Tagebuch




Hier war was los ...


Gabi auf dem "Island in Time Trail", John Day Fossil Beds NM (Sheep Rock Area), OR

… und das bezieht sich auf die Zeit vor zig Millionen Jahren ebenso wie auf den heutigen Tag. Ich muss mich aber angesichts der Uhrzeit kurz fassen (grins).

Frühstück gibt es nicht im Motel und einkaufen müssen wir ohenhin. Unser Wasser geht zur Neige. nach dem Riesenabendessen gestern ist uns nicht nach noch einem „real american breakfast“. Also fahren wir in den Supermarkt, kaufen ein und nehmen was warmes zum Früstück mit, das auch auf der Fahrt verzehrt werden kann: kleiner Burrito und Bagel, dazu 2 große Kaffee.

Noch in John Day fällt uns beim Vorbeifahren ein Schild an der Autowerkstatt auf: „Back again: pumpkin spiced motor oil!“ Ist das ein Scherz? Es spricht für sich, dass wir ernsthaft in Erwägung ziehen, dass der geneigte Autonarr seinem liebsten Stück tatsächlich zu Halloween Einen Ölwechsel „mit Kürbisgeschmack“ gönnt.

Nur wenige Meilen weiter das Ortseingangsschild von Dayville (siehe Foto) - wir sind ja heute den ganzen Tag immer noch auf dem „Journey through time Scenic Byway“. Na, die haben wenigstens Humor …

So erreichen wir bald nach den Painted Hills gestern die zweite „Einheit“ des John Day Fossil Beds NM: die „Sheep Rock Unit“. Im Visitor Center machen wir uns schlau, was die Trails angeht. Und wir staunen, was die hier im Nirgendwo aufgebaut haben: nicht nur eine große paläontologische Forschungsstation, sondern auch eine echt sehenswerte Ausstellung an Fossilien und Exponaten. Toll aufgemacht, dazu röhren und grunzen im Hintergrund auch immer noch die Dinosurier und Urzeittiere als Soundtrack. Sehr authentisch!

Wir schauen uns noch einen Film an und ich muss sagen: hier war tatsächlich einiges los vor zig Millionen Jahren. Immer wieder Vulkanausbrüche, Lavaflows, Ascheregen, Modderfluten, Überschwemmungen etc. So entstanden nach weiterer Errosion die Schichtgesteine in allen Farben, die wir auch gestern schon so genossen haben. Zusätzlich sind Fossilien zu finden und zwar in Massen - deshalb wird hier so intensiv geforscht.

Die Trails in der Sheep Rock Unit fesseln uns wieder, auch weil wir wiederum kaum jemanden treffen. Auf dem „Island in Time Trail“ mit seinen grün-blau-türkis-Ablagerungen und Formationen treffen wir zwei Paare aus Portland, die gerade im Ruhestand sind und nun die Nationalparks Oregons, Uthas und Arizonas erkunden. heute ist ihr zweiter Tag von 6 Wochen. Und sie staunen nicht schlecht, dass wir die Parks, die sie besuchen wollen, schon z.T. mehrfach besucht haben. Sie bekommen die Website empfohlen (für Fotoanregungen) und ein paar Tipps obendrauf. dann mache ich ein paar Bilder von ihnen und sie eins von uns.

Es folgen der „Flood of Fire Trail“ (man sieht die Lava geradezu heute noch fließen) und der „Story in Time Trail“ (mit noch grüneren Ablagerungen). Die Lanschaft auf der Weiterfahrt ist unbeschreiblich. Ihr könnt es wahrscheinlich nicht mehr hören bzw. lesen. Aber die Aussicht hier beim Fahren ist der Oberhammer. Nur einige wenige Fotos vom Wegesrand haben wir mit eingestellt.

In der „Clarno Unit“ (der 3. und weit entfernten Einheit des NM) können wir auf dem „Trail of Fossils“ dann tatsächlich Fossilien suchen und finden. Und wir müssen immer ein Auge darauf haben, ob hier in der Hitze nicht doch irgendwo ne Klapperschlange rumrasselt. Sie verhalten sich ruhig. Die Fossilien sind aber sehenswert. Einmal ein großer, runder und roter Baumstamm, der versteinert im Fels eingeschlossen ist. Und dann auch Blätter - auf dem Foto sind hoffentlich 2 rote und 2 weiße Blätter zu sehen - gefunden?

