Tagebuch




Oh what a day!


Gabi auf dem Glasboden der Space Needle, Seattle, WA

Welch ein Tag war das? Seattle gefällt uns sehr! dabei waren die Aussichten gar nicht rosig. Regen war angesagt - zumindest bis nachmittags. Und ja: der Morgen war zunächst grau wie der Vorabend, doch zeigte sich die Sonne mit blauem Himmel bereits um 10:30 Uhr und dann blieb es trocken. Klasse, denn das erweiterte unsere Möglichkeiten in nicht erhoffter Dimension.

Eins vorweg: kurz kann dieser Bericht nicht werden.

Nachdem wir am frühen morgen die Website gepflegt haben begeben wir uns zum Frühstück. Das bietet alles, was das Herz begehrt - so gestärkt kann der Tag kommen. Der Shuttle bringt uns um 09:00 Uhr zum Pike Place Market, dem wohl bekanntesten „Bauernmarkt“ Seattles gleich an der Waterfront. „Bauernmarkt meint hier, dass die Produzenten selbst verkaufen und zwar alles: Fisch, Meeresfrüchte, Blumen, Obst, Seife, Gewürze, Bilder etc.. Sehenswert sind die Meeresfrüchte, besonders die Jumbo-Lobster! Mit einem Verkäufer, der sich die Wartezeit auf neue Kunden damit verkürzt, Bass zu üben, quatschen wir eine Zeit lang.

Wir schlendern herum und machen Bilder. Gut, dass der große Komplex überdacht ist, denn draußen regnet es leicht. Einmal wagen wir uns raus - brrr. Anstelle von Liebesschlössern haben Paare sich hier mit Plaketten am Zaun verewigt - alles schön einheitlich.

Ein erster Höhepunkt an einem Fisch- und Meeresfrüchtestand. Die Verkäufer drehen total ab. Ein junger Kerl lässt sich gern mit jungen Mädels fotografierne und hüpft dafür sogar auf die Theke um zu posen. Kurz darauf wirft er einen großen Fisch quer durch den ganzen Stand zu einem anderen Verkäufer - der wirft zurück. Auf den Bildern muss man schon genau hinsehen, um den fliegenden Fisch zu sehen. Eine Touristin aus einer Gruppe soll „angelernt“ werden, bekommt ganz genau gezeigt, wie sie stehen muss. Mehrfach verfehlt sie den Fisch, den dann ein anderer Typ mit Hechtsprung fängt. Doch dann hat sie ihn und präsentiert der johlenden Meute stolz ihren Fang. Zwischendurch kommt per Schüppe neues Eis auf den Fisch - er muss ja frisch bleiben.

Auf mehreren Etagen gibt es hier wirklich alles zu kaufen - ich kann gar nicht alle Fotos hier hochladen. Sogar eine Brauerei finden wir hier. In einer Seitengasse kleben zigtausende Kaugummis an der Wand - irgendwie eklig, aber bunt. Immerhin scheint ab jetzt die Sonne und die Welt sieht plötzlich aus, wie aus dem Ei gepellt. Vor dem ersten Sturbucks-Cafe aller Zeiten stehen die Leute Schlange - wir trinken später einen Milchkaffee in einem der anderen zahllosen Starbucks-Läden hier in der Stadt.

Irgend ein findiger Spaßvogel hat eine Regenrinne so umgebaut, dass sie als Blumenvase dient. Klar: Bewässerung von oben kommt hier ja oft genug von alleine. Die Seitengassen sehen eher aus, wie in einem schlechten Hollywood-Streifen. Hier schwirrt nachts bestimmt auch Batman rum.

Am Seattle Art Museum steht die riesige Statue eines hämmernden Mannes. Unermüdlich geht der Hammer auf und ab.

Bei Miner’s Landing imponiert das „Seattle Great Wheel“, das Riesenrad. Innen gibt es Meeresfrüchterestaurants bis zum Abwinken und vieles mehr. Wir schlendern die Waterfront daher, machen Fotos mit dem Riesenotter und Bigfoot, dem Gabi in die Nase zwickt. Machen wir auch nur im Urlaub, so was …

Im Pioneer Square National Historic District finden wir schöne Backsteinbauten und nette Plätze. Zu Füßen von Indianerskulpturen bzw. Totempfählen schlafen Obdachlose. Ein Mahnmal für im Einsatz verstorbene Feuerwehrleute macht nachdenklich. Apropos löschen: Durst haben wir jetzt! Also begeben wir uns zum ältesten Saloon (Seattles?) und trinken dort Bier (weia, das local IPA knipst dir gleich die Lampen an), Margaritha und essen ein paar „Hot Wings“.

