an einem Cranberry-Feld vorbei. Die kleinen roten Früchte sind hier sehr populär, schmecken auch uns sehr gut und wachsen im Wasser.

Dort machen wir uns nochmal auf zum Beach, laufen über den Boardwalk und sehen neben einem Walskelett unseren ersten (bewussten) Bald-Eagle, einen Weißkopfseeadler. Der landet nämlich ganz gelassen auf einem großen Mast. Mist, jetzt liegt das 70-200 im Zimmer. Daher ist das mit dem Foto nix, das Erlebnis zählt aber. Der Strand ist ansonsten so wie heute Morgen, weit, weiter, am weitesten …

Dann müssen wir leider gute 2 Stunden damit zubringen, mit Alamo zu telefonieren. Unser CX-5 zeigt Alarm mit der Motorwarnleuchte. Es funktioniert aber alles wie immer, nur die blöde Lampe brennt. Diverse Telefonate später bin ich nicht viel klüger. Werde morgen mal sehen, ob ich ne Werkstatt auf dem Weg finde, evtl. Kosten übermimmt Alamo. Hauptsache, der Flitzer lässt uns nicht im Stich.

Abendessen waren wir wieder im „Castaway’s“. Klasse Seafood, grausame Organisation! Zum W-a-h-n-s-i-n-n-i-g-w-e-r-d-e-n! Die kleine, asiatische Kellnerin rast umher wir ein Irrwicht und ihr Zopf fliegt von links nach rechts. Gebacken kriegen die nichts. Schmecken tuts aber.

Nun ist alles gesagt und geschrieben. Ich gönne mir gleich noch irgendwas, vielleicht Wein & Fernsehen. Gute Nacht!

PS: die Weintrauben hier, die ich gerade knabbere: wie kann man so knackiges, pralles und leckeres Obst herstellen? Sonne und Wasser, meint Gabi - oder doch Gentechnologie?

Tagesetappe: 129 Kilometer gefahren, 14,2 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Cedars Ocean View Inn, Long Beach, WA

Twilight


Gabi vor "Bella's House", Twilight-Movie-Location, St. Helens, OR

Gut ausgeschlafen sind wir jetzt mit Sicherheit. Erst 2 Stunden Spätmittagsschlaf gestern Abend und dann nochmal 8 Stunden obendrauf. Naja, Erholung beinhaltet für uns auch viel Schlaf. Guter Dinge starten wir in den Tag - der blaue Himmel hat uns vorhersagegemäß verlassen, aber es ist noch trocken und völlig ok.

Wir haben entschieden, am Vormittag noch einmal in die Columbia River Gorge zu fahren. Mindestens ein Wasserfall will besucht sein - es gibt hier mehrere zur Auswahl. Diese sind derzeit aber nicht gut zu erreichen, da der Hwy.#30 wegen der vergangenen Waldbrände noch teilweise gesperrt ist.

Und auf der Interstate ereilt uns dann über Leuchttafeln auch die Nachricht, dass der Parkplatz zu den sehr bekannten Multnomah-Falls (der befindet sich übrigens mitten zwischen den Fahrbahnen der Interstate) wegen Überfüllung geschlossen wurde.

Also biegen wir rechtzeitig ab - Ausweichprogramm: über den „Old US-Hwy#30“ steuern wir den „Portland Women's Forum State Scenic Viewpoint“ (was für ein Name!) an. Von hier hat man trotz des Zwielichtes einen ganz schönen Blick auf das „Vista House“, unser nächstes Ziel. Der Name ist Programm. Tolle Aussicht. Ein sehr süßer Hund macht mir schöne Augen und will portraitiert werden. Die drei Gestalten in historischen Kostümen (hier ist alles historisch, was vor 1980 entstanden ist) kümmern sich um die Insassen von Reisebussen. Entertainment.

Der Trail zu den Bridal-Veil-Falls (mal wieder der Brautschleier - so heißt in den USA jeder 3. Wasserfall) ist Gott sei Dank nicht so überlaufen und der Wasserfall selbst zeigt sich von seiner besten Seite. Auch das Gestrüpp am Wegesrand verdient fotografische Beachtung.