Shakino schafft sich selber ab und das wollten wir sehen. Der kleine Ort lässt sich so gehen, dass hier nach und nach eine echte Ghost Town entsteht. Traurig, aber wahr. Gut, das wir neben dem alten Feuerwehrauto, auf dem ich mich fotografieren lasse, auch ein neues finden und Rettungswagen dazu.

In „The Dalles“ erreichen wir gegen 17:30 Uhr auch wieder den Columbia River, der uns morgen ein gutes Stück begleiten wird. Im „Clocktower“ neben dem Motel gibt es wieder massenweise Zapfhähne für lokale Biersorten. Ich probiere wieder und wir essen lecker.

Mensch - ein Tag besser als der andere, was haben wir für ein Glück. Heute war echt wieder was los -wir haben es sehr genossen.

Morgen früh erreichen wir als erstes die Wetterscheide zwischen dem sonnigen Osten und dem üblicherweise regnerischen Westen. Das könnte nichts Gutes bedeuten. Ein vorsichtiger Blick auf die Wetter-App, wie es morgen und übermorgen in Portland aussieht: jippie!! Sonnig, kein Regen, 30 Grad! An beiden Tagen! Portland - wir kommen!!

Tagesetappe: 348 Kilometer gefahren, 8,4 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
The Dalles Inn, The Dalles, OR

Journey through time


Gabi und Jürgen am Painted Hills Overlook, John Day Fossi Beds NM (Painted Hill Area), OR

Ok - keine Klapperschlangen, keine großen Bären. Ansonsten gab es alles andere, was das Herz begehrt - ein perfekter Tag!

Alles fängt mit einem „richtigen“ amerikanischen Breakfast an. Bislang gab es immer Motel-Kost, heute frühstücken wir im Oregon Trail Restaurant. A la carte! Im gleichnamigen Motel gibt es nämlich kein Frühstück, im angeschlossenen Restaurant gegenüber aber 2,00 $ Rabatt aufs Frühstück. Ich kriege meinen geliebten Frühstücksburrito (Hashbrowns, Eier, Bacon, Käse gepresst in einen Maisfladen, dazu Salsa und Sour Cream) und Gabi bekommt ihr „Country Breakfast“ - das gleiche, nur ohne Taco, dafür mit Toast. Dazu Kaffee satt und eine Kellnerin, die vor Freundlichkeit nur so strotzt. Das halbe Dorf frühstückt hier offensichtlich - einen typischern Diner kann man sich nicht vorstellen.

Um 09:00 Uhr kommen wir endlich weg. Kurz tanken - das mag ich auch sehr: Mastercard rein in die Zapfsäule, volltanken, Quittung entnehmen und weiter fahren. Gen Westen rollen wir und das Wetter spielt wieder mit. Super!

Am Highway #7 liegt links plötzlich das McEwen Depot. Wir sehen nur Eisenbahnwagons und sind schon abgebogen. „Sorry, we’re closed“ - aber eine Kette haben sie nicht vorgehängt. Also ist alles frei zugänglich, klasse. Wir stromern nach Herzenslust auf den Gleisen umher und machen ein Foto nach dem anderen. Sehr schöne Ausbeute. Wann bekommt man das schon mal geboten?

Wenige Meilen weiter rechts abbiegen. Die Sumpter „Gold Dredge“ ist zu besichtigen. Auch hier wieder: außer uns - kein Mensch. Das ist übrigens schon die ganzen Tage so. Hier bist du noch viel, viel einsamer unterwegs als im Südwesten. Wir treffen quasi überhaupt niemanden und auch die Autos auf dem Highway sind an einer Hand abzuzählen. Wenn ich mal schreibe, dass wir Fotos von jemandem machen oder mit jemandem reden dann sind das wirklich die absoluten Ausnahmebegegnungen.