Bei dem Wetter lohnt eine Hafenrundfahrt, die wir nun in Angriff nehmen. Eine Stunde lang zieht die Skyline Seattles an uns vorbei. Wir drehen eine große Runde durch den Pudget Sound, wie das Gewässer hier vor der Stadt heißt. Fähren verkehren hier wie bei uns Busse, nur dass du hier dein Auto gleich mitnehmen kannst. Informationen bekommen wir aus erster Hand - unsere „Erzählerin“ weiß alles über die Stadt. Auf einem Sandtrailer haben es sich Seelöwen bequem gemacht. Neben der Sykline beeindruckt der Hafen mit seinen gigantischen Kränen und Schiffen. Die weißen Dinosaurier-Riesenkräne werden aus China in einem Stück angeliefert und aufgebaut - auf ein Containerschiff der fotografierten Größe passen 18.000 (!!) Container.

Wir wandern weiter die Waterfront entlang, diesmal in Richtung „Needle“. So langsam spüren wir unsere Beine. Ein Restroom muss her, also nehmen wir noch ein Glas Bier und Wein im Irish Pub. Dann spazieren wir durch den Skulpturenpark (Olympic Sculpture Park) und von dort zur Space Needle. Gabi hat herausgefunden, dass hier um die Ecke auch einige Folgen von Grey’s Anatomy gedreht wurden. Die amerikanische Krankenhausserie verfolge ich seit Monaten bei Amazon Prime. Gabi schlägt vor, ich solle nach der Pensionierung noch Medizin studieren - für die bereits gesehenen rd. 250 Folgen bekomme ich bestimmt 2 Semester und einige Scheine anerkannt.

Jetzt aber: Tickets kaufen und in 45 Sekunden die 210 Meter hoch zur Spitze der Space Needle sausen. Das können wir uns bei dem Wetter nicht entgehen lassen. Von oben hat man einen tollen Blick über die Stadt. Gabi lehnt sich an die Glaswand - uuh! Eine Etage tiefer wird es noch heftiger: hier dreht sich der weltgrößte und -höchste Glasboden, angetrieben von einem 1 PS-Motor um die Achse der Needle. Das ist schon spooky, dort oben zu stehen und die Welt unter sich vorbei ziehen zu lassen. Super!

Wieder unten rufe ich den Shuttlebus an, wir kurven nochmal kurz am Musem of Modern Pop Culture (MoPop) vorbei, dessen zerknitterte Außenhüllte heute Abend besonders schön leuchtet.

Im Hotel stellen wir nur kurz die Rucksäcke ab, weitere 700 Meter Fußweg entfernt wartet ein Thai-Restaurant mit fantastischem Red Curry sowie Phad Thai, beides mit Prawns auf uns. Wir genießen die Belohnung des Tages, dann geht es zurück aufs Zimmer. Gabi ist ko, ich importiere und verschlagworte immerhin noch die Fotos, dann ist um 22:00 Uhr auch für mich Feierabend.

Hui, war das ein Tag! Die vielen Eindrücke werden wir so schnell nicht vergessen.

Tagesetappe: 16,3 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Silver Cloud Inn***, Seattle, WA

"Schlaflos in Seattle ..."


Gabi im Silver Cloud Inn Lake Union, Seattle, WA

… heißt einer der Lieblingsfilme von Gabi und da ist es kein Wunder, dass sie die erste Nacht in der Stadt ganz im Nordern des Nordwestens unter dieses Motto stellen musste. War aber auch klar - ist ja immer so, die Zeitumstellung ist halt heftig.

Aber von vorne: „We’re back in the US“! Wie schön - endlich Urlaub. Und zum allerersten Mal seit unserem allerersten Besuch in diesem riesigen Land, das uns so gepackt hat, gibt es ausschließlich „Neuland“ zu sehen. Den Nordwesten kennen wir überhaupt noch nicht. So haben wir auch ziemlich an der Route gebastelt, die aber nun seit einigen Wochen steht und wir freuen uns auf die kommenden 21 Tage.