Nun zurück nach Portland, unterwegs tanken und sorgfältig auf den Weg achten. Das ist trotz Navi (das auch manchmal Signal und Orientierung verliert) anspruchsvoll. Wir wollen ja nich irgendwie nach Long Beach fahren, sondern über die alte US-#30. Und da muss das Navi auch mal ausgetrickst werden. Die Brücken in Portland haben es in sich und die Interstates sind allesamt auf Pfeilern in mehreren Etagen übereinander durch die Stadt gebaut. So was haben wir noch nicht gesehen. Mit List und Tücke fahren wir gegen 13:15 Uhr genau an unserem Hotel vorbei, das wir heute morgen verlassen haben - die erste Runde ist gedreht, nun heißt das Ziel: Pazifik.

Als wir an dem Ort St. Helens (sagte uns bislang nix) vorbei fahren, brauchen wir mal einen Restroom. Da - ein Visitor Center. Wir halten an, gehen rein - und scheinen vom Blitz getroffen. Da sitzen 2 alte Herren inmitten eines muffigen Gruselkabinettes und begrüßen uns freundlich. Einer hat ein orangenes Party-Halloweenhütchen auf dem Kopf - da bleibt dir die Spucke weg.

Die beiden erzählen uns allen Ernstes, dass wir in „Halloweentown“ angekommen seien, hier sei jetzt für fünf Wochen überall der Grusel los. Das Gruselkabinett ist eine „Ausstellung“, die dem geneigten Gast das Thema wohl näher bringen soll. Wir kriegen uns nicht mehr ein, lachen gemeinsam und machen Fotos. Vom Hütchenträger hätte ich gerne eins gemacht, aber da siegt die gute Erziehung. Schaut die Bilder - zum piepen. Wer sich die Mühe macht, die Zeitungsausschnitte zu betrachten, wird wie wir Tränen lachen.

Zum Abschied erzählen uns die beiden, dass unten an der Waterfront, ca. 1,5 Meilen weiter (Downtown quasi) ein Fest für die ganze Familie stattfindet. Wir sollen ruhig hinfahren. Machen wir. Da ist jeder Laden gruselig verziert, beim Frisör sitzen die Skelette auf den Stühlen und auf den Straßen jede Menge Gestalten (tot und lebendig).

Der „Marktplatz“ wird geziert von großen Kürbisskulpturen und auch ein altes Taxi steht dort, darin zwei Untote (also jetzt wirklich nur Figuren). Ich mache Bilder, da ruft es aus dem durchsichtigen Plastikzelt im Hintergrund, das wir gar nicht wahrgenommen hatten: „Das ist das echte aus dem Film!“ Wir zwängen uns beide in den „Information-Igloo“ und fragen die Stimme, die zu einer Dame gehört, welchen Film sie denn meint? „Na, Halloweentown - ein Gruselfilm aus den frühen achtzigern“. Nächstes Wochenende kommend die ganzen Schauspieler wieder her - wie jedes Jahr zur großen Halloween-Parade!“ Ja sind die denn völlig irre?

Es wird noch besser: sie reicht uns einen Flyer mit einem Ortsplan - da seien die Drehorte markiert, „und die von Twilight auch“! Gabi flippt förmlich aus. Das darf doch nicht wahr sein!!? DAS „Twilight“??? Ja klar - vieles wurde hier gedreht, wir sind schließlich bekannt als Halloweentown. Wir studieren den Flyer und nun müssen noch einige Fotos her.

Man muss wissen, dass „Twilight“, die vierteilige Serie rund um Bella und ihren geliebten Vampier Edward sowie den Werwolf Jacob, bei ihr sofort hinter „Sissi“ (oder inzwischen vielleicht schon davor?) kommt. Real spielen die Filme im Olympic NP unserem nächsten Ziel. Nicht umsonst übernachten wir auch in Forks, dem Hauptort im Film.