Die Gold Dredge ist ein alter Bagger, der hier zwischen 1935 und 1957 4,5 Mio. $ Gold gefördert hat. Hat so was von Gartzweiler für Gold, aber deutlich kleiner. Im Vergleich zu der „Handwäsche“ ist das aber schon ziemlich industriell gewesen. Ein Riesenteil übrigens, das von uns äußerlich und innerlich genauestens inspiziert wird. Und auch den angrenzenden Trail laufen wir ab, kreuz und quer durch den ehemaligen Abraum. Ob hier nicht doch noch ein paar Körnchen Gold liegen?

Vor ein paar Tagen (am 20.09.) haben sie hier einen Bären gesichtet. Den sehen wir nicht, dafür springt plötzlich ein Mule Deer auf den Weg, gefolgt von einem zweiten. Sagenhaft!

Weiter geht es nach Prairie City. Wir steigen aus und wieder ein. Hierzu gibt es nichts zu berichten, ein Nest! Um 12:30 Uhr sind wir in John Day an der Unterkunft und können auch gleich einchecken. Die Dame am Empfang ist nett und vermutlich Inderin. Mein Englisch scheint besser als ihres und Gabi meint, sie sehe aus wie eine Tochter (oder Schwester?) von Mutter Theresa (deren Foto groß in der Lobby hängt).

Wir ruhen eine Stunde aus, denn in den Painted Hills wollen wir das Abendlicht genießen. Die Fahrt (mit Unterbrechungen 2 Stunden) zu diesem Teil des John Day Fossi Beds National Monument übernimmt Gabi. Unterwegs gibts wieder tolle Aussichtspunkte, Cowboys am Wegesrand, die eine Kuhherde treiben und einen Airstream-Wohnwagen, der länger vor uns her fährt.

Dann haben wir die roten Steine erreicht, treffen einen Ranger, der uns mit Kartenmaterial aushilft und auch einige Ausgrabungsstücke zeigt - Dinosaurierknochen. Er beglückwünscht uns zum Wetter und zur gewählten Uhrzeit; wir genießen die Einsamkeit und Stille hier und klappern drei kürzere Trails ab: den „Red Hill Trail“, den „Painted Cove Trail“ und den „Painted Hills Overlook Trail“ - letzteren im besten Abendlicht. Schaut euch die kleine Auswahl (!!) an Fotos an - toll, oder?

Als wir endlich wieder raus fahren steht eine ganze Herde Mule Deer in der Wiese. Die Rückfahrt klappt super. Hinter uns färbt die untergehende Sonne alles in Gelb- und Orangetöne, vor uns erscheinen die Wolken mit lila-rosa-Schimmer. Unglaublich! Gott sei Dank springt uns in der Dämmerung kein Deer vor den Kühler. Leider liegt immer wieder Fallwild am Straßenrand und das war unsere größte Sorge.

In John Day suchen wir die „Outpost“ auf - ein weiteres typisches Diner, aber mit Bar. Daher gibt es zwei bislang unbekannte, leckere Gezapfte für mich und Rotwein für Gabi. Dazu eine Riesenpizza und einen Salat mit Teryakihuhn und gebratenen Reisnudeln. Puh! Der Tag endete, wie er begann: mit Kalorienbomben. Er war aber auch wirklich perfekt.

Jetzt ist es nach 11 Uhr und Gabi schläft schon länger. Ich bin fertig (und fix), baue jetzt das Tagebuch noch ein und lade alles hoch. Gute Nacht. Morgen kommt u.a. der zweite Teil des John Day Fossils Bed NM zu seinem Recht.

Der Highway heute und morgen ist übrigens ein „Oregon Scenic Byway“, eine besonders schöne Straße mit viel Aussicht und sie trägt den Beinamen „Journey through time Scenic Byway“. Eine Reise durch die Zeit war das heute wirklich mit der Eisenbahn, dem Goldbagger und den Fossilien.

Tagesetappe: 405 Kilometer gefahren, 9,5 Kilometer zu Fuß
Übernachtung:
Dreamers Lodge, John Day, OR
© 2018 Gabi & Jürgen