Erneut der Vorsatz: wirklich Urlaub machen! Erholung ist dringend nötig und so haben wir bei der Planung sehr darauf geachtet, dass die Fahrstrecke nicht so lang wird. Der Reiseführer, an dem wir uns grob orientiert haben, sah gleich die doppelte Strecke, dann aber auch jede (!) Nacht in einem anderen Bett vor. Aus dem Alter sind wir raus. Wir lassen es deutlich gemütlicher angehen, auch wenn dann andere, sicher auch interessante Dinge diesmal ausgelassen werden. Wir müssen uns ja in der Tat nichts mehr beweisen und die Fülle an großen Nationalparks mit spektakulären Dingen fehlt hier ohnehin. Hier geht es mehr um Landschaft und mal wieder den „Wilden Westen“ - der hier insbesondere auch mit seiner unseligen Vertreibung der Indianer verknüpft ist. Das wird uns sicher immer wieder mal begegnen. Ich sage nur „Chief Joseph!“

Zum Urlaub gehört aber auch, die „Büroarbeit“ an der Website einzuschränken. Mein Vorsatz: die Fotos werden nicht mehr aufwändig beabeitet, das kann ich im Winter immer noch machen. Und die Tagebucheinträge werden vielleicht wirklich mal etwas knapper ausfallen? Mal sehen - heute noch nicht. Das Gestalten der Website macht mir ja wirklich viel Spaß und wir genießen es immer wieder, auf unsere Berichte der vergannenen zurück zu schauen. Wo der Spaß aufhört und die „Arbeit“ anfängt, werde ich nun die Notbremse ziehen - so der Vorsatz.

Die Anreise war wie so oft: Frau van Horn fährt uns um 03:30 Uhr zum Airport Düsseldorf, online-check-in war erledig. Nach der Hetze letztes Jahr haben wir in Frankfurt diesmal deutlich mehr Zeit (3:50), der Zubringerflug aus Düsseldorf um 06:05 Uhr hat uns im Gegensatz zum vergangenen Jahr aber auch pünktlich hin gebracht. Diesen kurzen Flug haben wir komplett verschlafen.

In Frankfurt passt immer einer auf das Handgepäck auf, der/die andere dreht seine Runden in dem ewig langen Terminal. Da ist Oktoberfest und es gibt überall was zu sehen. Außerdem wollen die 10.000 Schritte absolviert und die Trainigsminuten auf der Apple-Watch etc. ja auch zu ihrem Recht kommen. Bewegung soll auch in diesem Urlaub nicht nur nebenbei stattfinden.

Die Zeit vergeht erstaunlich schnell und so sitzen wir bald in der Boing 747-400. Um 10:55 Uhr geht es los. Auch ne Riesenkiste - der Service von Lufthansa ist wie immer perfekt. Auch hier schlafen wir mehr als in den Vorjahren, mit dem Alter kommt die Weisheit (grins). Ich gucke zwei deutsche Filme, einer grottenschlecht („Mängelexemplar“ - kann ich nur vor warnen), der andere (Steig! Nicht! Aus!) immerhin spannend, aber auch eher ein „B-Movie“. Auf dem Rückflug nehm ich wieder Hollywood. Dafür sind die Blicke aus dem Fenster auf Grönland und die Eisschollen spektakulär!

leider verpassen wir zu Hause die „Whiskyfair 2019“ im Adlersaal. Unsere Gedanken sind bei Micha und Tim sowie den „Fine Spirits“ - nächstes Jahr planen wir sorgfältiger - versprochen!

Um 12:00 Uhr mittags (also nach nur einer Stunde - hihi) setzen wir in Seattle auf, sind eine Stunde später eingewandert und haben unsere Koffer. Das diverse Schlangestehen kennen wir ja schon und die Automaten bei der Eingabe der Formalitäten, Fahndungsfoto und Fingerabdrücken sparen echt Zeit.

Bei Alamo die nächste Schlange - dafür haben wir die Auswahl zwischen 3 Midsize-SUV. Der Jeep sieht nicht gut aus, der Hyundai Sante Fe ist ok - aber da ist ein Mazda CX-5!! Den schnappen wir uns. 8.000 Meilen alt, schwarz, super ausgestattet und ich freu mich wie Bolle, quasi „wie zu Hause“ agieren zu können. Das ist ein Hauptgewinn. So ist die Fahrt zum Hotel auch völlig mühelos.