Und nun erfahren wir zufällig (mal ehrlich - kann das Zufall sein??), dass einiges hier gedreht wurde. Um es kurz zu machen: Höhepunkt ist das Foto von Gabi vor „Bella’s House“, das wir schließlich auch noch finden. Kein Wunder, wir haben ja den Flyer aus dem Info-Igloo. Völlig crazy.

Aufgekratzt kratzen wir die Kurve. Wir müssen auch mal weiter, aber das hier hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wir fahren weiter, immer am Columbia-River entlang, es fängt an zu tröpfeln. Der alte Highway 30 kann sich sehen lassen, auch bei dem Wetter.

In Astoria stoppen wir kurz am Columbia River Maritim Museum - das wäre was für morgen, wenn es dann arg regnen sollte. Über eine riesige Brücke wechseln wir von Oregon auf die Washington-Seite. Unser Zimmer hier in Long Beach hat ein riesiges Fenster mit Blick auf den Pazifik Super!! Wir bleiben zwei Tage.

Und das Dinner im „Castaway’s Seafood and Grille“ war auch erste Sahne. Gabis Seafood-Lasagne schwamm drin (in der Sahne) und war zum Niederknien, so ein toller Geschmach nach Meeresfrüchten. Und meine Jumbo-Prawns konnten sich auch sehen und schmecken lassen, butterzart. Nur dass das Bier hier (in diesem Urlaub erstmals, aber nicht neu für mich) mal wieder aus so was wie Gurkengläsern mit Schraubverschluss serviert wird, passt zum etwas „schrägen“ Tag.

Fazit: wenn wir in Forks erfahren hätten, dass z.B. Bella’s House in St. Helens steht und wir durchgefahren sind, ohne das zu wissen - was dann? Und: es gibt keine Zufälle, alles ist irgendwie miteinander verknüpft und ergibt einen tieferen Sinn. Den ich nicht kenne. Punkt.

Liebe Grüße, gute Nacht. Dafür, dass ich heute wirklich nicht viel schreiben wollte, habe ich wieder ganz schön auf der Tastatur geklappert - aber das gehört ja zum Handwerk.

Tagesetappe: 299 Kilometer gefahren, 7,0 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Cedars Ocean View Inn, Long Beach, WA

Relaxed in Portland


Emma, Peter, Gabi & Jürgen in der Deschutes Brewery, Portland, OR

Heute morgen werden erst mal die „Hausaufgaben“ von gestern nachgeholt, sprich: Tagebuch geschrieben. Das geht hier sehr gut, weil ich einen schönen Schreibtisch mit vernünftigem Stuhl habe, sehr schön! Nach gemütlichem Frühstück machen wir uns auf die Socken, kleines Gepäck - wir wollen Portland erkunden.

Nach kurzem Fußweg erreichen wir das Hospital - hier fährt die Straßenbahn vorbei, die wollen wir nehmen. In der Wartezeit kann ich ein paar Studien machen bzgl. Rettungsdienst, denn hier fahren gleich 4 RTW gleichzeitig vor. Schnell sind zwei Daytickets gekauft, mit jeweils 5,00 $ können wir nun alle öffentlichen Verkehrsmittel hier benutzen - tun wir dann nur nicht.

Ok, die Hinfahrt in die Stadt geht per Straßenbahn. Eine junge Dame weist uns plötzlich im besten Deutsch darauf hin, dass hier „Powell’s Books“ kommt - das wollten wir uns eh ansehen. Also raus aus der Bahn.

Der Buchladen ist mit 1 Million gebrauchter und neuer Bücher der größte unabhängige Bookshop weltweit. Dabei kommt er urig und gemütlich rüber. Überall diese einfachen, alten Holzregale. Und die Idee finde ich super: man kann hier seine alten Bücher in Zahlung geben und die werden dann wieder verkauft. Die Auswahl ist wirklich atemberaubend. Wir schauen uns um, finden in der „deutschen Abteilung“ einen jungen Mann, der sich freut, seine Deutschkenntnisse unter Beweis zu stellen und entdecken sogar Goethes Faust neben dem Grüffelo.

Weiter geht es zum Pioneer Courthouse Square, einem der zentralen Punkte. Wir streifen durch Sportgeschäfte, sehen dem bunten Treiben zu und nähern uns dann der Waterfront. Hier joggt und radelt alles, was das Zeug hergibt. Andere schlendern wie wir am Columbia River entlang. Viele Brücken gibt es, z.T. sehr alte. So erreichen wir die Old Town, die mit Chinatown identisch ist.

Später schließt sich der Kreis, als wir wieder in den Pearl District mit den vielen Geschäften und Brauereien wechseln. Noch mal „kurz“ zum Apple-Store, das hat sich ja inzwischen zu einer Masche entwickelt. Nun haben wir aber wirklich Durst und gehen für 1 Bier (so der Vorsatz) in die Deschutes Brewery.

Dort habe ich das Geld schon auf dem Tisch, da wir gehen wollen, als sich Emma und Peter zu uns setzen. Sie leben in San Francisco und wir beginnen zu reden. Das entwickelt sich so nett, dass wir noch ein Bier und Cider bestellen. Und noch eins. Und Garlic Fries, die wir gemeinsam verputzen. Das Bier ist prima - das Gespräch noch viel besser. Alles kommt dran: unsere Urlaube, was wir beruflich so machen, wie das Leben in den USA und Europa/Deutschland so ist, wie der Präsident, dessen Name nicht genannt wird (Harry Potter lässt grüßen und wir lachen herzlich über den Vergleich), in sein Amt kam, wie das mit den Flüchtlingen so ist hier und dort und warum in Deutschland wohl viele vergessen haben, wie schlecht es dem Volk mal ging etc. etc.

Super Englisch-Training und wir reden uns bestimmt 2 Stunden die Köpfe heiß. Immer ernsthaft, aber auch sehr vergnügt, entspannt und freundschaftlich. Wir machen uns auf Facebook bekannt miteinander, gucken in unsere Webseite, lassen uns fotografieren und hätten gut den Rest des Urlaubs miteinander verbringen können. Die beiden sind einverstanden, dass wir dieses Foto veröffentlichen und wir besprechen noch kurz das Thema „Datenschutz in der EU“. Zum Abschied erzählt Peter (zur Hälfte Ungar, zur Hälfte Mexikaner, aber in den USA geboren) noch seinen Lieblings-Golfer-Witz mit Jesus und Moses. Ach, ist das nett mit den beiden. Ganz lieben Dank für den tollen Nachmittag, das war so schön mit euch!!

Nun wollen die zwei aber noch zu Powell’s und wir haben feste Nahrung nötig. Warum zur nächsten Brewery (der ältesten Portlands) mit der Bahn fahren, wenn wir zwei gesunde Füße haben? Dort gibt es ein letztes Bier und einen Burger für jeden. Den Rest des Nachhauseweges schaffen wir jetzt auch noch. Um 19 Uhr sind wir wieder im Zimmer, Gabis Tacho zeigt 15,5 km Fußweg. Bettschwere haben wir auch, also ein verspäteter Mittagsschlaf?

Noch nicht zu Ende gedacht, da schlafen wir schon. 2 Stunden! Jetzt ist die Website fertig, wird gleich final hochgeladen und dann überlegen wir mal, ob wir morgen nach Plan verfahren oder ob uns noch was Zusätzliches einfällt. Der Tag ist jetzt im wahrsten Sinne des Wortes auch vorbei.

Portland jedenfalls ist eine total entspannte und sehr schöne Stadt. Leider liegen hier und da ein paar Leute auf dem Gehweg, die müde sind (?) und denen es nicht so gut geht wie uns. Alles in allem aber fühlen wir uns hier pudelwohl! Viel Grün, Wasser, Bier (hihi) und super nette Leute.

Tagesetappe: 15,5 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Silver Cloud Inn, Portland, OR
© 2018 Gabi & Jürgen