Wir checken um 14:45 Uhr ein - das Zimmer ist riesig. Neben den gerade nach einem so anstrengenden Flug nötigen zwei Riesenbetten bieten die hier auch ein im Preis inbegriffenes Parkhaus und einen kostenlosen Shuttle-Service in die Stadt an - drei Kriterien, die für uns wichtig waren.

So sitzen wir nach einer Stunden „ankommen“ auch schon in diesem Shuttle und lassen uns zum Seattle Center chauffieren. Das Wetter ist wie angekündigt: sehr bewölkt, alles grau in grau - derzeit aber noch fast ganz trocken.

Wir steigen an der Space Needle aus - hochfahren wird sich bei dieser Sicht und 37,50 $ p.P. nicht lohnen. Ich zücke meine Nikon für das erste Foto, da spricht mich auf der grünen Wiese einer an: „Guck mal, wir haben die gleiche Kamera! Möchtest du mal mein 10 mm Fisheye ausprobieren?“ Und zack: das erste „richtige“ Foto dieses Urlaubs kommt mit dem Fremdobjektiv daher - so sind sie halt, die Amerikaner. Wir fachsimpeln etwas, er hat sogar noch eine analoge Kamera (mit Film!) und ein riesiges Nikkor 300-600 mm dabei.

Die nächsten Stunden streunen wir rund um die Space Needle herum. Es ist Samstagmittag und überall sind Familien mit Kindern unterwegs. Spielmöglichkeiten gibt es hier wie Sand am Meer, richtig gut. Uns zieht das MoPop in seinen Bann - das Museum of Modern Pop Culture (MoPop). Es ist ein beeindruckender Bau mit einer Hülle wie aus zerknülltem Papier, aber Alumäßig in allen Farben schillernd. Mitten durch den Komplex kommt die Monorail gefahren (Foto!). Wir gehen in den Shop und die Lobby - hier dreht sich alles um die Popmusik und Filme. Auch von innen: wahnsinnige Architektur! Das Museum wäre sicher auch interessant, schließt aber gleich.

So drehen wir noch eine Runde um den Block, der Nieselregen nimmt etwas zu. Bei mir geht es aber immer noch ohne Jacke. Da ist eine Kirche und um 18:00 Uhr beginnt das Glockenspiel zu läuten. Den Song kennen wir doch? Ist nicht wahr!? Wollen die uns auf den Arm nehmen? Versteckte Kamera?? Da schleichen zwei Gestalten aus good old germany die Straße entlang, versuchen den Jetlag zu verdrängen und was machen die Amis? Sie spielen für uns die deutsche Nationalhymne! Da ist Haltung gefragt - wir sind sprachlos.

Was nun? Zurück ins Hotel und dann nochmal los was essen? Quatsch - dafür sind die Möglichkeiten hier einfach zu gut. Allein im Seattle Center ist ein Foodcourt mit 10 verschiedenen Eateries. Mexikanisch soll es sein und so lassen wir uns Shrimps in scharfem Bierteig frittieren, die dann in Tacos (Gabi) sowie einen Burrito (Jürgen) gepackt werden - zusammen mit den unausweichlichen schwarzen Bohnen, Reis, Salat, Salsa, Gemüse etc. Dazu eine Margaritha und ein gezapftes Bier - papsatt!

Inzwischen regnet es heftig, ich rufe im Hotel an und 15 Minuten später sitzen wir wieder im Shuttlebus. Auf dem Zimmer überspiele ich noch die Fotos, mehr geht aber nicht mehr, Bier und Margaritha haben uns den Rest gegeben. Gabi schläft schon und weiß, dass sie in wenigen Stunden schlaflos sein wird - mir wird es genau so gehen und daher verschiebe ich diesen Bericht etc. auf die frühen Morgenstunden des nächsten Tages - passt.

„Schlaflos in Seattle“ - toller Film und für uns der Beginn eines hoffentlich ebenso tollen und erholsamen Urlaus mit vielen schönen Erlebnissen - seid ihr dabei?

Tagesetappe: 8.444 Kilometer geflogen, 27 Kilometer gefahren, 12,3 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Silver Cloud Inn***, Seattle, WA
© 2018 Gabi & Jürgen